Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

658 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſechzehnte Familie: Entenvögel.

hell bleiblau, an der Spiße ſhwarz, der Fuß grünlich bleifarben. Das Männchen im Sommerkleide iſt matter geſärbt und der Schopf noh niht entwi>elt, das Weibchen dem der Bergente. ähnlich, ſein Schopf kurz.

Vom Polarkreiſe an bis gegen den Wendekreis hin und von China an bis Weſteuropa hat man die Tafelente an entſprehenden Orten überall geſunden. Fm hohen Norden ſcheint ſie niht vorzukommen , und die ſüdlihen Teile ihres Verbreitungskreiſes beſucht ſie nur während ihres Zuges; denn ſie gehört eigentli<h dem Norden des gemäßigten Gürtels an und findet ſhon im Süden Europas die ihr zuſagende Winterherberge. Fn Deutſchland iſt ſie nirgends ſelten, in den waſſerreihen Ebenen des Nordens hier und da ſogar ſehr häufiger Brutvogel. Sie erſcheint im März und verläßt die Heimat im Oktober und November wieder, bringt aber den Winter bei gelinder Witterung einzeln au< in unſerem Vaterlande zu. Jn Südrußland, den Donautiefländern, Griechenland, Süditalien, Spanien und ganz Nordafrika wird ſie während der Wintermonate überall gefunden. Sie zieht des Nachts in großen Haufen, gewöhnlich unordentlich durcheinander, ausnahmsweiſe auch wohl in eine ſchiefe Reihe geordnet, meiſt ſchreiend oder wenigſtens knarrend, und erſcheint im Frühjahre in kleineren Geſellſchaften oder paarweiſe wieder. Während des Sommers bezieht ſie Süßwaſſerſeen, große Teiche oder auh Brüche, die freie Waſſerflächen von einiger Tiefe haben, und beſucht von ihnen aus kleinere Gewäſſer der Nachbarſchaft. Die Moorente teilt mit der Verwandten annähernd denſelben Verbreitungskreis, bewohnt Mittel- und Südeuropa ſowie Nordaſien und wandert im Winter bis Nordafrika und Fndien. Fn Norddeutſchland brütet ſie häufig, in Ungarn iſt ſie gemein, beſhränkt jedo<h hier wie da ihren Aufenthaltsort auf bruchartige Gewäſſer. Die Kolbenente bewohnt Südeuropa und Turfiſtan, die Mongolei, wahrſcheinlich alle geeigneten Gewäſſer der Aralokaſpiſchen Niederung und wandert im Winter bis Nordafrika und Jndien. Jn Deutſchland brütet ſie regelmäßig auf den Mansfeldiſchen Seen. Berg- und Neiherente ſind Bewohner der Tundra und ziehen im Winter bis Nordafrika und FJndien.

Innerhalb ihrer Familie gehört die Tafelente, auf deren Lebensſchilderung i< mit beſhränken muß, zu den beweglichſten Arten. Sie geht verhältnismäßig beſſer als die meiſten übrigen, obgleich no< immer ſ{hwerfällig, betritt das Land auch nux ungern, höchſtens um ſi auf ſiheren Sandbänken auszuruhen oder eine an den Strand geworfene Pflanzenmaſſe zu dur<hſtöbern, und verrichtet ſonſt alle ihre Geſchäfte auf dem Waſſer. Fm Schwimmen ſenkt ſie ſih etwas weniger tief ein als ihre Verwandten, dur<fur<ht die Wellen aber mit derſelben Gewandtheit wie dieſe und iſt blißſchnell in der Tiefe verſhwunden. Der Flug geſchieht unter heftigem Flügelſ<hlage, verurſacht vernehmliches Rauſchen und fördert niht gerade ſhnell, ſcheint aber doh weniger zu ermüden, als man glauben möhte. Die Stimme iſ ein tiefer, ſhnarchender Laut, der dur die Silbe „harr“ oder „herr“ ungefähr wiedergegeben werden kann und während der Paarungszeit von einem eigentümlichen Getöne, das Naumann „Quätſchen“ nennt, begleitet. Fm Vergleiche zu den Schwimmenten iſ die Tafelente wie ihre Verwandten wenig ſcheu, zuweilen ſogar ſehr zutraulih; doh macht auch ſie Verfolgung vorſichtig, wie ſie überhaupt die Verhältniſſe bald würdigen und dana<h handeln lernt.

Während des Sommers nährt ſich dieſe Tauchente vorzug3weiſe von Pflanzenſtoffen: Wurzelknollen, Keimen, zarten Blätterſpizen, Blüten und Samen der verſchiedenen Waſſerpflanzen. Nebenbei fängt ſie Kerbtiere oder Fiſchchen, lieſt Muſcheln auf, kurz, ſucht ihren Tiſch ſo vielſeitig wie mögli zu beſchi>en; während des Zuges geht ſie mehr zu tieriſcher Nahrung über, und dann nimmt ihr ſonſt köſtlihes Wildbret einen unangenehm thranigen Geſhma> an.