Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

688 Erſte Ordnung: Froſchlurche; fünſte Familie: Cyſtignathen.

alſo feine Verwandlung außerhalb des Eies zu durchleben hätten. „Fm Jahre 1870“, ſagt er, „beobachtete ih im Garten einen Laubfroſch dieſer Art auf einem Lilienblatte, an welchem ungefähr 30 in einer baumwollartigen Hülle befindlihe Eier angeklebt waren. Die Mutter hielt ſi< in ihrer Nähe, als ob ſie die Eier behüten wolle. Wenige Tage darauf fand ic die kleinen, 6—7 mm langen, eben geborenen Fröſche, mit vier vollkommen entwi>elten Beinen, mit einem Worte, als vollſtändig ausgebildete Tiere vor, ſpringend und das Leben in der Luft genießend; binnen wenigen Tagen wuchſen ſie zu ihrer natürlichen Größe heran. Der Garten iſt von einer 2 m hohen Mauer umgeben, und es befindet ſi{< kein Waſſer in ihm. Nux die genannte Lilie enthält immer etwas davon in den Blattaſeln, iſt aber eine Waſſerpflanze.“ Dem glaubte E. von Martens, dem wir die Mitteilung dieſer Nachricht verdanken, hinzufügen zu müſſen, daß das wirkliche Ausſ{lüpfen aus den Eiern bis dahin no<h niht geſehen worden zu ſein ſchere, und in den wenigen Tagen, die zwiſchen der Beobachtung der Eier und der jungen Fröſche lagen, doh möglicherweiſe eine abgekürzte äußere Verwandlung ſtattgefunden haben könne, um ſo mehr, als au<

Entwi>elung des Antillenfroſ<hes: 1—4. Keimling im Ei. 5—7. Das Fröſchen am erſten Tage ſeines Lebens. Dreimal vergrößert.

das fernere Wachstum ungewöhnlih raſch vor ſih gehen ſolle. Die Sache verhält ſich jedo<h wirklih genau ſo, wie Bello angab. Denn Gundlach beſtätigt in einem an W. Peters gerichteten Briefe den Fnhalt jener Worte vollſtändig. „Am 14. Mai 1876“, ſo ſhreibt er, „hörte ih ſonderbare Töne, wie die eines jungen Vogels, und ging dem Tone na. Zwiſchen zwei großen Orangenblättern ſah ih einen Froſch, griff zu und fing drei Männchen und ein Weibchen des Coquis oder doh eines nahe verwandten Blattfroſhes. Jh ſte>te ſie in ein naß gemachtes Glas mit durhlöhertem Stöpſel. Bald ſaß ein Männchen auf dem Weibchen und hielt es umklammert. Nicht lange darauf, ih ſah immer nah wenigen Minuten hin, hatte das Weibchen 15—20 Eier gelegt, die aber bald bis auf drei wieder verſ<hwunden waren. Es wurden nun 15 runde, mit einer durchſichtigen Schale verſehene Eier gelegt, die ih abſonderte und auf naſſen Shlamm bettete. Die innere Dottermaſſe iſt weißlich oder blaß ſtrohfarbig, zieht ſih aber ſpäter etwas zuſammen, und dann ſieht man durch die durchſichtige Schale den ſi bildenden Schwanz, der nah 8 Tagen deutlich wahrzunehmen wax. Auch ſah man die Augen und die roten, pulſierenden Blutgefäße, zuleßt ebenſo deutlih die Spuren von Beinen. Jh verreiſte nun auf einige Tage, und als i< am 6. Juni zurückkehrte, ſah ih abends noh die Eier, aber am folgenden Tage ſhon die ausgeſhlüpften Jungen, die noh den Reſt eines Schwänzchens hatten. „Später erbeutete ih zwiſchen den Blättern einer großen Amaryllidee einen Haufen von mehr als 20 Eiern, auf denen die Mutter ſaß. Jh ſchnitt das eine Blatt mit den Eiern