Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Ein Blick auf das Leben der Geſamtheit.

Eine tiefe Kluft trennt die bisher geſchilderten Wirbeltiere von den no<h zu beſchrei benden. Fene atmen in allen Lebenszuſtänden dur<h Lungen, der weitaus größte Teil von dieſen bis zu einem gewiſſen Alter dur< Kiemen. Jn der Klaſſe, mit der wir uns jeßt beſchäftigen werden, findet dem entſprechend faſt ſtets eine Verwandlung ſtatt, wie \olche bei den niederen wirbelloſen Tieren ſehr allgemein iſt, d. h. die Angehörigen unſerer Tierabteilung haben, wenn ſie das Ei verlaſſen, no< niht den Bau und die Leibeseinrihtung ihrer Eltern, ſondern erhalten beides erſt ſpäter, infolge eines Überganges aus dem Zuſtande der Larven in den der Erwachſenen. |

Die Lurche nähern ſi< den Fiſchen in no< höherem Grade als die Kriechtiere, die man früher mit ihnen in einer Klaſſe zuſammengefaßt hat, ſih ihrerſeits den Vögeln verwandt zeigen. Jhr Fugendleben iſt das eines Fiſches, und erſt mit den reiferen Jahren wird es ihnen mögli<h „amphibiſ<h oder beidlebig“ zu ſein, obwohl ſie, zum mindeſten die größte Mehrzahl von ihnen, ſih niemals weit vom Waſſer entfernen oder gänzlich von ihm frei machen können.

Jhre Geſtalt äudert vielfah und bedeutend ab, indem, wie Karl Vogt ſagt, „einerſeits gänzliher Mangel an Gliedmaßen oder deren höchſt verkümmerte Entwickelung mit drehrunder Wurmform, anderſeits, bei ſtark entwidkelten Gehwerkzeugen breite, abgeplattete Körpergeſtalt, die ſih der Scheibenform nähert, vorhanden iſt. Bei den unter der Erde lebenden gliedmaßenloſen Blindwühlen gleicht der ganze Körper, der nur Leib und nahezu [<wanzlos iſt, einem Regenwurme, während bei den im Waſſer lebenden Aalmolchen bei langgeſtre>ter Aalform doh ein ſeitlih zuſammengedrückter Schwanz, oft mit einer ihn ſenkre<t umſäumenden Hautfalte als Floſſe verſehen, die Schwimmbewegung vermittelt. Hierzu geſellen ſi<h nun allmählih die Füße in allen Stufen der Ausbildung, anfängli durchaus unfähig, den Körper zu ſtüßen und nur mit kleinen Kümmerzehen in geringer Anzahl ausgerüſtet. Zuweilen ſind nur die Vorderſüße vorhanden, die als unbedeutende Stummelchen am Halſe hängen. Je mehr ſih die Füße entwickeln deſto mehr ſchiebt ſih der Körper zuſammen und plattet er ſi zugleih ab. Bei den froſchartigen Tieren ſhwindet der Schwanz im erwathſenen Alter vollſtändig, ſo daß keine Spur mehr davon vorhanden iſt und der Aſter ſich unmittelbar, wie bei den Blindwühlen, an dem hinteren Ende des ſcheibenförmigen Körpers befindet. Die Hinterfüße bekommen bei dieſen Tieren ein gewaltiges Übergewicht über die kleinen, furzſtämmigen, meiſt einwärts gedrehten Vorderfüße, die nur vier, Zehen haben, während die hinteren gewöhnlich deren fünf beſigen. Die Bewegung auf dem Lande geſchieht meiſtens \ſprungweiſe, indem die kräftigen Hinterſchenkel den Körper oft auf ziemli<h bedeutende Stre>en hin dur plößliche Spannung fortſhnellen.“