Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Laubfro\<: Verbreitung. Weſen. Nahrung. Stimme. Winterruhe. TIS

glitſ<t anfänglih allerdings auf einer glatten Fläche etwas na<h abwärts, ſicherlih aber nur, weil das an den Zehenballen und an der Bauchſeite haftende Waſſer ihm verwehrt, zwiſchen dieſen und der Anheftungsflähe ſofort eine genügend dünne Adhäſionsſchicht herzuſtellen. Jn dieſer Weiſe alſo beſteigt unſer Froſch die Bäume, von Blatt zu Blatt emporſpringend, auf niederem Gebüſche beginnend, von dieſem aus zu höheren Sträuchern auftlimmend und endlih ſi< bis zur Krone der Bäume erhebend.

Hier in der luftigen Höhe verlebt er behaglih den Sommer, bei hönem Wetter auf der Oberſeite, bei Regen auf der Unterſeite des Blattes klebend, falls ſolche Witterung niht allzu lange anhält und ihm ſo unangenehm wird, daß er ſih vor dem Regen ins — Waſſer flüchtet, oder ſih in Erdlöchern, Mauerritßen, hohlen Baumſtämmen 2c. verſte>t. Wie trefflich ſeine Färbung mit dem Blattgrün ſeiner Umgebung im Einklange ſteht, erfährt derjenige, welcher ihn auf einem niederen Buſche ſchreien hört und ſih längere Zeit vergeblich bemüht, ihn wahrzunehmen. Fener Gleichfarbigkeit iſt er ſi<h wohl bewußt und ſucht ſie beſtmöglichſt auszunußen. Er weiß, daß Springen ihn verrät: deshalb zieht er vox, bei Ankunft eines Feindes oder größeren, ihm gefährlich dünkenden Weſens überhaupt ſi feſt auf das Blatt zu drüen und, die leuhtenden Äuglein auf den Gegner gerihtet bewegungslos zu verharren, bis die Gefahr vorüber iſt. Erſt im äußerſten Notfalle entſchließt er ſi< zu einem Sprunge, der dann aber ſo plöglih geſchieht und mit ſo viel Geſchi> ausgeführt wird, daß er ihn meiſtens rettet. |

Die Nahrung des Laubfroſches beſteht in mancherlei Kerbtieren, namentli<h Fliegen, Spinnen, Käfern, Schmetterlingen und glatten Raupen. Alle Beute, die er verzehrt, muß lebendig ſein und ſi< regen; tote oder auh nur regungsloſe Tiere rührt er niht an. Sein ſcharfes Geſicht und ſein wohlentwi>eltes Gehör geben ihm Kunde von der heranſummenden Mücke oder Fliege; er beobachtet ſie ſharf und ſpringt nun plöglich mit gewaltigem Saße nach ihr, weitaus in den meiſten Fällen mit Erfolg und immer ſo, daß er ein anderes Blatt beim Niederſpringen erreiht. Zur Unterſtüzung der heraus\ſ<hnellenden und die Beute anleimenden Zunge benußt er auh wohl die Zehen eines ſeiner Vorderfüße und führt mit ihnen wie mit einer Hand die dargebotene Speiſe zum Munde: ſo beoba<htete Gredler wenigſtens an Gefangenen, wenn ihnen größere Fliegen gereiht wurden, dasſelbe Günther auch an auſtraliſhen Verwandten unſerer einheimiſchen Art. Während des Sommers beanſprucht der Laubfroſch ziemlich viel Nahrung, liegt deshalb auh während des ganzen Tages auf der Lauer obgleih au< ſeine Zeit erſt na< Sonnenuntergang beginnt.

Man hält den Laubfroſch allgemein für einen guten Wetterpropheten und glaubt, daß er Veränderung der Witterung durh Schreien anzeige. Dieſe Anſicht iſt wenigſtens nicht unbedingt richtig. Beſonders eifrig läßt der Laubfroſch ſeine laute Stimme während der Paarungszeit ertönen, ſ{<weigt aber au<h während des Sommers niht und ruft mit aufgeblafener Kehle ſein faſt wie Schellengeläute klingendes, an den ſogenannten Geſang der Cikaden erinnerndes, raſh ausgeſtoßenes „Kre> kre> kre>“ die halbe Nacht hindur< faſt ohne Unterbrehung in die Welt, ſowohl bei tro>ener und beſtändiger Witterung als auch furz vor dem Regen. Nur vor kommendem Gewitter ſ{hreit er mehr als fonſt, während Des Negens ſelbſt oder bei naſſem Wetter verſtummt er gänzlich. Eine ſüdliche Abart (yar. meridionalis) \<reit no< viel lauter, aber langſamer, rauher und tiefer „rab rab rab“, jo laut, daß man es dur< drei Stockwerke und häuſerweit hört.

Gegen den Spätherbſt hin verläßt er die Baumkronen, kommt auf den Boden herab und verkriecht ſi< unter Steine in Erdlöcher oder tief in Mauerſpalten. Hier verbringt er in todähnlihem Schlafe den Winter, ohne vom Froſte erreicht zu werden. Daß er übrigens niht fehr empfindlih gegen die Kälte iſt, beweiſt er durch ſein frühes Erſcheinen. Früher als viele andere Froſhlurche iſt er im Frühlinge wieder da und denkt nun zunächſt an die