Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Schnappſchildkröte und Geierſchildkröte. 557

wie Angelwürmer ſpielen läßt, hervor. Das Tier bleibt im übrigen regungslos und gleiht einem mit Grün bewachſenen Steine. Jh habe bei Effeldt geſehen, daß es doh möglich iſt, gefangenen Schnappſchildkröten Nahrung beizubringen, und mich ſpäter mit Erfolg derſelben Gewaltmaßregeln bedient. Effeldt erhielt eine junge Schildkröte dieſer Art, die anfänglih alles Futter zurückwies und ſih wie die Müllerſche gebärdete. Jhr Trob wurde dadurch gebrochen, daß man ihr die Nahrung gewaltſam einſtopfte und im Schlunde hinabſtieß. Nach und nach bequemte ſie ſi, ſelbſt zu {<lu>en und ſchließlich das ihr vorgehaltene Futter artig wegzunehmen, ohne ihre Bosheit und Tücke fernerhin zu bethätigen. Freude aber erlebt man auh an freſſenden Gefangenen dieſer Art nicht. „So finſter, wie ſie ausſieht“/ ſagt J. von Fiſcher ſehr richtig, „iſt und lebt ſie auh. Scheu verbirgt ſie ſi< vor den Strahlen der aufgehenden Morgenſonne und ſucht die dunkelſten Verſte>e auf, um bis zur einbrehenden Nacht zu warten und dann ihr Unweſen zu beginnen.“ Fn ihrer Heimat muß ſie, wie dieſer Forſcher meint, allnächtlich weite Wanderungen unternehmen; denn ſeine Gefangene kro< eine Zeitlang in jeder acht aus ihrem Verſte>e heraus und ſpazierte, ihren langen, ſpißzigen Schwanz nachſchleifend, unaufhörlih dur< alle Stuben. Dies trieb ſie bis zum Morgen, um welche Zeit ſie ſich dann unter das Bett oder in eine dunkle E>e verkro<h. Auch meine gefangenen Schnappſchildkröten ſuchten in dem großen Waſſerbe>en, das ih ihnen angewieſen hatte, ſtets die dunkelſten Winkel auf und lagen hier am Tage bewegungslos wie Steine ‘auf dem Boden, meiſt viele Stunden hintereinander, ohne inzwiſchen einmal zum Atemholen emporzutommen.

Leicht würde es ſein, die Alligatorſchildkröte bei uns einzubürgern, könnte ſolches uns irgendwie nüßen. Daß ſie unſer Klima ohne jegliche Beſchwerde verträgt und dem Winter zu begegnen weiß, konnte bereits feſtgeſtellt werden. Einem Handelsgärtner in Offenbach entrann, wie R. Meyer mitteilt, im Jahre 1863 eine ihm von Nordamerika zugeſandte S<hnappſchildkröte und konnte, der ſorgfältigſten Nachforſhungen ungeachtet, nicht wieder aufgefunden werden. Drei Jahre ſpäter entde>ten mit der Reinigung eines ſtädtiſchen Kanals beſchäftigte Arbeiter zu ihrer höchſten Verwunderung das von ihnen nie geſehene Tier, tief im Schlamme vergraben, niht allein lebend, ſondern auh äußerſt munter und ebenſo beißluſtig. Was ſie in ihrem ſchlammigen Zufluchtsorte gefreſſen haben mochte, blieb ein Rätſel; ernährt aber hatte ſie ſich, dem Anſchein nach, ſehr gut, wie am beſten ihr Verhalten darthat.

Das Fleiſch ſehr alter Shhnappſchildkröten iſt, des ihm anhaftenden ſtarken Moſchusgeruches halber, kaum genießbar, das jüngerer Tiere gilt als ebenſo nahrhaft wie wohlſ<hme>end. Noch weit mehr {hät man die Eier. Kay verſichert, dem Tiere für die von ihm herrührende Spende einer trefflihen Mahlzeit oft verpflichtet worden zu ſein. Um dieſe Eier zu finden, unterſucht man im Juni, während der Legezeit, mittels eines Sto>es ſandige Stellen, auf denen die Schnappſchildkröte ihre Spur zurü>gelaſſen hat, exkennt an dem lo>eren Erdreiche den in ihm verborgenen Schaß, gräbt nach und findet in dem oft von mehreren Weibchen herrührenden Neſte zuweilen 60—70 der köſtlichen Eier.

Zur Familie der Klappſchildkröten (Cinosternidae) re<net man die Schild: fröten, bei denen die Bruſtplatten weit von den Nandplatten getrennt ſind, 23 Platten den Rand des Panzers einſchließen und 4 oder 5 Platten den vorderen Lappen des Bruſtpanzers bede>en. Fhr Schwanz iſt kürzer als die Hälfte der Panzerlänge, und die gut entwidelten Finger tragen 4 oder 5 Krallen. Jm Gerippe unterſcheiden ſie ſi<h von den