Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

678 Erſte Ordnung: Froſchlurche; zweite Familie: Echte Fröſche.

bewohnt hier Wieſen und feu<hte Wälder der Flußniederungen und des Hügellandes, hält ſich immer in der Nähe von Quellen und kleinen Waſſerfäden und ſteigt nur bis in Höhen von 1300 m.

Zn Deutſchland wurde er zuerſt 1880 bei Straßburg im Elſaß, dann bei Höchberg und Veitshöchheim nächſt Würzburg und endlich bei Linz am Rhein gefangen, immer aber nur in einzelnen Stücken. Fr. Leydig hält dieſen Froſ<h darum für eine Art die in Deutſchland im Ausſterben begriffen ſei. Als einen weiteren Fundort dürfen wir Maßing bei Traunſtein in Dberbayern verzeichnen, wo ihn Fräulein B. Troger 1891 wiederum nur in einem einzelnen Stücke auffand, das ſie Boettger einſchi>te.

Nach Fatio erhält das ſih paarende Männchen eine dur< Füllung der Lymphräume \ſhwappige Haut, nah W. Wolterstorff kommt auch ihm der blaue Reif zu, der zur Brunſtzeit die Kehle der anderen braunen Fröſche Deutſchlands ſ<hmü>t. Die Laichzeit des Springfroſches fällt nah Thomas 6—7 Wochen ſpäter als die des Grasfroſches.

Die Stimme des Männchens iſt, nah F. Lataſte, ſehr hwa<h und beſteht nur aus einem einzigen, häufig und ſchnell wiederholten Laute; die Töne, die im April erhaltene Tiere ausſtießen, erinnerten Leydig an die Stimme des Moorfroſches. Nach der Laichzeit hört man weder vom Männchen no< vom Weibchen weitere Töne, ausgenommen einen Laut, der wie das „Ft i“ einer Maus klingt, und den ſie von ſi< geben, wenn man ſie ergreift oder kneipt. Nach de l’&Fsle ſeßt der Springfroſh ſeine Eierklumpen in tiefes Waſſer ab. Die Eier ſind kleiner und zahlreiher als beim Grasfroſche und auh in der Färbung verſchieden, inſofern als das Schwarz der Dotterkugel dunkler und das Weiß reiner iſt, ſo daß ſih beide Farben ſchärfer voneinander abheben. Das im Juni friſh entwi>elte junge Fröſchen hat eine Länge von 1, 5—2 ecm.

F. Lataſte ſchreibt über die Leben8weiſe des Springfroſhes: „Außer zur Laichzeit trifft man ihn niemals im Waſſer; kaum daß er ſih in 2 m weiten Sägen dahin flüchtet, wenn er zufällig aufgeſtört wird. Einmal im Waſſer, hält er ſi lieber auf den Blättern der Waſſerpflanzen auf, als daß er das feuchte Element ſelbſt aufſu<hte. Seine Nahrung beſteht aus Kerbtieren, die er geſchi>t im Fluge fängt. Jm Laufe des Oktober zieht er ſih zur Winterruhe zurü> die Weibchen unter Blätter, in alte Baumſtümpfe, in Felsrißen, die Männchen in den S<hlamm des tiefen Waſſers. Die leßteren entfernen ſi<h au< im Sommer viel weniger weit vom Waſſer als die Weibchen.“

Über die Lebensweiſe deutſcher Stücke fehlt es noh durhaus an eingehenden Beobachtungen und Mitteilungen.

Unſere europäiſchen Fröſche ſind Zwerge im Vergleiche zu gewiſſen nord- und mittelamerikaniſchen und indiſhen Verwandten und gewiſſen Arten der Salomon-Fnſeln, Zwerge hinſichtlih ihrer Größe, Shwächlinge rü>ſihtli< ihrer Stimme. Zu den ausgezeichnetſten Tongebern der Familie nun gehört ein nordamerikaniſher Froſch, der ſich freilich niht den Namen eines Künſtlers, ſondern nur den eines geſhäßten Säugetieres erworben hat: der Ochſenfroſch (Rana catesbyana, conspersa, mugiens, pipiens und scapularis) nämlih. Leider bin ih nicht im ſtande, auf eigne Erfahrung geſtüßt, zu entſcheiden, inwiefern der Name gerechtfertigt iſt oder niht; amerikaniſche Forſcher und Reiſende aber ſtimmen in dem einen überein, daß ſi<h ein von 500 Ochſenfröſchen ausgeführtes Tonſtü>k mit einer abendlihen Teichmuſik wie wix ſie bei uns zu Lande vernehmen, gar niht vergleichen läßt. Man lieſt da ſo manches von „ſchlafloſen Nähten, verwünſchten Lärmmachern“ und dergleichen, daß man wohl annehmen darf, die Stimme des Ochſenfroſches möge mit der ‘des unſerigen ungefähr im gleihen Verhältnis ſtehen wie die Leibesgröße beider.