Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Lederſchildkröte. — Schnappſchildkröte. 553

uns beſonders häufig vor Augen tretenden Mitglieder der Ordnung, nämlich die Land-, Sumpf- und Suppenſchildkröten enthält. Eins der wichtigſten Kennzeichen dieſer Reihe iſt die Fähigkeit, den Hals in einer 8-förmigen Krümmung, die in einer ſenkrehten Ebene verläuft, nah rü>wärts ziehen zu können, ſo daß der Kopf häufig in gerader Richtung nach hinten eingeſtülpt werden kann. Die Halswirbel zeigen infolgedeſſen keine oder faum Andeutungen von Querfortſäßen. Eine zweite wichtige Eigentümlichkeit der ganzen Neihe iſt der Mangel einer feſten knöchernen Verbindung des Beens mit dem Rü>en- wie mit dem Bauchpanzer.

Den übrigen Familien voran ſtellen wir die der Alligatorſchildkröten (Chelydridae). Äußerlich laſſen die zu dieſer Gruppe gehörigen Gattungen und Arten ſi<h an folgenden Merkmalen erkennen: Die Bruſtplatten ſind von den Randplatten weit getrennt, der Bauchpanzer ſelbſt iſt ſehr klein und kreuzförmig geſtaltet, und der Schwanz iſt ſtets länger als die Hälfte der Panzerlänge. Von Eigenheiten des Gerippes ſind außerdem hervorzuheben, daß die knöherne Naenplatte rippenähnliche Seitenfortſäße ausſchi>t, die ſih bis unter die Randſchilde erſtre>en daß die meiſten Schwanzwirbel eine hintere Aushöhlung zeigen, und daß die Schambeinnaht am Been weit getrennt iſt von der Sißbeinnaht. Man kennt aus dieſer Familie zwei Gattungen mit zuſammen nur drei Arten.

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Ein Ungeheuer in Geſtalt und Weſen, ein Krokodil mit Schildkrötenpanzer iſt die Schnappſchildkröte, die Snapping Turtle der Nordamerikaner (Chelydra serpentina, Chelydra lacertina und emarginata, Emys, Chelonura, Rapara, Testudo und Emysaura serpentina), welche die Gattung der Alligatorſchildkröten (Chely dra) . vertritt. Man kennt zwei Arten dieſer Gattung, deren Wohngebiet ſih von Nordamerika über Mittelamerika ſüdli<h bis Ecuador erſtre>t. Der flah gewölbte Rückenpanzer zeigt drei Reihen mäßiger Kielhö>er, von denen jedoch die der Wirbelplattenreihe zuweilen nicht zur Entwicelung gelangen; die Nakenplatte iſt vorhanden, die Schwanzplatte doppelt; die ſeitlihen Randplatten liegen in einfacher Reihe neben-, niht übereinander. Der Bruſtpanzer iſt \<mal, kreuzförmig, aus 10 Platten zuſammengeſetzt; die Verbindung beider Schilde wird dur 3 Platten hergeſtellt. 13 Platten bilden den Mittelteil des Rü>enpanzers: die 5 mittelſten find breiter als lang und kommen ſi in der Größe beinahe gleih. Jhre Form iſt eine faſt viere>ige, bei den je 4 Seitenplatten dagegen wenigſtens die erſte unregelmäßig, mehr oder weniger deutlich fünfe>ig. Der Rand wird aus 25 Platten zuſammengeſebt, von denen die erſte ſehr furz, aber breit iſt und die hinteren ſi ſo ſcharf zuſpizen, daß 6—8 kräftige Sägezähne gebildet werden. Der Kopf iſt groß, platt und dreiedig, die Schnauze kurz und zugeſpißt und hat äußerſt kräftige und ſcharfe, ungezähnelte, an der Spige hakige Kiefer, das Auge ſieht nah auswärts und zugleich in die Höhe; der Hals, der beim ruhenden Tiere furz erſcheint, kann weit vorgeſtre>t werden. Die Beine ſind kräftig, die Vorderfüße fünf-, die Hinterfüße vierzehig, die Shwimmhäute wohl entwi>elt. Der Schwanz fällt auf durch ſeine Länge, die zwei Drittel von der des Panzers beträgt, ſeine bedeutende Die und einen längs der Oberſeite verlaufenden Kamm knöcherner, ſpiviger Zaden, die ſeitlich zuſammengedrückt ſind und allmählih an Größe abnehmen; ſeine Unterſeite wird mit zwei Längsreihen viere>iger Schuppen gede>t. Warzige, am Bauche ſchlafe, rauhe und runzelige, überall aber mit fleinen Körnern bede>te Haut umhüllt die niht vom Panzer eingeſchloſſenen Körperteile; einzelne zerſtreute, ziemlih große Querſchuppen bekleiden die Vorderarme und die Außenſeite der Unterſchenkel. Vom