Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

52 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Regenpfeifer.

vor dem Niederſeßen beſchreibt er ſ{<hwebend einen oder mehrere Bogen. Die langen Beine werden im Fluge gerade nah hinten ausgeſtre>t und verleihen der Geſtalt des fliegenden Strandreiters etwas ſo Bezeichnendes, daß man ihn nie verkennen kann. Die Stimme hat Baldamus treffend durch die Silben „huitt huett huitt huett huitt huitt witt witt wett wett“ wiedergegeben. Während der Paarungszeit vernimmt man ſie beſonders oft, aber regelmäßig nur im Fluge oder höchſtens unmittelbar vor dem Auſſtehen.

Längere Beobachtung des Strandreiters lehrt, daß er zu den klügſten Sumpfvögeln gehört. Sein Vertrauen dem Ägypter gegenüber iſt vollkommen begründet; denn kein Araber wird den ihm wohlbekannten Vogel verfolgen oder ſtören; ein einziger Schuß aber macht ihn ſofort vorſichtig und längere Verfolgung ſehr ſcheu. Jch habe mir oft viel Mühe geben müſſen, um die Gatten eines Paares zu erlegen, wenn es mir anfangs niht gelungen war, beide mit einem Schuſſe zu töten. Der Verluſt des treu geliebten Gatten erregt beim überlebenden die größte Betrübnis; aber nur ſelten kehrt dieſer nah dem Auſfliegen wieder zu dem getöteten zurü> und umkreiſt ihn ein- oder mehreremal, wie ſo viele andere Vögel zu thun pflegen. Die Scheu der wenigen Stelzenläufer, die ih im Sudan beobachtete, erkläre ih mir einfa<h dadur<h, daß ihnen der Weiße augenbli>li< auffiel.

Kerbtiere ſcheinen die ausſ<hließlihe Nahrung des Strandreiters zu bilden. Man ſieht ihn beſtändig mit deren Fange beſchäftigt und zwar, indem er ſie von der Oberfläche des Waſſers auſflieſt, gründelnd in dem Schlamme ſucht oder aus der Luft wegfängt. Soviel ih beobachten konnte, waren cs hauptſähli<h Fliegen, Mücken und Käfer, denen er nachſtellt.

Das Neſt habe ich leider nicht ſelbſt geſehen, wohl aber Eier erhalten. Jn Ägypten brütet der Vogel in den Monaten April und Maï, in den nördlichen Ländern einige Tage, in Jndien viel ſpäter; am liebſten geſellig, erbaut er das Neſt im Riedgraſe in einer natürlichen Vertiefung, die eben über dem Spiegel des umgebenden Waſſers liegt, trägt auh wohl kleine Steinchen zuſammen, um die Wände aufzuſchichten, und kleidet ſodann die Mulde ſpärlih mit einigen Halmen aus. Die Eier haben ungefähr die Geſtalt derer unſeres Kiebißges, auch ziemlich die gleiche Größe, etwa 45 mm Längs-, 30 mm Querdurchmeſſer, aber eine viel zartere Schale. Jhre Grundfärbung iſt ein dunkles Ocergelb - Olivengrün oder Ölgelb; die Zeichnung beſteht in wenigen aſhgrauen Unterfle>en und vielen rot: und ſ{<warzbraunen, rundlichen und länglichen, größeren oder kleineren, am di>en Ende dicter ſtehenden Oberfle>en von unregelmäßiger Geſtalt. Das Weibchen brütet eifrig, und beide Eltern ſchreien kläglich, wenn fih jemand dem Neſte nähert. Sofort nah dem Auskriechen verlaſſen die Jungen das Neſt: einige Wochen ſpäter ſind ſie ausgefiedert.

Die Ungarn ſtellen der „Storhſchnepſe“, wie ſie unſeren Strandreiter nennen, nach, obgleih das Fleiſch nicht beſonders ſ{<hma>haft genannt werden kann und, nah meinen Beobachtungen, eigentlih nux im Winter genießbar iſt. Gefangene habe ih niemals geſehen

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Der Leib der Säblexr (Recurvirostra), mittelgroßer Strandvögel, iſt kräftig gebaut, der Kopf groß, der Schnabel lang, ſ{<hwa<h, ſchmal, abgeplattet und deshalb bedeutend breiter als hoh, an der Spiße ungemein verdünnt und entweder einfah aufwärts gefrümmt oder unmittelbar vor ihr wiederum abwärts gebogen, durchaus hart und glatt, an den Kanten ſ<hneidend ſcharf, im Jnneren bis auf zwei gleihlaufende Leiſten in jeder Hälfte, deren untere in die oberen paſſen, und zwiſchen welchen die Zunge liegt, äußerſt flach, das Bein ſehr lang, aber verhältnismäßig ſtark, hoh über der Ferſe na>t, der Fuß vierzehig, zwiſchen den Vorderzehen mit halben Shwimmhäuten ausgerüſtet die Hinterzehe bei gewiſſen Arten verkümmert, bei anderen ausgebildet, der Flügel mittellang und