Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Helmkaſuar. — Emu. 687

vortrefflichen Wärter aneinander gewöhnt und machten im Fahre 1862 Anſtalt zum Brüten. Auch hier war es das Männchen, das alle Geſchäſte der Mutter auf ſih nahm. Es brütete 7 Wochen lang mit regem Eifer und zeitigte ein Junges, das aber leider ſhon an demſelben Tage von Natten getötet wurde, Zu meiner lebhaften Freude ſah ih im Sommec des Jahres 1866 in demſelben Tiergarten ein eben ausgeſchlüpftes Junges des Helmkaſuars,/ das ebenfalls vom Männchen erbrütet worden war. Die Brutzeit hatte vom 26. April bis zum 23. Juni gedauert. Der junge Kaſuar iſt ein allerliebſtes Geſchöpf, ebenſowohl was Färbung und Zeichnung wie Betragen und Weſen anlangt. Sein Daunenkleid iſt auf licht gelbbraunem Grunde dunkelbraun in die Länge geſtreift, und zwar beſteht dieſe Zeichnung aus einem breiten Mittelſtreifen und ſ{hmalen Seitenſtreifen, die längs des ganzen Körpers hinlaufen, und von welchen einer ſih au< über die Beine zieht. Der Helm iſt als Hauptplatte angedeutet, die Belappung der Kehle bereits vorhanden. Am Tage ſeines Eintrittes in die Welt iſt das Junge noh \{<le<t zu Fuße, jeder ſeiner Schritte wird mit einer gewiſſen Ängſtlichkeit ausgeführt, und der Lauf hat etwas ſehr Schwankendes. Am folgenden Tage geht die Bewegung bereits weit beſſer von ſtatten, und das Tierchen läßt auch ſhon ſeine Stimme, ein dem Geſchrei junger Küchlein ähnliches {waches „Glüh glü> glüd“ vernehmen. Jn ſeinem Betragen und Weſen erinnert es an junge Hühner. Der Vater führt es mit großer Sorgfalt, hebt beim Gehen vorſichtig ſeine Füße auf und ſeßt ſie behutſam erſt dann wieder nieder, wenn er ſi<h dur<h einen Bli>k überzeugt hat, daß ex ſein Kind nicht gefährdet. Dieſes ſhwankt und humpelt beſtändig hinter dem Alten drein oder, rihtiger geſagt, unter ihm dahin, ohne daß leßterer irgend wel<hen Lokton ausſtößt. Der Wärter hatte ihm ein Futter vorgeſtreut, wie man es jungen Faſanen zu reichen pflegt, und es pi>te auh ziemlih oft einige Brö>kchen davon auf. Nachts wurde es von dem Alten ſorgfältig gehudert.

Die Emus (Dromaeus), die als Vertreter einer beſonderen Familie (Dromaeidae) angeſehen werden, ähneln in der Geſtalt dem Strauße, haben aber einen gedrungeneren, unterſeßteren Rumpf und kürzeren Hals, ſtehen auch niedriger auf den Beinen und machen deshalb einen durchaus verſchiedenen Eindru>. Der Schnabel iſt gerade, ſeitlih ſehr zuſammengedrüd>t, auf dem Firſte deutlich gekielt, an der Spiße gerundet; die großen Naſenlöcher, die von einer Haut überde>t werden, öffnen ſih ungefähr in ſeiner Mitte. Die Beine ſind ſehr kräftig, bis zum Ferſengelenke befiedert, unten mit ſtarken Schilden bekleidet; der Fuß teilt ſih in drei Zehen, deren ſeitlihe ſih in der Länge gleichen und die ſämtli<h mit ſtarken Nägeln bewehrt werden. Die Flügel ſind ſo außerordentlih klein, daß man ſie niht bemerkt, wenn ſie an den Rumpf angedrü>t werden; ihre Befiederung unterſcheidet ſih nit von der des Nü>kens, und demzufolge iſt von eigentlichen Schwingen hier niht zu reden; ebenſowenig beſißt der Emu Steuerfedern. Das Geſieder bekleidet faſt den ganzen Leib und läßt nur die Kopfſeiten und die Gurgelgegend frei. Alle einzelnen Federn zeihnen ſih durch erhebliche Länge, geringe Breite, auffallende Biegſamkeit der Schäfte und lo>eres Gefüge aus. Die Geſchlechter unterſcheiden ſih niht in der Färbung, wohl aber etwas, wenn auh nur wenig, durch die Größe.

Der Emu (Dromaeus novae-hollandiae und inornatus, Casnarius novaehollandiae, Dromajus novae-hollandiae und ater, Dromicens australis und emu) ſteht dem aſritaniſhen Strauße an Größe nac, übertrifft hierin aber den Nandu, Seine Höhe beträgt ungefähr 1,7 m; Jäger wollen auch einzelne Männchen von 2 m Höhe exlegt haben.