Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

526 Zweite Ordnung: Panzerechſen; einzige Familie: Krokodile,

Martens aus, „Furcht und Ehrfurcht, Trauer und glaubensſtarke Entſagung öfters eins aus dem anderen hervorgehen, ſo ſollen auh die Eingeborenen der Eilande des oſtindiſchen Jnſelmeeres, nac den Erzählungen, die ih auf mehr als einer Jnſel hörte, das Krokodil, das in ihrer Nähe hauſt und ihr Kind verſchlungen hat, niht verfolgen, ſondern heilig halten, in dem Glauben, die Seele eines ihrer Vorfahren wohne in ihm und habe gleichſam ein Recht, den Enkel zu ſi zu nehmen.“ Hier und da iſt man minder gläubig, verfolgt die gefährlichen Tiere und wendet verſchiedene Mittel an, ſi< ihrer zu bemächtigen, am häufigſten die geköderte Angel, hier und da auc große Nebe, an einzelnen Orten endlich feſtſtehende Reuſen, die ſo eingerichtet ſind, daß eine Fallthür hinter ihnen zufällt und den Rückweg nach dem tieferen Waſſer verſperrt.

Auf den Philippinen rihtet man, laut Jagor, ein leihtes Bambusfloß mit einem Gerüſte her, bindet an leßterem in einer gewiſſen Höhe einen Hund oder eine Kage an, befeſtigt an der Seite dieſes Köders einen Angelhaken, der mittels eines Faſerbündels aus Manilahanf mit dem Floſſe verbunden wird, und läßt die ganze Fanganſtalt im Fluſſe treiben. Hat das Krokodil den Köder und damit zugleih den Haken verſhlungen, ſo bemüht es ſich vergeblich, loszukommen: denn die Nachgiebigkeit des Floſſes verhindert daë Zerreißen, die Schmiegſamkeit des Faſerbündels das Zerbeißen; das Floß aber zeigt zugleich den Aufenthalt des gefangenen Tieres an. Ein geangeltes Krokodil benimmt ſi, als ob es raſend wäre, und ſett dem Fänger in der Regel hartnä>igen Widerſtand entgegen; wenn es aber einmal ans Land gebracht worden ift, ergibt es ſich faſt widerſtandslos in ſein Geſchi>. Sir Emerſon Tennent erzählt, daß die Tiere, die mit Neben aus halb vertro>neten Gewäſſern gefiſcht werden ſollen, ſih, wenn ſie es können, in den Shlamm einwühlen und das Neg über ſich weggehen laſſen, alſo eine Liſt: bekunden, die man ihnen ſelbſt in Jndien ſonſt nicht zutraut.

Die gefangenen Leiſtenkrokodile werden gewöhnlich totgeſhlagen und niht weiter benutzt. Hier und da, z. B. in Siam, weiß man ihr Fleiſch zu ſhäßen und bringt ſie deshalb gelegentlih auf den Markt.

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Als Übergangsglied zwiſchen Krokodilen uud Alligatoren mag noch das Stumpfkrofodil (Osteolaemus tetraspis, Crocodilus frontatus, Halcrosiía frontata, nigra und afzelii) eine Stelle finden. Cs iſ der einzige Vertreter der Gattung der Stumpffrofodile (Osteolaemus), die ſih von den eten Krokodilen hauptſächli<h durch eine fnöderne Naſenſcheidewand auszeihnen, welche die Naſenöffnung in zwei Teile trennt. Eine Knochenplatte de>t überdies den größeren Teil des oberen Augenlides. Der Kopf iſt in ſeinem Schädelteile auffallend hoch, die Stirn ſtark abſchüſſig, die Shnauze breit, flah und wenig zugeſpißt, nux wenig länger wie am Grunde breit, vorn deutlih aufgeworfen oder erhöht. Die Schhwimmhäute zwiſchen den Zehen zeichnen ſih dur< ihre Kürze aus, und der Kamm der Unterſchenkel wird durch eine Längsreihe großer, einfach gektielter Schilde erſebt: dies alles ſind Merkmale, die das Stumpfkrokodil einem Alligator ähnli erſcheinen laſſen. Die Beſchildung des Vorderhalſes beſteht aus 6 in einer Querreihe liegenden, aber in zwei getrennten Gruppen verteilten, die des Hinterhalſes aus 4—6, in zwei oder drei Paaren hintereinander lagernden Knochenſchilden, die Bekleidung des Nü>kens aus 6 Längs? und 17 Querreihen von Panzerplatten. Ein mattes Schwarzbraun iſt die Färbung der Oberſeite mit Ausnahme des Kopfes, des Nü>kenpanzers und einiger Stellen des Shwanzfammes, welche Teile auf ſ<mußig hellbraunem Grunde ſchwarze Punkte und Fle>en zeigen; die Unterſeite iſt gleihmäßig glänzend braunſchwarz gefärbt. Funge Tiere ſind gelblichbraun und zeigen über und über ſhwarze Flehen und auf Nücken und Schwanz breite