Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Pampaſtrauß: Bewegungen. Stimme. Vegabung. Nahrung. ' 679

fönnen der Verlo>kung nicht widerſtehen, von der ihnen unbekannten Erſcheinung ſih zu vergewiſſern. Jhr Mißtrauen bleibt allerdings ſtets wah; aber die Neugierde überwiegt, und bald ſieht der Jäger die ganze Geſellſchaft, den Hahn voran, mit langen Hälſen und vorſichtig auftretend, ſih nähern. Dabei gehen fie hin und hex, bleiben kurze Zeit ſtehen, weiden ſelbſt; wenn aber der Jäger die Geduld nicht verliert, nahen ſie ſih ſ{<ließli< do< bis auf wenige Schritt.

Während der Negenzeit äſt ſih der Nandu vorzugsweiſe von Klee und Kerbtieren; ſpäter ſucht er jene ſhon erwähnten Stellen auf, welche das Vieh düngte. Für die aus Europa eingeführten Nußgewächſe zeigt er eine ſeinen Geſchma> ehrende Vorliebe, und wenn ein Trupp die Alfalfafelder oder den Gemüſegarten eines Anſiedlers entde>t ſo gibt es zu hüten, wenn noh ein grünes Blatt übrigbleiben ſoll“. Dagegen bringt er auch wieder Nugen, indem er klettenartige Samen, den Fluch des Viehzüchters, gern verzehrt, ſolange ſie noh grün ſind. „Wer einen einzigen Nandumagen im Dezember unterſucht hat“, ſagt Böing, „weiß, in welchen Maſſen der Pampaſtrauß dieſen Samen verzehrt, und {hon deshalb allein verdient er die Schonung allgemein, die ihm der denkende Landbeſißer bereits angedeihen läßt.“ Zu jeder Zeit und in jedem Alter frißt er Kerbtiere der verſchiedenſten Art, nach Verſicherung der Gauchos auh Schlangen und andere fleine Kriechtiere, und behufs der Verdauung nimmt er, wie die Hühner, Steinchen zu ſih. Er trinkt ſelten; es ſcheint alſo, als ob der Tau und Regen ihm längere Zeit genügen könne; wenn er aber an ein Waſſer kommt, ſchöpft er mit dem Schnabel und läßt das Waſſer durh Emporhalten des Kopfes in den Schlund hinabfließen, wie die Hühner thun. Gefangene trinken regelmäßig.

Mit Beginn des Frühlings, auf der ſüdlichen Halbkugel alſo im Oktober, ſammelt der Nanduhahn, der nah Ablauf des zweiten Jahres fortpflanzungsfähig wird, 3Z—7, in ſeltenen Fällen mehr Hennen um ſi< und vertreibt andere Hähne durh Schnabelhiebe und Flügel: ſchläge aus ſeinem Bereiche. Vor den Weibchen führt er, wie wir an unſeren Gefangenen beobachten können, höchſt ſonderbare Tänze auf. Er ſchreitet mit weit ausgebreiteten, herabhängenden Flügeln hin und her, beginnt zuweilen plößlih außerordentlih f{<ne!l zu rennen, ſ{<lägt mit unübertrefflicher Gewandtheit 3 oder 4 Haken nacheinander, mäßigt ſeinen Lauf und ſtolziert würdevoll weiter, beugt ſi< etwas hernieder und fängt das alte Spiel von neuem an. Dabei ſtößt er ein dumpfes, brüllendes Geſchrei aus, gibt überhaupt in jeder Hinſicht lebhafte Erregung kund. Fn der Freiheit zeigt er unter dieſen Umſtänden ſeinen Mut und ſeine Kampfluſt bloß anderen Männchen gegenüber; in der Gefangenſchaft fällt er ſeinen Wärter oder überhaupt alle Menſchen an, welche ex kennt, verſucht, ihnen Schnabelhiebe beizubringen und ſchlägt au<h wohl, wie der afrikaniſche Strauß, heſtig mit den Füßen aus. Bodinus beobachtete an einem von ihm gepflegten Paare, daß der Hahn ſih hin und wieder auf eine beſtimmte Stelle ſette und dadurch, ohne daß man ein Scharren bemerken konnte, allmählih eine Vertiefung bildete, in die er ausgeriſſenes dürres Gras in der Weiſe warf, daß er im Dahinſchreiten die Halme hinter ſih ſ{<leuderte, und dies ſo. lange fortſeßte, bis ſie in die Nähe der Vertiefung gelangten. Alsdann hier wieder Plaß nehmend, ordnete er die Stoffe nah beſtem Ermeſſen, wenn auh ziemlih unordentlich und verworren. Das Weibchen bekümmerte ſih niht um dieſes Treiben.

Jn der Pampa findet man, laut Böcking, noh vor dem Brüten, das von Mitte Dezember an beginnt, einzelne Eier, die dort Findlinge genannt werden; ſie rühren von den zuerſt befruchteten Hennen her, die von Legenot überraſcht wurden, bevor noh das Männchen ſi< für einen Neſtplagz entſchieden hatte. Das Neſt iſt hier ſtets eine fla<he Aushöhlung an einem der Überſhwemmung niht ausgeſeßten und au< im übrigen tro>enen Orte, der möglichſt verborgen und ſeitlih von Diſteln oder hohem Graſe beſhüßt wird.