Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

494 Zweite Ordnung: Panzerechſen; einzige Familie: Krokodile.

allerliebſte Geſchöpfe, hatten beim Auskriechen eine Länge von 40 cm, wovon 4 cm auf die Schnauze und 22 em auf den Schwanz kamen, waren graubräunlih und mit fünf unregelmäßigen dunkeln Querbinden auf dem Nücken zwiſchen Vorder- und Hinterfüßen und deren neun auf dem Schwanze gezeichnet. Unmittelbar nah dem Ausfriehen rannten fie mit überraſhender Schnelligkeit davon; eins von ihnen, dem Anderſon Geburtshilfe leiſtete, biß bereits lebhaft um ſi< und unſeren Gewährsmann in den Finger, noh ehe dieſer es gänzlih aus ſeiner Schale befreit hatte.

In den europäiſ<hen Sammlungen findet man den Gavial ſeltener als andere Kroftodile, lebend nur hier und da bei begüterten Liebhabern. Da er im Freien auf tiefes und ſtrömendes Waſſer angewieſen iſt und außer der Fortpflanzungszeit {hwerlih freiwillig ans Land geht, mag auch ſeine Haltung größere Schwierigkeiten haben als die anderer DrdnungSverwandten. ES

Als Krokodile (Croco dilus) im engeren Sinne bezeihnen wir die zwölf Arten, bei welchen der Zwiſchenkiefer vorn zwei tiefe Gruben zur Aufnahme der beiden vorderſten und jeder Oberkiefer einen Ausſhnitt zur Aufnahme des jederſeitigen vierten Zahnes des Unter: kiefers beſizt. Die Anzahl der ungleichen, aber ſtets ſehr kräftigen Zähne beläuft ſih auf 17—19 in jedem Ober- und 15 in jedem Unterkiefer, alſo im ganzen auf 64—68.

Bei allen bekannten Arten iſt der fünfte Zahn im Oberkiefer größer als die übrigen, und die Naht, welche die beiden Unterkieferäſte vereinigt, erſtre>t ſih nach hinten niht über den achten Unterkieferzahn hinaus. Den Rücken de>en vier oder mehr Längsreihen gekielter Knochenſchilde. Krokodile wohnen in Afrika, in Südweſt- und Südaſien, Nordauſtralien und dem tropiſhen Amerika.

Die einzelnen Arten voneinander zu trennen, iſt, namentlih wenn man das genaue Vaterland eines Stückes nicht kennt, durchaus nict leiht. So einfach es ſcheint, weit verſchiedene Formen wie das Panzerkrokodil von dem Sumpfkrokodile zu unterſcheiden, ſo [{<hwer iſt es, andere und namentlih junge oder gar friſh aus dem Eie geſchlüpſte Stüe in allen Fällen ſicher zu beſtimmen. Die von uns bei den einzelnen Arten gegebenen Merfmale beziehen ſi< darum nur auf erwachſene Tiere.

Die Reihe der zu beſchreibenden Arten mag das Panzerkrokodil (Crocodilus cataphractus, leptorhynehus, Mecistops cataphractus und bennetti) eröffnen, weil es infolge der Bildung ſeiner ſ{hlanken Shnauze gewiſſermaßen als ein Verbindungsglied zwiſchen den Gavialen und Krokodilen erſcheint oder doh erſteren am innigſten ſi anſchließt. Seine Merkmale liegen in der ſehr geſtre>ten, ſhmalen und zugeſpißten, oben gewölbten glatten Schnauze, die dreimal ſo lang wie am Grunde breit iſt, der gewölbten Stirn, dem in zwei Längsreihen geordneten Doppelpaar von Na>enſchilden, die unmittelbar an die ſehs Längsreihen des Rü>kenpanzers grenzen. Der Unterſchenkel trägt, wie bei vielen anderen Krokodilen, einen mit kräftigen Za>en endigenden Shuppenkamm. Der Kopf iſt auf olivenfarbenem Grunde braun getüpfelt, der Rumpf wie dev Schwanz auf braungrünlichem Grunde mit großen ſ{hwarzen Quermakeln, der gelblihweiße Bauch mit ebenſolchen, jedo<h merklih kleineren Fle>en gezeihnet. An Länge ſoll das erwachſene Tier etwa 6 m erreichen.

Adanſon war der erſte Neiſende, der das von ihm im Senegal geſehene Panzerfrokodil von dem in demſelben Strome hauſenden Nilkrokodile unterſchied und, wenn auth ſehr mangelhaft, beſchrieb; ſeitdem hat man es in allen größeren Flüſſen der Weſtküſte Afrikas, insbeſondere im Senegal, Gainbia, Niger, Vinue, Kamerun, Gabun, Kuilu und