Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

686 Erſte Ordnung: Froſhlur<e; vierte Familie: Engmäuler.

entwi>elten Bruſtbeingürtel ſowohl ein Paar ſtarker Schlüſſelbeine als beſonders ein Paar ganz auffallend verbreiterter, beilförmiger Rabenſhnabelbeine. Fhr Trommelfell iſ verſte>t, und ihr Augenſtern ſtellt ein liegendes Eirund dar; Kiefer- und Gaumenzähne fehlen gänzlih. Jhre Zunge iſt lang-eiförmig, ziemlich ihrer ganzen Ausdehnung nah am Grunde feſtgewachſen und zeigt nicht die lappenförmigen hinteren Hörner, welche die Zunge unſerer Waſſerfröſche auszeihnen. Auch im Gerippe finden ſi<h beſondere Eigentümlichkeiten. Wie Stannius gezeigt hat, beſteht durh Verſchmelzung des erſten und zweiten ſowie des neunten und zehnten Wirbels das Rückgrat nur aus a<t Wirbelkörpern. Man kennt aus dieſer Gattung drei Arten, die den Südweſten, Süden und Südoſten von Afrika bewohnen.

Der Oſtafrikaniſche Kurzkopf (Breviceps mossambicus, Abbildung S. 685), den wir als Vertreter dieſer abenteuerlichen Gattung auswählen, iſt ein überaus gedrungen gebauter Froſh mit ſehr kurzem Kopfe, faſt plattem Geſichtsteile, deſſen Shnauze kaum etwas vorſpringt, kleiner Maulſpalte und mäßig großen, nah vorn gerichteten Augen. Seine Gliedmaßen ſind ſehr kurz, ſte>en bis zum Ellbogen und Knie in der allgemeinen Körperhaut wie in einem Sa>e, zeigen ſih aber troßdem kräftig ausgebildet. Das Hinterbein trägt an der Fußwurzel eine überaus große, am freien Rande meſſerförmig zugeſchärfte, ſchaufelartige Grabſchwiele. Von ſeinen nächſten Verwandten trennt er ſih durch ſeine faſt glatte Körperhaut, die auf dem Rücken eine {mutig rotbraune, an den Seiten eine gelbbraune Färbung zeigt und einfarbig oder verſchiedenartig ſ{<hwarz gefle>t ſein kann. Jmmer ſteigt eine ſchiefe, ſhwarze Binde vom Auge nah unten und hinten hinab; ein großer, [<warzer Kehlfle>en ziert die {<hmußig weiße Unterſeite. Die Körpergröße des Tieres beträgt 5 cm.

W. Peters, dem wir die Kenntnis dieſer Art verdanken, begegnete dem ſonderbaren Froſche zuerſt Ende Dezember 1843 auf der kleinen Fnſel Mocambique, wo er während des Regens in ungeheurer Anzahl aus der Erde hervorkam und nachher ebenſo plöglih wieder verſhwand. Er zeigte ſih ſehr unbehilflih und konnte niht hüpfen, ſondern bewegte ſih nur ſehr langſam kriehend. Später fand ihn W. Peters bei Sena auf dem Feſtlande, und neuere Reiſende erbeuteten ihn an den Flüſſen Sambeſi und Donda. Der ganze Bau des Tieres, das enge Maul, die Form der langen feſtgewachſenen Zunge, das Fehlen aller Zähne, der weite Magenſa> laſſen uns mit Sicherheit darauf ſchließen, daß der Kurzkopf ein Termitenſreſſer iſt, obgleih wir über ſeine Lebensweiſe noh keine unmittelbare Beobachtung beſißen.

Die zweite Reihe der Zungenfröſche umfaßt das große Heer der Schiebbruſtfröſche (Arcifera). Shr Bruſtbeingürtel zeigt einen weſentlih anderen Bau, als wir ihn bei den Starrbruſtfröſchen kennen gelernt haben, da er in der Mittellinie der Bruſt eine Verſchiebung der einzelnen Knochen zuläßt. Bei allen Schiebbruſtfröſchen ſind Rabenſchnabel: bein und Schlüſſelbein dur< einen halbmondförmigen Knorpel, den Mittelſtü>- oder Epiforakoidknorpel, miteinander verbunden, und der Mittelſtückknorpel des Bruſtgürtels der einen Körperſeite ruht, in ſeitlicher Richtung verſchiebbar, auf dem Mittelſtückknorpel der anderen Körperſeite. Das S(hlüſſelbein liegt ſomit niemals mit ſeinem Bruſtende dem Bruſtende des Rabenſchnabelbeines auf. Auch in dieſer Reihe gibt es Fröſche mit ſpizen Zehen, die bald ohne, bald mit Shwimmhäuten ausgerüſtet ſind, je nahdem dieſe Lurche mehr auf dem Lande oder im Waſſer zu leben gewohnt ſind, ſodann e<hte Grabtiere, Kröten mit gut entwi>eltem Schanzzeug an Vorder- oder Hinterfüßen, und endlih die ausgezeichnetſten Kletterer mit Haftſcheiben an den Finger- und Zehenſpigen. Von den 8 Familien der Schiebbruſtfröſche