Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Hechtalligator. Mohrenkaiman. 595

türzer und kräftiger als bei jenen. Sie ſtimmen ganz mit dem von Martius am Amazonenſtrome gefundenen Mohrenkaiman überein.“ Auch Bates bemerkt, daß die Eingeborenen am oberen Amazonenſtrome ihn und außerdem die kleineren Arten unterſcheiden.

Der Mohrenkaiman (Caiman niger, Alligator niger, Champsa und Jacare nigra) gehört zu den Brillenkaimanen, d. h. zu den Arten, die eine Querleiſte zwiſchen den Augen tragen, unterſcheidet ſih aber von ihnen, abgeſehen von ſeiner bedeutenden Größe, durch die zahlreichen hinteren Na>enſchilde, die gewöhnlich vier ziemlih unregelmäßige Querreihen bilden, und dadurch, daß die Augenhöhle bis in die Gegend des 9. oder 10. Dberkieferzahnes nah vorn gerücft erſcheint; au< ſpringt die erwähnte Querleiſte. in der Regel in der Mitte winkelig vor, und die oberen halbverknöcherten Augenlider ſind flach, fein geſtreift, niht gerunzelt. Auch die vorderen Na>enſchilde liegen in 4—5 Querreihen hintereinander. Die Oberſeite iſt ſ<hwarz, die Unterſeite gelb. Funge Tiere ſind auf ſ{<hwarzem Grunde mit gelben, ſi< zu Querbinden vereinigenden, oft ſehr hervortretenden Fle>en gezeihnet. ö

Guayana, Nordbraſilien, Bolivia, Ecuador und Oſtperu, überhaupt das ganze tropi[he Südamerika öſtlih der Andes bilden das Vaterland des Mohrenkaimans, der hier in allen größeren Süßgewäſſern vorzukommen und ſtets ſehr zahlrei aufzutreten ſcheint. „Es iſt ſhwerlih übertrieben“, meint Bates, „wenn man ſagt, daß die Gewäſſer um den oberen Amazonenſirom in der tro>enen Jahreszeit ebenſo von Kaimans wimmeln wie die Teiche Englands von Kaulquappen. Während einer Reiſe von 5 Tagen, die ih im November mit dem Dampfſchiſſfe machte, ſahen wix faſt überall zu beiden Seiten des Weges dieſe Raubtiere, und die Reiſenden vergnügten ſi<h vom Morgen bis zum Abende damit, ihnen Kugeln dur< den Panzer zu jagen. Ganz beſonders häufig waren ſie in den ſtilleren Buchten; hier bildeten ſie verworrene Haufen, die ſi< unter lautem Gerafſel löſten, wenn das Dampſfſchiff vorüberfuhr.“ Wie die Schildkröten treten \ie alljährlih regelmäßige Wanderungen an, da ſie ſi< mit dem Steigen des Waſſers landeinwärts nah den überſhwemmten Sümpfen und Lachen, mit Beginn der tro>enen Jahreszeit aber in die waſſerreicheren Flüſſe begeben. Jn den Seen und Lagunen, deren Verbindungsarme in der heißen Zeit austro>nen, ſind ſie genötigt, ſi<h in den Shlamm einzugraben und bis zum Beginne der nächſten Regenzeit ein Traumleben zu führen, während ſie am oberen Amazonenſtrome, wo die tro>ene Jahreszeit raſcher vorübergeht, ſih jahraus jahrein in Bewegung und Thätigkeit zeigen. Die Eingeborenen fürchten nur ſie, niht aber die kleineren Verwandten. Leßtere fangen ſie, wie Bates ausführlih mitteilt unter Umſtänden ſogar mit den Händen; die Mohrenkaimans hingegen haben ſich überall Achtung zu verſchaffen gewußt, weil ſie niht bloß im Waſſer angreifen, ſondern nachts ſogar auf dem Lande läſtig werden, beiſpielsweiſe Hunde, die in der Nähe der Lagerfeuer umherlaufen, weg: zukapern ſuchen. Bates wurde von einem verwegenen alten Männchen mehrere Nächte nacheinander im Schlafe geſtört, da es die Dreiſtigkeit beſaß, die Hütte zu beſuchen, in der unſer Forſcher und ſeine Begleiter \{<liefen; in einer Naht wurde das Untier erſt dann vertrieben, nachdem die Fndianer ihm mehrere Feuerbrände auf den Panzer geſchleudert hatten. Au<h Schomburgk verſichert, daß die Mohrenkaimans die raubgierigſten und geſräßigſten Tiere ſeien, die man ſi denken könne. Einige, die er längere Zeit beobachtete, lungerten fortwährend in den ſtilleren Buchten des Stromes umher, lauerten auf Hunde und ergriffen eines Abends einen zahmen NRieſenſtorh, der in der Nähe des Ufers \<lief. Die Hunde, die ebenfalls oft in das Waſſer gezogen werden fennen die ihnen drohende Gefahr ſehr gut und bellen heftig, wenn ſie den lauernden Feind bemerken.

„Um zu ſehen“, ſagt Schomburgk „wie ſie ihre Beute ergreifen, band ih oft Vögel oder größere Fiſche auf ein Stü Holz und ließ dieſes dann ſ{<hwimmen. Kaum war der