Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

534 Zweite Ordnung: Panzerechſen; einzige Familie: Krokodile.

Mitbewohnern eines Loches ſo große Aufregung und Furcht hervor, daß dieſe in der Regel auswandern oder ſi<h doh mehrere Tage lang verſte>t halten, während diejenigen, welche dur einen Kugel- oder Schrotſhuß augenbli>lih getötet wurden, die Beachtung ihrer Gefährten in ungleich geringerem Grade auf ſih ziehen. Am Red River wurden in früheren Fahren Tauſende erlegt, weil Schuhe, Stiefel und Sättel von Alligatorhaut Mode geworden waren. Freilih ergab ſih bald, daß dieſes Leder für Schuhwerk nicht haltbar genug war und auch die Feuchtigkeit niht abhielt, do< wird es gegenwärtig zu anderen Zwe>en mannigfaltig verarbeitet; auh das Fett der erlegten Tiere wird benußt, unter anderem auh zux Herſtellung von Maſchinenſhmiere. Eine Verwertung der Drüſen, die ebenſo ſtar? na< Moſchus duften wie die der Krokodile im engeren Sinne, ſcheint man bisher niht nahhaltig verſucht zu haben. D. Gronen ſchäßt die Anzahl der jungen Alligatoren, die jährlih in Florida ihrer Haut, Zähne und ihres Öles wegen gefangen werden, auf 6000. Der Preis iſt ‘etwa 25 Dollar für 100 Stü>k; 10—15 Fuß lange Stüce koſten lebend 25 bis 60 Dollar.

Dieſe Art der Krokodilfamilie iſt es, die man am häufigſten in Tiergärten und Tierſ{haubuden ſieht. Es kommen alljährlih mehrere hundert Stü lebende Alligatoren auf den europäiſchen Tiermarkt, und ſie alle finden Abnehmer, die kleinen, eben dem Eie entſ<lüpften ſolche in Liebhabern, die ſie ihrem Aquarium einverleiben und ſo weit zähmen, daß ſie zuleßt das ihnen vorgehaltene Futter artig aus der Hand nehmen, die großen in den Tierſchaubudenbeſißzern, die ſie ſo lange mit ſih führen, bis ſie der Mißhandlung, dem Hunger und der Kälte erliegen. Alt gefangene Tiere verſhmähen gewöhnlih das Futter, ſolche von 1!/2 m Länge hingegen freſſen bald, vorausgeſeßt, daß man ihnen einen größeren Naum, am beſten einen kleinen Teich im Garten, zur Wohnung anweiſt. Um ſie ans Freſſen zu gewöhnen, muß man ihnen anfänglich lebende Beute vorwerfen, zum Fliegen unfähige Sperlinge, die man aufs Waſſer ſchleudert, lebende Tauben, Hühner und dergleichen; ſpäter nehmen ſie dann auch rohes Fleiſh an, das man mittels eines Bindfadens in Bewegung ſeßt, und ſchließli< ſperren ſie ſhon, wenn man ihnen Nahrung zeigt, den Rachen auf und laſſen ſi, indem ſie ſröhlih glu>ſen, „die gebratenen Tauben ins Maul fliegen“. Alte Alligatoren ſind tüchtige Freſſer und können wöhentlih 8 kg Fleiſh verzehren. Bei ſorgfältiger Behandlung halten ſie auh im Freien die Gefangenſchaft jahrelang aus; dazu gehört aber, daß ſie ſi<h im Winter hinlänglich gegen die Ginwirkung der Kälte ſhüßen, womöglih im Schlamme vergraben und Winterſchlaf halten können; im entgegengeſeßten Falle überleben ſie niht einmal den erſten Winter.

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ES bleibt uns no< eine Gattung übrig, die der Kaimans (Caiman), die ſih nah G. A. Boulenger von den Alligatoren dadur<h unterſcheiden, daß ihnen die knöcherne Naſenſcheidewand fehlt, und daß ſie überdies außer dem Rückenpanzer einen Bauchpanzer von beweglichen, dachziegelig übereinander gelegten Knochenplatten beſißen. Jede Knochenplatte des Bauchpanzers- beſteht aus zwei einzelnen Teilen, die dur< Naht miteinander verbunden ſind.

Man kennt fünf Arten von dieſer Gattung, deren Wohngebiet auf Mittel- und Südamerifa beſchränkt iſt.

„Die Kaimans“, ſagt Shomburgk, „die wir am oberen Eſſequibo, überhaupt in den Savannenflüſſen antrafen, weihen niht nur in Bezug auf Größe, ſondern auh auf Zeihnung vielfah voi denen der Küſte ab. Sie erreichen eine Länge von 4 m, ſind viel {<wärzer, hin und wieder gelb gefle>t; ihre Schnauze iſt kürzer und gedrungener, die Füße ſind