Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Antillenfro\<: Fortpflanzung. Entwickelung der Jungen. 689

ab, worauf die Mutter entſprang, und ſte>te das Blattſtük in ein Glas, deſſen Boden mit naſſer Erde bede>t wurde, um eine feuhte Atmoſphäre zu erhalten. Etwa am 14. Tage frühmorgens ſah ih na< den Eiern. Um 9 Uhr, als ih von einem Ausfluge zurü>fehrte, waren ſie alle ausgeſhlüpft und an den Fungen bemerkte ih nur noh ein weißes Schwänzchen, das nachmittags aber bereits niht mehr vorhanden war.“

Gundlach ſandte vier Eier mit Keimlingen an Peters ein. Die Eier bilden, nah Schilderung des leßtgenannten, eine dur<ſihtige Blaſe von 4—5 mm Durchmeſſer, der teilweiſe eine undur<ſihtige, flo>ige, eiweißartige Maſſe anhaftet. Die Blaſe iſt angefüllt mit einer waſſerklaren Flüſſigkeit, die alle Teile des darin <hwimmenden Keimlings deutlih erkennen läßt. Leßterer iſt wie der der Säugetiere nah der Bauchſeite hin zuſammengekrümmt, ſo daß der Kopf ſih den Hintergliedern nähert. Dieſe ſind ebenſo wie die vorderen unter dem Bauche zuſammengeſhlagen und liegen dicht dem Körper an. Der Schwanz iſt ebenfalls nah unten umgeklappt, entweder nach rechts oder nach links gebogen und verde>t einen Teil der Hinterglieder. Jn drei Eiern waren die Gliedmaßen vollſtändig entwidelt, zeigten auh ſ{<hon die Haftſcheiben an den Zehenſpigzen; in einem vierten Eie bildeten alle vier Gliedmaßen erſt kurze Stummel und zeigten no< keine Spux von Zehen, wogegen bekanntlih ſonſt bei den Froſhlurchen die hinteren Gliedmaßen und Zehen, und zwar die Fußenden zuerſt, zum Vorſchein kommen. Weder von Kiemen no< von Kiemenlöcern fand ſi<h eine Spur; der Schwanz dagegen war bei dieſem Keimling merklich größer als bei den übrigen und lag mit ſeiner breiten Fläche der inneren Wand der Blaſe dicht an, war auch ſo gefäßreih, daß ſeine Thätigkeit als Atemwerkzeug keinem Zweifel unterliegen dürfte. Bei fortſchreitender Entwickelung wird das am Bauche vorſpringende Dotter und ebenſo der Shwanz immer kleiner, ſo daß der leßtere, wenn das von der Schnauze bis zum After 5 mm lange Tierchen die Eiblaſe dur<hbriht, nur 1,8 mm, 1wenige Stunden ſpäter aber nur no< 0,3 mm lang iſt und im Laufe desſelben Tages ganz aufgeſaugt wird. Andere Eier desſelben Geleges, die erſt 8 Tage nach ihrer Geburt in Weingeiſt aufbewahrt wurden, haben einen Durhmeſſer von 7—7,5 mm, woraus hervorgehen dürfte, daß ihr Wachstum niht ſchneller vor ſih geht als bei anderen Arten von Froſchlurchen.

„Die Entwi>elung dieſes Laubſroſches“/, ſ<ließt Peters, „ohne Verwandlung, ohne Kiemen, mit gleichzeitiger Bildung der vorderen und der hinteren Gliedmaßen, wie bei den Säugetieren innerhalb einer der Keimblaſe und dem Fruchtwaſſer ähnlichen Blaſe und Flüſſigkeit iſt höchſt merkwürdig, ſteht aber vielleicht weniger vereinzelt da, als man bis jezt annehmen zu müſſen glaubte.“

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Unter anderen amerikaniſchen Mitgliedern der Familie fallen beſonders die Hornfröſche (Ceratophrys) dur< Größe, eigentümliche Geſtaltung und Schönheit auf. Jhre Geſtalt iſt gedrungen und frötenartig, der Kopf außerordentlich groß und breit, der Rachen dieſem Kopfe entſprechend, der Nand des Oberkiefers äußerſt fein gezähnelt, der des Untexkiefers glatt; die Glieder ſind mäßig di> und fleiſchig, die Vorderfüße vierfingerig, die hinteren fünfzehig, die Finger getrennt, die Zehen dur< kurze Schwimmhäute verbunden. Dem Bruſtbeine fehlt ein kfnöherner Shwertfortſaß, die Zunge iſt hinten tief eingeſchnitten, der Augenſtern quer verbreitert. Der Name bezieht ſih auf eigentümliche zipfelartige Auswüchſe über den Augen, die ni<hts anderes ſind als die in eine hohe Spie verlängerten oberen Augenlider. Erhöhte Warzenkämme und Nähte auf Kopf und Nüken wiederholen gleihſam dieſe. abſonderlihe Bildung. Die 11 Arten dieſer abenteuerli<h ausſehenden Gattung bewohnen Südamerika

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. VI. 44