Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

“_Springfroſh. Ochſenfroſch. 679

Der Ochſenfroſch, der größte Froſch der Vereinigten Staaten, erreicht cine Leibeslänge von 17—19 cm und beſißt Hinterbeine, die 24 cm an Länge meſſen. Bemerkenswert iſt er durch ſeine breite, große Schwimmhaut und die Größe ſeines Trommelfelles, das die Augengröße erreiht, gewöhnlih aber no< erheblih überſteigt, namentlih beim Männchen. Die Oberſeite iſt auf olivenbraunem Grunde mit großen, dunkelbraunen oder ſchwarz gewöltten Fle>en gezeihnet, die Unterſeite gelblihweiß, einfarbig oder häufiger braun marmoriert, der Augenring rötlih mit gelber Einfaſſung.

Das Vaterland des Ochſenfroſches erſtre>t ſih über den ganzen Oſten Nordamerikas von New Yorë an bis New Orleans; doh ſcheint es, als ob er nirgends in ſo großer Menge vorkomme wie unſer Waſſerfroſh, vielleiht aus dem einleu<htenden Grunde, weil es ſ<hwierig ſein möchte, eine ähnlihe Anzahl ſo gewaltiger Freſſer zu ernähren. Nah Audubon bewohnt er zwar alle Länder der öſtlichen Vereinigten Staaten, iſt in den ſüdlichen Teilen jedo<h ungleih häufiger als in den nördlichen. Gewöhnlich findet man ihn an reinen, diht mit Buſchwerk überſhatteten Strömen. Hier ſißt er in den Mittagsſtunden behagli< im Sonnenſchein, nah Art ſeines Verwandten, unſeres Waſſerfroſches angeſichts des Gewäſſers, in welches er, wenn ſi<h ihm Gefahr auh nur von ferne zeigt, mit gewaltigem Sprunge ſtürzt, in der Regel bis auf den Grund hinabtauchend und zur entgegengeſeßten Seite ſ<hwimmend. Seine Stimme ſchallt lauter als die irgend eines anderen Froſches und ſoll auf mehrere engliſhe Meilen Entfernung vernommen werden, in den ſüdlichen Staaten während des ganzen Jahres, obſchon hauptſählih in den Frühlingsund Sommermonaten, in den nördlichen nur während der leßteren und, wie zu erwarten. beſonders während der Paarungszeit, in welcher ſih, glaubwürdigen Angaben zufolge, doh wenigſtens einige Hunderte der Brüller vereinigen. Um dieſe Zeit treibt es der Nieſe ganz wie ſein europäiſcher Verwandter, läßt an Eifer im Hervorbringen von Tönen nicht das Geringſte zu wünſchen übrig, brüllt ohne Unterbrehung ganze Nächte hindurh und bringt ſhwacnervige Anwohner ſeines Wohngewäſſers nahezu in Verzweiflung. Die Amerikaner ahmen die tiefe, heiſere Baßſtimme dieſes Froſches mit den Worten „brwum“ oder „more rum“ (mehr Num) nah. Nachdem die Eier abgelegt ſind, zerſtreuen ſi< die Fröſche wieder einigermaßen und begeben ſi<h an die bereits genannten Stellen. Schon früh, mit dem erſten Herbſtfroſte, ziehen ſie ſi<h na<h J. H. Garniers Beobachtungen in ihre Winterquartiere zurü>. Sehr merkwürdig iſt auch die Bemerkung dieſes Gewährsmannes, daß der Ochſenfroſch, in Canada wenigſtens, im Larvenzuſtande überwintere und alſo 2 Jahre zu ſeiner Entwi>elung brauche.

Die Gefräßigkeit des Ochſenfroſches wird jedem nahe wohnenden Landwirte kund und offenbar. Kerbtiere, Land- und Süßwaſſerſchne>en bilden auch ſeine Hauptnahrung; ex begnügt ſi jedo<, falls etwas anderes zu haben iſt, keineswegs mit ſolcher Beute, ſondern überfällt räuberiſch alle lebenden Weſen, die er bewältigen zu können glaubt. Was unſere Waſſerfröſhe nur verſuchen, wird von ihm ausgeführt: kleinere Fröſche werden gierig aufgeſ<hnappt, das auf ſeinem Wohngewäſſer ſchwimmende Entchen von unten erfaßt, in die Tiefe hinabgezogen, ertränkt und verſhlungen, das auf dem Uferrande unvorſichtig ſich nähernde Küchlein, noh ehe die mit geſträubten Federn herbeiſtürzende Alte zur Stelle iſt, mit jähem Sprunge erhaſcht und ebenfalls in der ſicheren Tiefe geborgen. Duméril fand in dem Magen der 5 oder 6 von ihm unterſuchten Ochſenfröſche Reſte von allerlei Kerbtieren, Schne>en, Muſcheln, Überbleibſel und Gerippteile von Fiſchen, auh Vogelfnohen; Harlan erzählt, daß er einen Ochſenfroſch in dem Augenblicke erlegte, als er eine erbeutete Schlange verzehren wollte; die Farmer ſ{hwören darauf, daß er unter dem jungen Waſſergeflügel ärger hauſe als der Mink und ſeine Verwandten. Solche Geſräßigkeit wird ihm oft genug zum Verderben: ex ſchnappt nach der betrüglich geköderten