Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Elefantenſchildkröten: Vorkommen. Gebaren, Leben3weiſe. : 587

auh dur ihren langen, ſ{<langenartigen Hals, ihre hohen Füße und die ſhwarze Farbe ihrer Schale ſo auszeihnen, daß ſie niht verkannt werden können.

Unſere lebenden Tieren entnommene Abbildung ſtellt die von Günthex als Elefantenſchildfröte (Testudo indica, nigrita, planiceps, elephantina und elephantopus, Elephantopus planiceps) bezeichnete Art von den Galapagos dar.

Porters Angaben über das Freileben der Elefantenſchildkröte ſind durh Darwins ausgezeihnete Schilderung ſo weſentli<h übertroffen worden, daß ih auf jene nur, um hier und da eine kleine Lücke auszufüllen, zurü>zukommen brauche.

„Auf meinem Wege“, ſo beginnt Darwin zu erzählen, „begegnete ih zwei großen Schildkröten, von denen jede wenigſtens 100 kg gewogen haben muß. Eine fraß ein Stüc Kaktus, ſah mich an, als ih näher kam, und ging dann ruhig weiter; die andere ließ ein tiefes Ziſchen vernehmen und zog ihren Kopf ein. Die ungeheuern Kriechtiere, von der ſ<warzen Lava, dem blätterloſen Geſträu<h und dem großen Kaktus umgeben, erſchienen mir wie Geſchöpfe der Vorwelt.

„Dieſe Tiere finden ſih wahrſcheinlih auf allen Eilanden der Fnſelgruppe, ſicherlich auf der größeren Anzahl von ihnen. Sie leben vorzugsweiſe auf hochgelegenen feuhten Stellen, beſuchen aber auch die niedrigen und tro>enen. Einzelne erreichen eine ungeheure Größe: Lawſoe, ein Engländer, der zur Zeit unſeres Aufenthaltes die Aufſicht über die Anſiedelung hatte, erzählte uns von einigen ſo großen, daß 6 oder 8 Mann erforderlich waren, um ſie in die Höhe zu heben, und daß ſolche Stücke bis 100 ke Fleiſch gegeben hätten. Die alten Männchen, die von den Weibchen an dem längeren Schwanze leicht unterſchieden werden können, ſind merklih größer als die Weibchen.

„Diejenigen, welche auf den waſſerloſen Jnſeln leben oder in niedrigen und tro>enen Teilen der anderen ſi< aufhalten, nähren ſih hauptſählih von dem ſaftigen Kaktus; die, die in der feuhten Höhe hauſen, freſſen die Blätter verſchiedener Bäume, eine ſaure und herbe Beere, Guayavita genannt, und eine blaßgrüne Flechte, die in Gewinden von den Äſten der Bäume herabhängt. Sie lieben das Waſſer, trinken große Mengen davon und gefallen ſi< im Schlamme. Die größeren Jnſeln allein haben Quellen, dieſe aber liegen immer nah der Mitte zu und in einer beträchtlichen Höhe. Wenn alſo die Schildkröten, die in den Niederungen wohnen, trinken wollen, müſſen ſie weite Stre>en zurü>legen. Eine Folge hiervon ſind breite und wohl ausgetretene Pfade in jeder Richtung von den Quellen bis zur Meeresküſte: die Spanier entde>ten zuerſt die Waſſerpläße, indem ſie dieſen Pfaden folgten. Als ih auf der Chatham-Fnſel landete, tonnte ih mir anfänglih nicht erklären, welches Tier ſo regelre<ht auf wohlgewählten Pfaden wandeln möge. An den Quellen bot ſi< ein merkwürdiges Schauſpiel. Viele von den großen Ungeheuern waren zu ſehen, einige mit lang ausgeſtre>ten Hälſen, eifrig vorwärts wandernd, andere, die bereits getrunken hatten, zurü>kehrend. Wenn die Schildkröte an der Quelle ankommt, taucht ſie ihren Kopf bis über die Augen ins Waſſer, ohne auf einen etwaigen Zuſchauer Rückſicht zu nehmen, und ſ{lud>t begierig, ungefähr zehn große Züge in der Minute nehmend. Die Einwohner ſagten, daß jedes Tier 3—4 Tage in der Nähe des Waſſers verweile und dann erſt in die Niederung zurüdfehre, waren aber über die Häufigkeit ſolcher Beſuche unter ſih nicht einig. Das Tier regelt ſie wahrſcheinlih nah der Beſchaffenheit der Nahrung, die es verzehrt hat. Demungeachtet ſteht feſt, daß Schildkröten auch auf ſolchen Inſeln leben, auf welchen ſie höchſtens zeitweilig Negenwaſſer benugen können.

„Es iſt ziemli<h ausgemacht, daß die Blaſe eines Froſches als Behälter für die zu ſeinem Beſtehen erforderliche Feuchtigkeit dient. Dies ſcheint auh für die Schildkröten zu gelten. Einige Tage nah dem Beſuche der Quellen iſt die Blaſe dieſer Tiere infolge