Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Oſtafrikaniſcher Kurzkopf. — Antillenfroſ\<. 687

behandeln wir hier nur 5, die Cyſtignathen (Cystignathidae), Kröten (Bufonidae), Hylen (Hylidae), Krötenfröſhe (Pelobatidae) und Sceibenzüngler (Discoglossidae)/ da die übrigen wenig bekannt und arm an Arten ſind.

Unſere erſte Familie, die der Cyſtignathen (Cystignathidae), entſpriht, abgeſehen von dem Baue des Bruſtgürtels und den niemals klauenförmig geſtalteten knöchernen Endgliedern der Finger und Zehen, durchaus der Familie der Waſſerfröſche, die ſie in einem großen Teile von Südamerika und in ganz Auſtralien vertritt. Fhr Oberkiefer iſt mit Zähnen verſehen, die Querfortſäße des Kreuzbeinwirbels ſind niht oder nur leicht verbreitert die Zehenendglieder einfah oder Y-förmig. Das Gehör zeigt je nah den Gattungen, ja nah den Arten, alle Grade der Ausbildung; die auſtraliſchen nahezu alle, aber auch ein kleinerer Teil der amerikaniſchen haben ſenkre<ht geſpaltenen Augenſtern. Ganz wie bei den Echten Fröſchen kommen in dieſer Familie Baumkletterer, Waſſer- und Landtiere und Erdgräber vor.

Man kennt etwa 25 Gattungen mit 180 Arten.

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Ein abſonderliches Tier iſt der Antillenfro\<, wie wir ihn nennen wollen (Hy10des martinicensÌis), ein Vertreter der Gattung der Blattfröſche (Hylodes), deren Kennzeichen in dem Mangel eines knöhernen Schwertfortſazes am Bruſtbeine, in den von Schwimmhäuten freien Fingern und Zehen, deren Spißen Haftſcheiben tragen, die in der Mitte keine Längsfurche zeigen, endlih im Auftreten von Pflugſharzähnen und einem wagerechten Augenſterne zu ſuchen ſind. Über 50 Arten der Gattung, meiſt kleine Tiere, bewohnen na< Art unſerer Laubfröſche Krautpflanzen, Sträucher oder Bäume des tropiſchen Ameriïa. Die Männchen aller bis jet in beiden Geſchlechtern bekannten Arten dieſer Gattung beſißen einen Schallſa> in der Kehlgegend. Selbſt kleine Arten ſchreien, nah F. Natterer, ſehr laut und blaſen dabei ihren Kehlſa> weit auf. Die Stimme des braſiliſhen Grauen Blattfroſches (Hylodes griseus) z. B. flingt wie ein {nell wiederholtes „Swit ſwit ſwit“.

Der Antillenfroſh, der ſih von ſeinen Gattungsgenoſſen auszeihnet durch deutliche Drüſenwärzhen am Bauche, dur<h mäßig großen Kopf ohne Knochenkämme, dur ſeine Pſlugſcharzähne, die in zwei kleinen, ſchiefen Reihen ſtehen, und dur das Trommelfell, das faum die Hälfte der Augengröße erreicht, iſt ein unſcheinbares Tierchen von 4 cm Länge, grauweißliher Grundfärbung und einer aus braunen Fle>en beſtehenden, vielfah abändernden Zeihnung. Ein großer brauner Flecen de>t den Hinterkopf, kleinere unregelmäßige zeihnen die Seiten des Dberrüdens, der re<ts und links dur< zwei undeutliche {chon an der Naſenſpitze beginnende, von hier über Auge und Ohr ſih ziehende und bis zu den Hinterſchenkeln herablaufende Streifen von gelblihweißer Färbung begrenzt iſt; über Zügel und Schläfengegend läuft ein {hwarzbrauner Längsſtreifen; Arme, Schenkel und Füße ſind abwechſelnd braun und {mutig weiß quergeſtreift, die Unterteile weißli<h.

Der Antillenfroſ<h wurde auf der Fnſel Martinique entde>t, kommt aber, wie ſpätere Beobachtungen ergaben, auh auf Haiti, Portorico, St. Kitts, Saba, Dominica, St. Vincent und Barbados vor, ſcheint nirgends ſelten zu ſein und iſt überall unter dem Namen „Coqui“ bekannt. Über ſein Thun und Treiben fehlen eingehende Beobachtungen; dagegen haben wir in neuerer Zeit Mitteilungen über ſeine Fortpflanzung erhalten, die in hohem Grade merkwürdig ſind. Bello teilte zuerſt mit, daß die Jungen des Coquis ſchon in voll: ſtändig ausgebildetem Zuſtande und für das Leben an der Luft fähig aus den Eiern kämen,