Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Emu: Vorkommen. Lebensweiſe. Fortpflanzung. 689

allſeitig verfolgten Charaktervogel jenes Erdteile den Schuß der Behörden zu erwirken. Jn einzelnen Teilen Victorias ſoll er na< Verſicherung des ſhon mehrfa<h erwähnten „alten Buſhmannes“ noch zahlreih vorkommen; aber dieſe Gegenden liegen weit entfernt von dem Getriebe des weißen Mannes, auf den ſogenannten wilden Ebenen, die nur zuweilen von einem einſamen Schäfer beſucht werden.

Hier, wo er mit ſeinem fürchterlichſten Feinde, dem Weißen, noh ſelten zuſammengetroffen iſt, zeigt ſih der Emu wenig ſcheu, und gar nicht ſelten kommt er diht heran zu den Zelten jener Vorläufer der Einwanderer. Man ſagt, daß er ſi<h in Trupps von Z—5 Stück zuſammenhalte, niht aber zahlreiche Herden bilde, und daß ſein Betragen mit dem des Stxaußes Ähnlichkeit habe; ih glaube jedo<h bemerken zu müſſen, daß diejenigen, von welchen dieſe Angabe herrührt, ſ{<werli< beide Vögel miteinander verglichen haben werden: denn Strauß und Emu unterſcheiden ſih, wie man an gefangenen wahrnehmen kann, in Haltung und Bewegung ſo weſentli, daß ihr Gebaren während ihres Freilebens ganz beſtimmt voneinander abweichen wird. Currie bemerkt, daß der Emu ein ausgezeihneter Wettrenner iſt und deshalb zu einer Jagd Veranlaſſung gibt, die der Haſenhetze in England wenigſtens gleihkommt, falls ſie dieſe niht no< übertrifft; Cunningham exrgänzt dieſe Mitteilung, indem er die Jagd beſchreibt und mitteilt, daß zu ihr die Känguruhhunde gebraucht werden, daß aber nicht alle die Heße aufnehmen, weil ſie ſi<h vor den gefährlihen Fußtritten des Vogels fürhten. Die Anſiedler behaupten, daß der Emu im ſtande ſei, dux< einen einzigen Schlag ſeines kräftigen Fußes den Unterſchenkel eines

tannes zu zerbrechen oder ein Raubtier zu töten. Gut abgerichtete Hunde ſollen ihn deshalb ſtets von vorn anſpringen, am Halſe pa>en und ſo niederreißen. Das Wildbret wird mit zähem Rindfleiſche verglichen und als ein gutes Gericht gerühmt, obgleih es etwas ſüßli<h ſ{<hmed>en ſoll; das der Jungen ſcheint, den übereinſtimmenden Berichten zufolge, äußerſt ſ<hma>haft zu ſein. Für Leichhardt und ſeine Gefährten bildete der Emu oft einen Gegenſtand der eifrigſten Jagd. Die mutigen Reiſenden fanden ihn zwiſchen der Höhe des Golfes von Caxpentaria und Port Eſſington ſo häufig, daß man auf dem kleinen Raume von 8 engliſchen Meilen Durchmeſſer Hunderte, zu 3, 5 und 10 Stü vereinigt, bemerken tonnte. Die Erbeutung eines von ihnen war aber in der armen Wüſte jedesmal ein freudiges Ereignis. Leichhardt bemerkt, daß die Eingeborenen dem gefangenen Emu, um ihn zu töten, die Flügel brechen, weil ſie glauben, daß dieſe ihm zum Enttfommen dienen. Von dem erlegten Vogel benußt man übrigens nur wenig; für die Küche vorzugsweiſe die Schenkel, die freilih ſo groß ſind, daß Cunningham verſichert, es ſei das beſhwerlihſte Geſchäft geweſen, das er je ausgeführt, zwei ſolcher Keulen eine Meile heimwärts zu tragen. Nach Angabe des „alten Buſhmannes“ wird der Emu zuweilen ſehr fett, und dann kfo<ht man das Fleiſh hauptſähli<h, um das Öl zu gewinnen, das in den Augen des Jägers als ein unübertreffliches Mittel gegen alle möglichen Krankheiten, namentlih aber gihtiſhe Anfälle, gilt. Bei den Eingeborenen beobachtete Leichhardt ſonderbare Gebräuche bezüglih der Verwertung des erlegten Emus: ſo dürfen z. B. die jungen Männer und Buben nichts von ſeinem Fleiſche eſſen.

Über die Fortpflanzungsgeſchichte des freilebenden Emus wiſſen wir noh wenig. Gould ſagt, daß das Weibhen 6—7 \{<hön dunkelgrüne, warzig gekörnelte Eier in eine ausgeſharrtie Vertiefung des Bodens, am liebſten auf ſandiger Stelle, lege, und daß beide Gatten des Paares beſtändig zuſammenhielten und das Männchen regen Anteil am Brüten nehme. Bennett gibt an, daß das Neſt auf einen buſchigen Hügel eingegraben werde und regelmäßig eine ungerade Zahl von Eiern enthalte, entweder 9, 11 oder 13 Stü. Genaueres haben wir an gefangenen erfahren. Der Emu pflanzt ſih leihter als jeder andere Kurzflügler in der Gefangenſchaft fort. Schon das Paar, das Bennett im Londoner

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. - VI. : 44