Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

520 Zweite Ordnung: Panzerechſen; einzige Familie: Krokodile.

* bereits zerlegt und von den vielen Eiern, die es im Leibe hatte, nur noc ihrer 26 übrig; denn die Matroſen hatten es niht über ſih vermocht, dem Anblicke dieſes köſtlichen Lecerbiſſens zu widerſtehen, ſondern bereits eine, wie ſie ſagten, vortreffliche Mahlzeit gehalten. Am folgenden Tage wurde mit der Hälfte des Beutevorrates der Markt von WolledMedineh bezogen und das Fleiſch dort in überraſchend kurzer Zeit teils verkauft, teils in Meriſa (ein bierähnliches Getränk) umgetauſcht. Abends gab es ein Feſt in der Nähe der Barke. Gegen Zuſicherung eines Gerichtes Krokodilfleiſh hatten ſih ebenjo viele Töchter des Landes, als unſer Schiff Matroſen zählte, willig finden laſſen, an einer Feſtlichkeit teilzunehmen, die erſt durch die Reize der holden Mägdlein und Frauen Bedeutung und Schmu> erhalten ſollte. Über drei großen Feuern brodelte in mächtigen, kugelrunden Töpfen das ſeltene Wildbret, und um das Feuer, um die Töpfe bewegten ſih die braunen Geſtalten in gewohntem Tanze. Lieblich erklang die Tarabuka oder Trommel der Eingeborenen; lieblich duftetén die Schönen, denen die höflichen Anbeter vermittelſt einer geopferten Drüſe föſtliche Salbe bereitet hatten; Liebe8worte wurden geſpendet und zurü>gegeben, und der gute Mond und i gingen ſtill unſeres Weges, um die Feſtfreude nicht zu ſtören. Vis [ſpät in die Nacht hinein erklang die Trommel, bis gegen den Morgen hin währte der Tanz; man ſpeiſte vergnügt ein Gericht Krokodil und trank köſtliche Meriſa dazu, bot auh mir von beidem an und wunderte ſih nicht wenig, daß ih das erſtere ſo entſchieden verſ<hmähte.

Jm Altertum wurde auh mancherlei Arznei aus dem erlegten Krokodile gewonnen. Sein Blut galt als ein vortreffliches Mittel gegen Schlangengift, vertrieb auh Fle>en auf den Augen; die aus der Haut gewonnene Aſche ſollte Wunden heilen, das Fett außerdem gegen Fieber, Zahnweh, Schnakenſtihe ſhügen, ein Zahn, als Amulett am Arme getragen, no< beſondere Kräfte verleihen. Auch hiervon hört man heutige8tags ni<ts mehr. Gewiſſen Teilen des Krokodiles ſchreibt man aber allgemein noh eine Stärkung derjenigen Kräfte zu, welche alle in Vielweiberei lebenden Männer für die wünſchenswerteſten anſehen und deren Erhaltung ſie mit den verſchiedenartigſten Mitteln zu erreichen ſtreben.

Nicht alle Krokodile wurden von den alten Ägyptern mit ſo großen Chren beſtattet wie die, deren Mumien man in den Gräbern von Theben findet, und an welchen man, laut Geoffroy Saint-Hilaire, ſogar noch die Löcher bemerkt, in welchen ſie Ringe trugen; denn diejenigen, welche wir in der Höhle von Maabde bei Monfalut unterſuchten, waren einfa in mit Pech durchtränkte Leinentücher gehüllt. Fene Höhle liegt am reten Nilufer auf der erſten Hochebene, die man betritt, nachdem man die Uferberge erſtiegen. Ein kleiner von einem mächtigen Felsblo>e überdahter Schacht von 3—4 m Tiefe, vor deſſen Eingang Knochen und Leinwandfeßen von Krokodilen und Mumien zerſtreut umherliegen, bildet den Eingang und geht bald in einen längeren Stollen über, den der wißbegierige For\{her auf Händen und Füßen durhkriehen muß. Der Gang führt in eine weite und geräumige Höhle, in welcher Tauſende und aber Tauſende von Fledermäuſen ihre Herberge aufge: ſ<lagen haben. Von der erſten größeren Grotte, die man erreicht, laufen höhere und niedere, längere und kürzere Gänge nach allen Seiten hin aus; jeder zeigt noch heutiges: tags ſein urſprüngliches Gepräge, kein einziger eine Spur von Bearbeitung, wie denn überhaupt die alten Ägypter in dieſen Grabgewölben der heiligen Tiere den Meißel nirgends angeſeßt zu haben ſcheinen. Fn einem der größeren Grottengewölbe bemerkt der Beſucher einen ziemlih hohen Hügel und erfährt bei genauerer Beſichtigung, daß er aus Menſchenleihnamen beſteht. Etwas weiter nah hinten, in einem zweiten, noch größeren Gewölbe, liegen die Mumien der Krokodile, Tauſende über Tauſende geſchichtet, von allen Größen, die Mumien von rieſenhaften Ungeheuern und eben ausgeſchlüpften Fungen, ſelbſt eingetro>nete, mit Erdpeh getränkte Eier. Alle größeren Krokodile ſind mit Leinwand umhüllt