Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
6 Ein Blick auf das Leben der Geſamtheit.
in eine weite Kapſel führen, deren beide Gänge ſih na< unten in die Mundhöhle öffnen. Das immer in den Schädel eingeſchloſſene Gehörwerkzeug beſteht nur aus dem Labyrinthe, das ausnahmsweiſe bloß dur einen oder zwei Kanäle mit einer am Hinterhaupte befindlichen Grube, dem erſten Anfange eines äußeren Ohres, in Verbindung ſteht.
Die Kiemen ſtehen auf Bogen, welche die Rachenhöhle umfaſſen, aber dur Spalten voneinander getrennt werden, und ſind weihe, vorſpringende, häutige Blättchen, auf denen ſih die Atemgefäße verzweigen. Hinſichtlih ihrer Ausbildung nimmt man mancherlei Verſchiedenheiten wahr. Es finden ſi< weite Schläuche, die nah hinten unmittelbar in den Schlund übergehen, und deren Seiten dur< Knorpelleiſten gebildet werden, beſonders in dem mit Schleimhaut überzogenen Kiemenbeutel mit bald gemeinſamen, bald getrennten äußeren Öffnungen, Kiemenſpalten, von deren Zwiſchenbrü>en häutige Blätthen nah innen gehen, auf denen fih nun die Kiemenblätthen anheften 2c. Bei den höheren Fiſchen werden die Spalten nah außen dur<h knöcherne Deel geſhüßt und dadur in einer Höhle eingeſchloſſen, die mit der Außenwelt durh eine mehr oder minder enge Spalte in Verbindung ſteht. Gewöhnlich ſind 4 Kiemenbogen mit einer Doppelreihe von Blättchen beſezt, bei vielen Knochenfiſhen nur 82/2, bei anderen bloß 3, bei einigen 21/2, bei einzelnen ſogar nur 2, während gewiſſe Haie 6 oder 7 Kiemen haben. Mit Ausnahme der Lungenfiſche beſißt kein einziges Mitglied der Klaſſe einen Atemſa>, der tohlenſäurehaltiges Blut empfängt und ſauerſtoffbeladenes abgibt. Dagegen iſt ein beſonderes ſa>förmiges Organ, die Shwimmblaſe, ſehr oft vorhanden; ſie enthält zwar Luft, ſteht jedoh zur Atemthätigkeit in keiner Beziehung, vielmehr höhſtens mit dem Gehörgange oder mit dem S<hlunde in Verbindung und dient wahrſcheinlich dazu, das Gewit der Fiſche der jeweiligen Waſſerhöhe oder Dru>wirkung anzupaſſen. Die Luft in der Shwimmblaſe wird ohne Zweifel von deren Gefäßen abgeſchieden, da ſie aus Kohlenoder Stickſtoff beſteht und nur ſehr wenig Sauerſtoff enthält. Rondelet bemerkte zuerſt, daß dieſes in vieler Beziehung no< rätſelhafte Werkzeug häufiger bei Süßwaſſerals bei Meerfiſchen gefunden werde.
Mit Ausnahme des Lanzettfiſchchens haben alle Fiſche ein von einem Herzbeutel umſhloſſenes Herz mit einer ungeteilten, dünnwandigen Vorkammer und einer ſtarkmuskeligen Kammer, die ſih nach vorn mittels einer einzigen Öffnung in die meiſt zwiebelartig angeſchwollene Kiemenſchlagader fortſeßt. Leßtere, der ſogenannte Arterienſtiel, zeigt zwei weſentli verſchiedene Grundformen des Baues. Bei den Knochenfiſhen und Rundmäulern finden ſih nämlih an der Ausmündungsöffnung der Kammer zwei halbmondförmige Klappen, bei den Shmelzſhuppern und Quermäulern hingegen deren eine bedeutende Anzahl. Das Blut ſtrömt von dem Herzen durch die große Kiemenſchlagader und verteilt ſich zu beiden Seiten in die Gefäßbogen, welche die Kiemenhohladern ſpeiſen und auf ihnen ſich in zahlreihen Haargefäßneßen verzweigen, geht dann in die Kiemenvenen über, deren je eine auf jedem Kiemenbogen ſih ſammelt, und von dieſen aus zu einem einzigen Hauptſtamme, der Aorta, die unmittelbar unter der Wirbelſäule nach hinten verläuft. Die Schlagadern des Kopfes entſtehen gewöhnlich {hon vor der Bildung der Aorta aus der Kiemenhohlader des erſten Bogens. Das Körperblut tritt dur< eine am Schwanze einfache, nah vorn ſi<h gewöhnlich gabelig teilende Hohlader in das Herz zurük, nahdem vorher ein Teil davon das ſogenannte Nierenpfortaderſyſtem durchſtrömt hat. Das in die Eingeweide ſtrömende Blut ſammelt ſi<h in den Hohladern, die ebenfalls wieder in der Leber in die Haargefäßneße des Pfortaderſyſtems ſi auflöſen und dann zur Leberhohlader zuſammentreten, die faſt unmittelbar in die Vorkammer des Herzens übergeht.
So einfach die Verdauungswerkzeuge im Ganzen ſind, ſo mannigfaltig kann ihre verſchiedene Entwi>kelung ſein, namentlih ſoweit es ſi< um die Bezahnung handelt. Es