Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Aga. Naſenkröte. — Hylen: Allgemeines. 709

Färbung gezeichnet. Die Unterſeite iſt grau, mit feinen, gelblihweißen Punkten getüpfelt. Die Punkte ſtehen aber oft ſo dicht, daß die Grundfärbung mehr oder weniger durch ſie verdrängt wird. Das Hautgift dieſer Art wirkt, nah A. Dugès und L. F. Héron-Noyer, auh no< na< Jahren, innerlih gegeben, tödlih auf Kriechtiere und wird von den Eingeborenen Südamerikas zur Bereitung eines äußerſt wirkſamen Pfeilgiftes verwendet.

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Duméril und Bibron machten uns zuerſt mit einem mexikaniſchen Froſchlurche befannt, der ſih von allen übrigen Kröten dadur<h unterſcheidet, daß ſeine Zunge hinten angewachſen und an der vorderen Spie beweglich, daß ſein Augenſtern ſenkrecht geſpalten und ſein Bruſtbein verkümmert iſt. Dieſes Tier, die Naſenkröte (Rhinophrynus dorsalis und rostratus, Abbildung S. 708), der einzige Vertreter der Gattung Rhinophrynus, gehört zu den ſonderbarſten und unförmlichſten Geſtalten der Ordnung. Jhr Leib iſt faſt eirund, der Kopf mit ihm verſhmolzen und ſhnabelartig zugeſpibt, das vordere Gliederpaar plump und furz, das hintere Gliederpaar di>, durch die fünf, mit breiten Shwimmhäuten verbundenen Zehen, deren innerſter nur höcerartig ausgebildet iſt, und no< mehr dur den hornigen , auf der Sohle vorſpringenden, ſ{<haufelförmigen Mittelfußhöker ausgezeihnet, das Trommelfell verſte>t und die Ohrdrüſe fehlend. Die Färbung, ein gleich: mäßiges Braun, wird durch einen längs der Rückenmitte verlaufenden gelben Streifen und mehrere ſeitlihe Fle>en von gleicher Farbe gezeichnet. Die Länge beträgt 6 cm. Hinter dem Mundwinkel beſißt das Männchen je einen inneren Stimmſa>.

Von den Lebensgewohnheiten dieſer Art wiſſen wir nux, daß ſie vorzüglih graben fann und ſi< ausſ<hließlih von Termiten nährt, die ſie mit der eigentümlichen Zunge leœend aufnimmt.

Eine weitere Familie der Schiebbruſtfröſche bilden die E<hten Laubfröſche oder Hylen (Hylidae), die, abgeſehen von der eigentümlichen Form ihres Bruſtgürtels, von dem wir ſhon geſprochen haben, ſi<h auszeihnen dur< bezahnte Oberkiefer, dreie>ig verbreiterte Querfortſäße des Kreuzbeinwirbels und durc klauenförmig gebogene, am Grunde geſ<wollene knöcherne Endglieder an Fingern und Zehen, die mehr oder minder entwi>elten drüſigen Haftſcheiben zur Unterlage dienen.

Die Hylen ſind faſt durhweg Baumſröſchè, die in außerordentlih großer Anzahl in Amerika und Auſtralien leben, aber nur durch wenige Arten im altweltlih-nordiſchen Gebiete vertreten ſind. Man unterſcheidet 10 Gattungen mit etwa 200 Arten. Während, ſoweit wir bis jezt wiſſen, mit Ausnahme der Beutelfröſche keine Art der Hylen eine beſondere Fürſorge für ihre Nachkommenſchaft an den Tag legt, macht die Gattung Phyllomedusa, nah H. von Jhering, hierin eine bemerkenswerte Ausnahme. Die in der braſiliſchen Provinz Rio Grande do Sul häufige Phyllomedusa iheringi nämlih legt ihre Eier niht ins Waſſer, obgleich ſi<h ſpäter die Larve darin entwi>eln muß, ſondern zwiſchen 2 oder 3 zuſammengelegte Baumblätter, die über ſtehendem Waſſer hängen. Die Laichmaſſen haben bei 4—5 cm Länge 1,5—2 cm Breite.

An den Anfang wollen wir die Gattung der Bodenhylen (Chorophilus) ſtellen, die ſi< in Bau und Lebensweiſe noh manchen Formen der Cyſtignathen nähern. Von den übrigen Hylen unterſcheiden ſie ſi<h nämlich durh nux ſehr ſhwach verbreiterte Querfortſäge am Kreuzbeinwirbel und durch faſt ſhwimmhautfreie Zehen, deren Spißen nur fehr