Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Schmu>hornfro\<. Augenpfeifer. 693

inneren Naſenöffnungen auf dem Gaumen. Auch unter den Ladenbläſern gibt es ſchlanke und gedrungen gebaute Formen, Tiere mit ſpißen Fingern und ſolche mit Haſtſcheiben. Leßtere wurden früher als Gattung der Fingerfröſche (Plectromantis) abgetrennt.

Reſte der Shwimmhaut ſind übrigens bei einigen Arten der Gattung inſofern bemerkbar, als die Zehen mitunter feine, linienförmige Hautſäume, die ſih ſeitlih anſeßen und bis zu den Spigen laufen, aufweiſen können.

Der am beſten bekannte Ladenbläſer iſt der Augenpfeifer (Leptodactylus oceliatus, serialis und pachypus, Rana ocellata, pachypus und pygmaea, Cystignathus pachypus und ocellatus), ein \<lank gebautes Tier von 9—11 cm Leibeslänge, leicht kenntlih am Mangel der Zehenſäume, an einer Längsfalte am Laufe und an 8—10 Kielen oder erhöhten Hautleiſten, die über den Nü>ken und längs der Seiten verlaufen. Fene zeigen dunkel ölbraune, die ſeitlichen gelblihweiße Färbung; die zwiſchen ihnen liegenden Vertiefungen der Oberſeite ſind auf ölgrünem Grunde mit rundlichen oder viere>igen, ſtark hervorſtehenden, ſhwarzen Fle>en gezeichnet, die Hinterſchenkel auf grünlihgrauenm Grunde dunkel ſ{<wärzlihgrau gefle>t, die Unterteile gelblihweiß, die Kehlgegend {<hwärzli<h marmoriert. Das Männchen beſigt eine innere Schallblaſe in der Kehlgegend und überdies zwei fräftige Hö>ker auf der Junenſeite des erſten Fingers.

Der Augenpfeifer verbreitet ſi< über das ganze öſtlihe Südamerika und iſ, wo er vortommt, ſehr gemein, ſo au< în vielen Gegenden der Oſtküſte Braſiliens, während er von dem Prinzen von Wied im Fnneren des Landes nicht bemerkt wurde. Er vertritt in Braſilien und Paraguay unſeren Waſſerfroſh und hält fih gleich dieſem immer in der Nähe des Waſſers auf, um bei Störungen ſogleih hineinflühten zu fönnen. Fm Waſſer etwas ungeſchi>t und täppiſch, bewegt er ſih auf dem Lande mit Schnelligkeit und Ge\chi>lihkeit und führt z. B. für ſeine Größe erſtaunlich weite Sprünge aus. Während des Tages verbirgt er ſi<h in Pfüßen, Sümpfen und ſtehenden Gewäſſern, bei feu<htem Wetter aber, oder ſobald die Abendkühlung eintritt, verläßt er ſeine Schlupfwinkel und hüpft überall im Graſe umher. Alsdann vernimmt man auch ſeine Stimme, einen ſehr auffallenden, ihn fennzeihnenden, von der Stimme aller übrigen Fröſche verſchiedenen Pfiff, „etwa wie man einem Menſchen oder einem Hunde pfeift“. Fn der Paarungszeit, die er im Waſſer verbringt, läßt er übrigens einen von dem eben erwähnten gänzlich abweichenden, furzen, hohen Laut hören. So wenigſtens berichtet der Prinz von Wied, der zuerſt ausführlichere Mitteilungen über das Tier gab. Eine weſentliche Bereicherung und Berichtigung unſerer Kenntnis der Lebensgeſchihte verdanken wir N. Henſel. Dieſer vergleicht ſeine in weiter Entfernung hörbare Stimme mit dem Schallen der Axtſchläge, wie man ſie vernimmt, wenn Zimmerleute im Takte einen Balken beſchlagen. Der Augenpfeifer legt im Frühjahre, nahdem er, wenigſtens in Rio Grande do Sul, Winterſchlaf gehalten hat, ſeine Eier niht unmittelbar in die Pfüße, worin er ſi<h während der Paarungszeit aufhält, ſondern höhlt da, wo das Ufer fla<h und ſ{hlammig iſt, ſchüſſelförmige Vertiefungen von vielleiht 30 ecm Durchmeſſer aus, die ſih zwar ebenfalls mit Waſſer füllen, aber dur< einen Erdwall, den Rand der Schüſſel, von dem allgemeinen Waſſer: be>en abgeſperrt ſind. Hier nun laicht er, und während die ausgeſchlüpften Larven warten, bis dur< einen der in dieſer Jahreszeit nicht ſeltenen Regengüſſe das ſteigende Waſſer die Brutbehälter mit der Pfüße in Verbindung bringt, haben ſie bereits eine Größe erreicht, die ſie den meiſten der ihnen drohenden Gefahren entgehen läßt. Bleiben die Frühlingsregen zu lange aus, ſo vertro>nen viele der Pfüßen, und die Brut geht zu Grunde.

Es dient zur Vervollſtändigung des Lebensbildes der Pfeifer insgemein, wenn ich fernerhin Henſel und ebenſo Gundlach erzählen laſſe, wie verwandte Arten ſich fortpflanzen.