Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

680 Erſte Ordnung: Froſchlurche; zweite Familie: E<hte Fröſche.

Angel mit gleicher Gier wie nah dem Küchlein und wird leiht zur Beute des Gegners, den er bis dahin ſchädigte, und dem er nunmehr zu einem willkommenen, weil überaus ſ{<hma>haften Gerichte dienen muß. Und nicht bloß der Angel bedient man ſi<, um ihn zu fangen, ſondern auh der Netze und Fallen, ja ſelbſt des Schrotgewehres; denn der oft gegen 300 g wiegende Froſch iſ {hon eines Schuſſes wert, obſhon man nux ſeine di>den Hinterſchenkel genießt. Außer dem Menſchen ſtellen ihm mit Erfolg größere Raubtiere, insbeſondere aber Fiſche nah, die nah ſeinem le>eren Fleiſche ebenſo begierig zu ſein ſcheinen wie menſ<hlihe Feinſhme>er. Nah Audubon ſoll es zum Fange des Haifiſhes keinen beſſeren Köder geben als einen ODWhſenfroſch.

Jn der Neuzeit gelangen lebende Fröſche dieſer Art niht gerade ſelten na<h Europa und werden von dieſem oder jenem Liebhaber gepflegt. F< habe wiederholt einige gefangen gehalten und längere Zeit beobachten können, immer aber gefunden, daß ſie ſi<h im weſentlichen durhaus niht von unſeren Waſſerfröſchen unterſcheiden. Entſprechend ihrer Größe bedürfen ſie mehr Nahrung, erſcheinen deshalb noh gefräßiger, verſhlingen größere Biſſen als jene, gleichen ihnen aber im übrigen, in ihrer Haltung wie in ihrem Gebaren, ihren Sitten und Gewohnheiten, vollſtändig. Beſondere Pflege beanſpruchen ſie niht, verlangen nur hinlänglihes Futter und Waſſer, um ſi< jederzeit ihre Haut friſchen zu können. Mit Waſſer- und Grasfröſchen, lebenden Fiſchen und kleinen Vögeln, die ſie mit gleicher Gier verſchlingen, erhält man ſie leiht in gutem Stande und kann ſie förmlich mäſten, da ſie, ſolange warme Witterung herrſcht, ſelten eine ihnen ſih bietende Beute verſhmähen. Sie würden ohne SHhwierigkeit ſi<h bei uns einbürgern laſſen, verſpräthe dies irgend welchen Nugen. Nah JF. von Fiſcher iſt der OD<hſenfroſh durch ſeine Zähmbarkeit bemerken8wert und würde bei geeigneter Pflege gewiß auch in der Gefangenſchaft zur Fortpflanzung ſchreiten, da ſih die Geſchlechter ſelbſt in dunkeln Kiſten aufſuchen.

LS

„Einer der ſeltenſten und beahtenswerteſten Lurche“, erzählt A. R. Wallace, „den ich auf Borneo fand, war ein großer Laubfroſch, den mix ein cineſiſher Arbeiter brachte. Er erzählte, daß er ihn in ſchräger Richtung von einem hohen Baume gleichſam fliegend habe herunterkommen ſehen. Als ih ihn näher unterſuchte, fand ih die Zehen ſehr groß und bis zur äußerſten Spitze behäutet, ſo daß ſie ausgebreitet eine viel größere Oberfläche darboten als der Körper. Die Finger der Vorderfüße waren ebenfalls dur<h Häute vereinigt, und der Leib endlich konnte ſih beträhtlih aufblähen. Der Rü>ken und die Glieder zeigten eine ſchimmernde, tief grüne Färbung, die Beine dunkle Querbinden, die Unterſeite und das Innere der Zehen waren gelb, die Shwimmhäute ſ{hwarz und gelb geſtreift. Die Länge des Körpers betrug ungefähr 10 cm, wogegen die vollſtändig ausgebreiteten Shwimmhäute jedes Hinterfußes eine Oberfläche von 28, und die Shwimmhäute aller Füße zuſammen eine Fläche von ungefähr 81 Geviertcentimetern bede>ten.“ Da die Enden der Zehen große Haſftſcheiben zum Feſthalten haben, die das Tier zu einem wahren Laubfroſche ſtempeln, ſo iſt es niht gut denkbar, daß dieſe große Zehenhaut nur zum Shwimmen diene, und die Erzählung des Chineſen, daß der Froſ<h vom Baume heruntergeflogen ſei, gewinnt an Glaubwürdigkeit und iſt ſeitdem von andern europäiſchen Reiſenden mehrfach beſtätigt worden.

„Dies iſt, ſoviel ih weiß, das erſte Beiſpiel eines fliegenden Froſches und verdient wohl die allgemeinſte Beachtung, da es zeigt, daß die Veränderlichkeit der Zehen, die ſhon zum Schwimmen und zum Klettern umgewandelt ſein konnten, ſih auch vorteilhaft erweiſen kann, um eine Lurchart zu befähigen, gleih einem Flughörnchen oder einer fliegenden Eidechſe durch die Luft zu ſtreichen.“