Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Schnappſchildkröte und Geierſchildkröte. DDS

des ſpärlicher bevölkerten Südens minder ſcheu ſind. Nah Kay trifft man ſie zuweilen auch weit entfernt von jedem Gewäſſer an, vielleicht, weil ſie auf dem Lande nah Nahrung oder nah einem paſſenden Plage zur Ablage ihrer Eier ſuchen. Mit Necht fürchtet und haßt man ſie; denn ihr Name „Shnappſqhildkröte“ iſt begründet. Sie beißen nach allem, was ihnen in den Weg kommt und laſſen das einmal Erfaßte ſo leicht niht wieder los. „Kaum ſit eine gefangene Schnappſchildkröte im Boote“, erzählt D. F. Weinland, „ſo wirſt ſi das wütende Tier auf ſeine mächtigen Hinterbeine zurü>, aber nur, um im nächſten Augenbli>e mit ſeiner furhtbaren Schnellkraft einen halben Meter vorwärts zu ſtürzen und grimmig in das dargebotene Ruder zu beißen.“ Man hat alle Urſache, ſie mit Vorſicht zu behandeln, weil ſih mit ihrer Wut entſchiedene Bosheit paart und ſie einem Menſchen, der ſi in das von ihr bewohnte Waſſer begibt, unter Umſtänden grimmig zu Leibe geht, mit ihrem kräftigen Gebiſſe auh ſehr gefährlihe Wunden beibringen fann. Weinland verſichert, daß ein centimeterdi>es Ruderblatt von dem harten Raubvogelſ<hnabel des Tieres wie von einer Kugel dur<hbohrt werden könne; andere Beobachter behaupten übereinſtimmend, daß ſie einen ziemli<h ſtarken Spazierſto> ohne weiteres entzweibeiße. „Während das Auge der übrigen Schildkröten“, berichtet C. Müller, „eine gewiſſe dumme Gutmütigkeit ausdrü>t, leuchtet dieſer die Tücke und Bosheit ſozuſagen aus den Augen heraus, und es gibt gewiß viele, die, wenn \ie dieſer Art zum erſtenmal begegnen ſollten, ihr ausweihen würden. Obgleih nun wohl dieſes Anſehen in der ganzen Geſtalt des Tieres liegt, ſo haben doch der lange Kopf und Schwanz etwas widerwärtig Abſchre>endes, und ih möchte wiſſen, was jene bei ihrem Anblicke ſagen würden, die ſih {hon vor einem Salamander oder vor einer Eidechſe fürchten.“

Die Alligatorſchildkröten ſind beweglicher als die meiſten ihrer Verwandten. Sie gehen auf dem Lande, das ſie zuweilen betreten, niht langſamer als dieſe, ſ<wimmen ſehr ſchnell und entwi>eln beim Verfolgen ihrer Beute erſtaunliche Raſchheit. Fiſche, Fröſche und andere Wirbeltiere, die im Waſſer leben, bilden ihre Nahrung; ſie greifen au keine8wegs bloß kleinere, ſondern ſelbſt ſehr große Beute, beiſpiel8weiſe Enten oder Gänſe an. Man hört, laut Müller, ſehr häufig Klagen der Landleute über den von ihr ausgeübten Naub, den ſie an Enten begangen hat: ſie ergreift dieſe, zieht ſie an den Beinen ins Waſſer, ertränkt ſie und verſpeiſt ſie dann mit aller Bequemlichkeit. Ein dem eben genannten Berichterſtatter befreundeter Mann hörte eine ſeiner Enten laut ſchreien, lief hinzu und ſah, wie der Vogel troß heftigen Sträubens und Schlagens mit den Flügeln halb unter Waſſer gezogen war, griff zu, zog und bemerkte zu ſeinem Erſtaunen, daß eine Schildkröte daran hing, ihr Opfer auch nicht frei gab, ſondern ſih ruhig mit herausziehen ließ. Au<h Pechuel-Loeſche erlegte in einem Geflügelteiche eine wegen ihrer Räubereien verhaßte Schnappſchildkröte, als ſie eben einen ſtarken Enterich gepa>kt hatte.

Fontaine, ein Geiſtlicher in Texas, teilte Agaſſiz Nachſtehendes über zwei Geierſchildkröten mit, die er längere Zeit beobachten fonnte, weil er ſie einige Jahre lang in ſeinem Fiſchteiche hielt. „Sie wurden ſehr zahm“, ſagt er, „da ih aber fand, daß ſie meine Fiſche auffraßen, erlegte ih die eine und verwundete die andere mit einem Wurfſpieße, konnte ſie jedoh wegen ihrer Schlauheit niht fangen. J<h fütterte meine Braſſen und Elxizen mit Brot, das auch die Geierſchildkröte gierig verſchlang. Eines Tages verweilte ſie nah der Mahlzeit auf einem Felſen, der nur einen halben Meter unter Waſſer lag. Ein S<hwarm von Elrizen und Vraſſen ſhnappte nah den Brotkrumen umher, ohne daß ſie ihre Gegenwart zu ahnen ſchienen; ihr Kopf und ihre Füße waren auch möglichſt unter ihrem Panzer zurückgezogen, und ihr mit Algen und anderen Waſſerpflanzen bede>ter Nücken konnte kaum von dem Felſen, auf dem ſie im Hinterhalte lag, unterſchieden werden. Einige große Braſſen ſhwammen um ſie herum und ſ{<hnappten