Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Gerippe. Muskeln. Gehirn und Nerven. D
Gaumenbogen ſeßt ſh zuſammen aus dem Gaumenbeine, dem Querbeine und dem Flügelbeine, wird bei den Quermäulern nur dur eine das Gaumendaqch bildende Platte und bei den Löffelſtören aus einem einzigen Stücke hergeſtellt. Die Unterkieferhälften ſind nur ſelten in der Mitte miteinander verwachſen, meiſtens aber unbeweglih dur<h Faſermaſſe oder Naht verbunden. Der Unterkiefer beſteht ſtets aus mehreren Stücken, gewöhnlich aus drei, zuweilen aus vier, häufig aus ſe<s. Eins von dieſen, das Zahnſtü>, trägt die Zähne; ein anderes, das Gelenkſtü>, das nah hinten von dem Ecſſtücke vervollſtändigt wird, entſpricht ſeinem Namen. Das Unterkiefergelenk geſtattet faſt immer nur eine einfache Hebelbewegung von unten nach oben.
Nimmt man alle dieſe Knochen weg, ſo zeigt ſih die Mundhöhle der Knochenfiſche durc vielfache Bogen beſhränkt, wovon die meiſten, niemals aber der vordere ſogenannte Zungenbogen, Kiemenfranſen tragen. Die Endſpißen dieſes Bogens laufen vorn in dem Zungenbeine zuſammen, das aus einer Reihe von unpaaren, in der Mittellinie hintereinander liegenden Knochenſtü>en beſteht, nah vorn ſi< in das Zungenbein fortſeßt und die übrigen Kiemenbogen trägt. An dem äußeren Rande der Zungenbeinhörner finden ſi platte, ſäbelförmige, hinſichtlih der Anzahl wenig wechſelnde Knochengelenke, die zur Spannung der den Kiemenſpalt ſ{<ließenden Kiemenhaut dienen. Bei einzelnen Fiſchen ſind dieſe Strahlen dur< dreie>ige Knochenplatten erſeßt; bei den Knorpelfiſchen beſtehen au fie aus Knorpel. Hinter dem Zungenbeinbogen folgen vier, bei den meiſten Knorpel: fiſchen aus zwei, bei den Knochenfiſhen gewöhnlich aus vier Stücken zuſammenzgeſeßte harte Bogen, die auf ihrer hinteren Seite Kiemenblättchen, vorn aber gewöhnlih Stacheln oder Zähne tragen: die Kiemenbogen, die oben dur< beſondere Knöchelchen, die oberen Schlundknochen, an dem Schädel befeſtigt ſind. Leßtere erreichen bei einzelnen Fiſchen eine ungewöhnliche Größe und zeihnen ſi< dann auh dur blattförmige Windungen aus. Ein unvollſtändiger Bogen endlich, der untere Shlundknochen, umfaßt den Eingang des Schlundes von unten.
Mächtige Muskeln liegen zu beiden Seiten der Wirbelſäule, gewöhnlih in zwei Abteilungen jederſeits, ſo daß man vier Muskelzüge unterſcheiden kann: zwei obere, die den Rücken, und zwei untere, welche die Bauhwandungen und die Unterſeite des Schwanzes herſtellen. Sie zeigen eine eigentümliche Bildung, indem ſie gewiſſermaßen in eine Menge von Ringen zerfallen, die dur<h Sehnenblätter voneinander getrennt werden. Die Fortbewegung im Waſſer wird weſentlih vermittelt dur< dieſe Muskelmaſſen, die kräftige Seitenbewegungen ermöglichen.
Mehr als bei allen übrigen Wirbeltieren überwiegt bei den Fiſchen das geſtre>te, ſtrangartige, in der oberen Röhre der Wirbelſäule eingeſchloſſene Nückenmark das Gehirn. Letteres iſ ſehr klein und füllt die Schädelhöhle gewöhnlich bei weitem niht aus. Man unterſcheidet Vorder-, Mittel- und Hinterhirn. Von erſterem bildet der Riechnerv die unmittelbare Fortſezung; hierauf folgen die größeren Anſchwellungen des Mittelhirnes, von welchen die Sehnerven entſpringen, und ſodann das ebenfalls aus zwei Teilen beſtehende Hinterhirn, das ſehr ausgebildet ſein kann. Die Nerven ſind in derſelben Weiſe angeordnet wie bei anderen Wirbeltieren. Obſchon die Sinneswerkzeuge denen der höhe: ren Tiere nachſtehen, ſo ſind ſie doh bei faſt allen Fiſchen vorhanden und nur höchſt ſelten unvollſtändig ausgebildet. Die meiſtens ſehr großen, vorn abgeplatteten, dur<weg lidloſen Augen werden nur bei den ſogenannten blinden Fiſchen mit undurchſichtiger Körperhaut überzogen, und ihre Regenbogenhaut prangt gewöhnlich in äußerſt lebhaften, metalliſchen Farben. -Die Naſe bildet bei den tiefer ſtehenden Gliedern der Klaſſe eine becherförmige Grube, bei den übrigen eine vorn an der Schnauze in den Knorpel eingeſenkte, oft dur eine Klappe verſchließbare Nöhre, während bei den Lungenfiſchen die Naſenlöcher