Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Nilkrokodil. Leiſtenkrokodil. Sumpfkrokodil. 521

und inſofern beſonders behandelt worden, als man ſie einzeln beiſegte, während die kleineren zwar mit derſelben Sorgſamkeit eingepa>t, aber zu 60—80 Stü in langen, an beiden Enden zugeſpißten und zuſammengebundenen Körben aus-Palmzweigen aufbewahrt wurden. Genau in derſelben Weiſe hat man auch die Eier eingepa>t. Wenn man dieſe Verge von Leichnamen der heiligen Tiere betrachtet, kommt einem der Gedanke ganz von ſelbſt, daß es mit der Heilighaltung der Krokodile eine eigentümlihe Bewandtnis haben mußte, daß die alten Ägypter die Krokodile eher fürchteten als verehrten und ſie auf jede Weiſe zu vermindern ſuchten. Alle die Ungeheuer, deren Leichname man hier liegen ſieht, waren gewiß niht eines natürlihen Todes verblichen, vielmehr getötet und dann einbalſamiert worden, gleihſam um ſie wegen des Mordes zu verſöhnen. Jn welcher Beziehung die Menſchenmumien zu den Krokodilen ſtanden, dürfte hwer zu ſagen ſein; möglicherweiſe hatte ihnen das Geſchäft obgelegen, die Krokodile zu jagen und ihre Leichname einzubalſamieren. Unter den aſiatiſhen Arten der Gattung muß das Leiſtenkrokodil (Crocodilus POr0sS1uSs, biporcatus, pondicerianus und oopholis, Oopholis porosus und pondicherianus) vor jedem anderen genannt werden, weil es die am weiteſten verbreitete Art der ganzen Familie iſt. Durch das regelmäßige Fehlen der vorderen Nackenſchilde die nur höchſt ſelten und dann immer bloß in einem Paare auftreten, dur die in 4—8 Längs8reihen angeordneten Nückenſchilde ſowie beſonders dur<h zwei auf der Schnauze verlaufende, ſehr lange, vom Auge faſt bis zur Naſenſpitze reichende, perlſchnurartig gegliederte Knochenleiſten unterſcheidet ſih, laut Strauch, das Leiſtenkrokodil genügend von allen übrigen Arten. Die Schnauze iſt no< immer lang, mehr oder minder verſchmälert und zugeſpißt, doppelt ſo lang wie am Grunde breit, gewölbt und faltig, der Za>enkamm an den Unterſchenfeln vorhanden, die Färbung dunkel olivengrün, bei den Zungen mit dunkleren Fle>en. Es ſind Stücke bis zu 8,6 m gemeſſen worden, doh gehören in den Sammlungen ſolche von 5,25 m Länge ſ{<on-zu den Ausnahmen. |

Das Leiſtenkrokodil iſt in Südoſtaſien und der umliegenden Fnſelwelt heimiſch; es findet ſih an der Oſtküſte Fndiens, auf Ceylon, in Bengalen, Barma, im ſüdweſtlichen China und im ganzen weiten Fnſelgebiete bis nah Nordauſtralien und iſt ſogar von den Salomon- und Fidſchi-Jnſeln bekannt. An der Weſtküſte Jndiens hat man es, laut Boulenger, no< niht nachgewieſen, auc iſt es noh niht ſicher, ob es überhaupt weit oberhalb der von den Gezeiten beeinflußten Mündungsgebiete der Gewäſſer vorkommt.

Hierdurch weiht es ab von den Gewohnheiten des nächſten Verwandten, mit dem es wohl oft verwechſelt werden mag, des viel kleineren, nur 3—4 m Länge erreichenden Sumpfkrokodiles (Crocodilus palustris, trigonops, bombifrons und indicus), deſſen Schnauze noh kürzer und nur anderthalbmal länger wie am Grunde breit iſt. Es fehlt ihm die vom Auge nach vorn ziehende Knochenleiſte des Leiſtenkrokodiles und ſein Nü>en iſt faſt immer nur mit vier Längsreihen von Knochenſchilden gede>t. Dieſes iſt das gemeine Krofodil Fndiens, der „Magar“ der in den meiſten ſüßen Gewäſſern, in Flüſſen, Sümpfen und Teichen gefunden wird und zwar in ganz Jndien weſtwärts bis Sind und, laut Boulenger, bis Belutſchiſtan, in Barma, auf der Malayiſchen Halbinſel, auf Ceylon und im Malayiſchen Archipel vorkommt.

Das Leiſtenkrokodil darf man als das Krokodil des Meeres bezeichnen; denn öfter als jede andere Art beſucht es von den Mündungen der Ströme aus die See und wird nicht ſelten mehrere Seemeilen entfernt von der Küſte geſehen oder bei Ebbe auf tro>en gelegten Sandbänken mäßig breiter Straßen zwiſchen den Jnſeln beobachtet. Auf Ceylon ſiedelt es ſich, laut Six Emerſon Tennent, vorzugsweiſe in den Flüſſen und Seen oder Sümpfen