Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

666 Erſte Drdnung: Froſchlurche; zweite Familie: E<hte Fröſche.

ausſhließlih auftretende Form des Waſſerfroſches. Daß auch die weſteuropäiſhen und nordafrikaniſchen Waſſerfröſche zu dieſer Abart gehören, iſt wahrſcheinlich, aber noh niht ſicher ausgemaht. Jn Südaſien und in Mittelafrika wird der Waſſerfroſh durch verwandte Arten erſet; nah Norden hin geht er bis Südſhweden und Weſtrußland. Laut Fatio ſteigt er in der Schweiz bis zu 1100 m Höhe; laut Gredler „räumt er nur in Hochthälern und auf bedeutenden Höhen ſeinen Plaß dem einſameren Grasfroſche ein“. Wo er vorkommt, tritt er in anſehnliher Menge auf, gleihſam, als ob er die Geſelligfeit liebe, in Wahrheit wohl, weil er ſih ſo außerordentlich ſtark vermehrt, daß der Teich, an welchem ſi< ein Pärchen angeſiedelt hat, bald von Nachkommenſchaft wimmelt. Obwohl im ganzen ſehr anſpru<slos, ſtellt er do< gewiſſe Anforderungen an das Gewäſſer, das ihn beherbergen ſoll. Er fehlt wenigen, findet ſih aber in zahlreiher Menge nur in ſolchen, deren Ufer mit hohem Graſe oder Binſicht beſtanden und deren Mitte mit Waſſerpflanzen, namentlih ſ{<wimmenden, bede>t iſt. Schwachſalzige Gewäſſer werden von ihm noh beſiedelt; eigentlihe Salzſeen aber meidet er ebenſo entſchieden wie das Meer. Kleine, umbuſchte Teiche, auf deren Spiegel ſi< Seeroſen breiten, Gräben, die wenigſtens den größten Teil des Jahres hindur<h Waſſer behalten, ſind ſeine Lieblingsſie, nächſt ihnen Sümpfe, Brüche und Moräſte, im Süden ganz beſonders auch die Reisfelder, die lange unter Waſſer gehalten werden müſſen und wie jene Teiche beſtändig von ihm genehmer Beute wimmeln. An ſolchen Gewäſſern macht er ſih ſehr bemerkli<h, und nicht allein dem Auge, ſondern au<h dem Dhre. Als Freund der Wärme ſucht er jeden Sonnenſtrahl auszunugzen, kommt deshalb am Tage regelmäßig zur Oberfläche empor, hier, mit dem Kopfe über dem Waſſer, die gewaltigen Shwimmfüße weit geſpreizt, ſih auf einer Stelle erhaltend oder, was ihm bequemer iſt, auf dem breiten Blatte einer Waſſerpflanze, einem treibenden Holzſtü>ke, einem überragenden Steine oder Fel3blode am Uferrande oder auf einem ähnlichen Pläßchen ſißend und ſih der Wärme mit Luſt und Behagen hingebend. Ungeſtört verweilt ex in ſolcher Lage halbe Tage, ohne ſih zu rühren; geſtört oder dur eine ſih ihm bietende Beute verlo>t, ſpringt er mit einem gewaltigen, meterweiten Sate ins Waſſer, ſhwimmt mit kräftigen Ruderſtößen zwiſchen deſſen Oberfläche und dem Grunde dahin, erſteren Falles in ſanft geneigter Linie abwärts, und huſcht endlih in den Schlamm, um ſih hier zu verbergen. Daher erllärt ſi< au< das niederdeutſhe Sprichwort Gesners: „De yorsch huppet wider in den pol, Wan he ock sethe up een gulden stol,*

Hierbei kann ihm zwar, wie Bruhin beobachtete, der Unfall zuſtoßen, daß er mit den Vorderfüßen zwiſchen die ausgeſpreizten Schalen einer Muſchel und damit in üble Lage gerät, weil das gegen jede Störung höchſt empfindliche Weichtier ſofort ſeine Schalen zuſammenklappt und den widerſtandsloſen Schelm in beklagenswerter Weiſe feſſelt und quält; im allgemeinen aber ſichert ihn der weihe S<hlamm gegen den Störenfried, der ihn ſhre>te, aufs trefflihſte, indem er ihn deſſen Blicken vollſtändig entzieht. Doch niemals verweilt er in der ihm gaſtlichen Tiefe länger, als es ihm unbedingt nötig erſcheint; denn nach kurzem Beſinnen ſchon hebt er ſi wieder, rudert langſam, {<wimmt nach oben, ſtre>t den Kopf aus dem Waſſer heraus, dreht die hellen Äuglein nah allen Seiten und verſucht die vorige Stellung wieder einzunehmen. Naht ſi< der Abend, oder tritt infolge eines Regens Kühlung ein, ſo ſammelt ſi<h die ganze Bewohnerſchaft eines Teiches, am liebſten etwas vom Ufer entfernt, zwiſchen den Pflanzen und beginnt nun eins der erwähnten Geſangsſtü>e aufzuführen. So treibt er es von Mitte April an bis Mitte, ſpäteſtens Ende Oktober, bei uns zu Lande dem Zeitpunkte, der ihn zwingt, in der Tiefe des Gewäſſers, entweder im Schlamme oder in einer Höhlung Herberge zu ſuchen für