Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Helmfkaſuavr: Lebensweiſe. Zähmbarkeit. Bewegungen. 685

Auge rotbraun, der Schnabel ſ{hwarz, der Fuß graugelb. Junge Vögel ſehen bräunlih aus. Forſten ſah den Helmkaſuar in den Wäldern Cerams, und faſt ſcheint es, daß der Vogel auf dieſe einzige Fnſel beſchränkt iſt.

Alle Reiſenden, welche uns über das Freileben der Kaſuare etwas mitzuteilen wiſſen, ſtimmen darin überein, daß ſie im Gegenſaße zu den bisher erwähnten Verwandten die dilhteſten Waldungen bewohnen und hier ein ſehr verborgenes Leben führen, auh bei der geringſten Gefahr augenbli>lih davon eilen und ſih den Blicken der Menſchen zu entziehen ſuchen. Auf den dünn bevölkerten Fnſeln ſollen ſie keine8wegs felten, im Gegenteile häufig ſein, immer aber einzeln gefunden werden. Wie {wer es iſt, ſie zu beobachten, mag daraus hervorgehen, daß Müller auf Neuguinea niemals Gelegenheit hatte, einen Kaſuar zu ſehen, obſchon er deſſen Fährte fand und den flüchtigen Vogel durch das Gebüſch rauſchen hörte, und daß Wallace auf Ceram auh niht einen einzigen erbeuten konnte, obgleih der Vogel an allen von ihm beſuchten Orten vorkommt. Wir erfahren daher von ihm auh nichts weiter als Folgendes: „Dieſe Vögel wandern durch die ungeheuern Bergwälder, welche die Jnſel Ceram bede>en, und nähren ſih hauptſächlich von abgefallenen Früchten, Kerb- und Krebstieren. Das Weibchen legt 3—b große, ſhön gekörnelte grüne Eier auf cin Blätterbett, und Männchen und Weibchen ſißen abwechſelnd einen Monat lang darauf.“ Inwieweit leßtere Angabe richtig iſt, will ih dahin geſtellt ſein laſſen; zu beklagen ift, daß Wallace es niht der Mühe wert erachtet zu haben ſ{heint, genauere Erkundigungen einzuziehen.

Alle Kaſuare, welche man na< Europa bringt, ſollen von den Eingeborenen als Küchlein gefangen und großgezogen worden ſein. Dies iſt vielleicht die Urſache, daß die meiſten verhältnismäßig zahm, ſanft und zutraulich erſcheinen, während doh ihr urſprüngliches Weſen auf die Gegenſäße von allen dieſen Eigenſchaften hindeutet. Bennett berichtet, daß zwei Muruks (Hippalectryo bennettii), die er erhielt, von den Eingeborenen Neubritanniens an Bord des Schiffes „Oberon“ gebracht und dem Kapitän Davlin zum Kaufe angeboten wurden. Die Leute erzählten, daß es unmöglich ſei, alte Kaſuare zu fangen, weil ſie ungemein ſcheu wären, bei dem geringſten Geräuſche davon eilten und vermöge ihrer Fertigkeit im Laufen und ihrer Ausdauer raſh eines jener Dikichte erreichten, welche kein Menſch zu durchdringen vermöge. Die Jungen würden bald na< dem Ausjchlüpfen gefangen und wie Küchlein großgezogen. Vennetts gefangene Kaſuare waren ſehr zahm, liefen im Hauſe und Hofe überall umher und ohne Beſorgnis auf jeden zu, welchen ſie ſahen, weil man ſie dur<h Füttern verwöhnt hatte. Mit der Zeit wurden ſie ſo zudringlich, daß ſie die Dienerſchaft in ihren Arbeiten ſtörten; denn ſie drangen dur offen ſtehende Thüren ein, folgten den Leuten auf Schritt und Tritt, durchſtöberten in der Küche alle Winkel, ſprangen auf Tiſch und Stühle und beunruhigten den Koh. Wenn man verſuchte, ſie zu fangen, liefen ſie äußerſt ſ<hnell umher oder verkrochen ſih unter die Gerätſchaften, wehrten ſich au< wohl mutig mit Schnabel und Füßen. Ließ man ſie frei, ſo gingen ſie von ſelbſt wieder nah ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsorte zurü>. Wollte die Magd ſie wegtreiben, ſo ſchlugen ſie nah ihr oder zerriſſen ihr die Kleider. Sie liefen in den Stall zwiſchen die Pferde und fraßen mit dieſen aus der Krippe. Nicht ſelten kamen ſie in Bennetts Studierzimmer, nachdem ſie ſelbſt die klaffende Thür geöffnet, liefen darin umher, beſaßen alles und gingen wieder ihres Weges. Jedes ungewohnte Creignis feſſelte ſie, ein Geräuſch, das ſie vernahmen, zog ſie herbei.

Jn ihrem Gange unterſcheiden ſi<h die Kaſuare weſentli<h von anderen Kurzflüglern. Sie laufen niht, ſondern traben und zwar mit einer wagerehten Haltung des Leibes, lüften dabei auh gewöhnli< die verlängerten Bürzelfedern etwas und erſcheinen ſo hinten höher als vorn. Die einzelnen Schritte folgen niht beſonders {nell aufeinander, und der Trab