Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

564 Dritte Ordnung: Schildkröten; fünfte Familie: Landſchildkröten

dieſer Beziehung kaum zu viel, leicht aber zu wenig thun. Junge Süßwaſſerſchildkröten zieht man, laut F. von Fiſcher, am ſicherſten auf, wenn man ſie in möglichſt hellen Behältern, in Glasgefäßen, unterbringt, in dieſen das Waſſer lauwarm erhält und den Tieren, die rohes Fleiſh oder Fiſche noh niht verdauen können, zunächſt kleine Krebſe, Weichtiere, Würmer, Froſch- und Fiſhlaih, Ameiſenpuppen und dergleichen reiht, erſt ſpäter zur Fütterung mit Waſſeraſſeln, Flohkrebſen, Kaulquappen und Fiſchchen übergeht und die halberwachſenen endlih an Fleiſh gewöhnt. Fiſche werden, nah meinen Erfahrungen, auh von erwachſenen Süßwaſſerſchildkröten dem Fleiſhe von Vögeln und Säugetieren vorgezogen.

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Die Gattung der eigentlihen Waſſerſchildkröten (Clemmys) umfaßt 8 Arten. Der mit Naenplatte und doppelten Shwanzplatten ausgeſtattete Rückenſchild iſt bei den Mitgliedern dieſer Gruppe fla<h gewölbt, der aus einem unbeweglichen Stücke beſtehende, aus zwölf Platten zuſammengeſetzte Bruſtſchild mit jenem durch feſte Knochenverwachſung verbunden; Achſel- und Weichenplatten ſind vorhanden. Die Vorderfüße haben 5, dié Hinterfüße 4 Krallen und mehr oder weniger entwi>elte Shwimmhäute; der lange Schwanz trägt feinen Endnagel. Glatte Haut bekleidet den Kopf; verſchiedengeſtaltige, dacziegelartig gelagerte Shuppen bede>en die Vorderarme. Die Arten dieſer Gattung leben in Südeuropa, Nordweſtafrika Südweſtaſien, China, Japan und Nordamerika.

Von den beiden europäiſchen, einander ſehr nahe ſtehenden Arten, der Kaſpiſchen Waſſerſchildkröte (Clemmys caspia, Testudo caspica, Emmenia grayi, Emys rivu lata, tristrami, pannonica, arabica, caspica und grayi) und der Spaniſchen Waſſerſchildkröte (Clemmys leprosa, Emys leprosa, vulgaris, sigriz, laticeps, fuliginosa, flavipes, fraseri und laniaria, Clemmys sigriz, marworea, laticeps und leprosa, Terrapene sigriz, Manuremys laniaria und fuliginosa, Eryma laticeps) jei hier nur furz erwähnt, daß ſie ſih von der Teichſchildkröte dur das Vorhandenſein von Achſelund Weichenplatten, dur< den in der Mitte niht beweglichen Bauchpanzer und dur die Färbung, namentlih der Weichteile, leiht unterſcheiden laſſen. Die Kaſpiſhe Schildkröte, die. in zwei Spielarten auftritt und von Dalmatien an über Griechenland, die Türkei, Kleinaſien, Cypern und Syrien (yar. riyulata) bis in die Kaukaſusländer und vom Südrande des Kaſpiſees bis zum Perſiſchen Meerbuſen verbreitet iſt, unterſcheidet ſich von der Spaniſchen Schildkröte, die den Süden der Jberiſchen Halbinſel und Nordweſtafrika von Tunis bis Senegambien bewohnt, durch die fein gezähnelten Ränder des vorn in der Mitte eingeſchnittenen Oberkiefers, während die leßtere vollkommen glatte Kieferränder beſitzt. Teichſchildkröte und Waſſerſchildkröten ſind ſofort an der Färbung des Halſes zu erkennen. Während die Teichſchildkröte einen {hwarzen, mehr oder weniger deutlich mit Gelb gefle>ten Hals zeigt, haben die europäiſchen Waſſerſchildkröten zahlreiche gelbe oder orangenfarbige, mit ſ<hwarzen oder blaugrauen Streifen abwechſelnde Binden längs des Halſes, ein wichtiges Erkennungsmerkmal, das auch ganz jungen Tieren ſchon zukommt. Die beiden Arten von Waſſerſchildkröten erreihen eine Panzerlänge von 18 und 20 em.

Beide werden in den leßten Jahren ſehr häufig in Gefangenſchaft gehalten, ſind äußerſt bewegliche, liebenswürdige Tiere, gehen, wenn man ihnen Würmer oder kleine Fleiſchſtü>chen in das vorher gewärmte Waſſer einwirft, ohne Beſinnen ans Futter und freſſen ſchon nah wenigen Tagen aus der Hand.

Die Länge der Waldbachſchildkröte (Clemmys insculpta, Testudo insculpta. Emys insculpta, speciosa, Terrapene scabra, Geoclemmys pulchella, Glyptemys