Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Kiemen. Schwimmblaſe. Bezahnung. VerdauungS8organe. 7
gibt faſt keinen einzigen unter den zahlreihen Knochen der Mund- und Rachenhöhle, der niht mit Zähnen beſeßt ſein könnte. Einzelne Fiſche freilih haben gar keine Zähne, andere ſolche nur an einzelnen Knochen, einzelne aber ſolche auf allen zahntragenden Knochen überhaupt. Gewöhnlih bemerkt man zwei gleichlaufende Zahnbogen auf dem Gaumengewölbe, einen, der dem Zwiſchenkiefer, und einen anderen, der dem Gaumenbeine und dem Pflugſcharbeine angehört, während Unterkiefer und Zungenbein einen einzigen Bogen zu tragen pflegen. Weiter nah hinten zu ſtarrt es gewöhnli<h von Zähnen, da ſämtliche Kiemenbogen und die oberen und unteren Schlundknochen deren tragen. Die Zähne ſelbſt laſſen ſi trot ihrer außerordentlihen Mannigfaltigkeit als Fang- und Mahlzähne unterſcheiden. Erſtere haben gewöhnlich die Geſtalt eines ſpißigen, nah hinten etwas umgefrümmten, vorn mehr oder minder \charfrandigen Hakens, können aber au< durch meißelartige Zuſchärfung der Spitze, durh mehrfahe Za>en und Widerhaken vervollſtändigt werden. Sie ſtehen meiſt in einfacher Reihe und ſo, daß ſie von beiden Kinnladen her übergreifen, während ihre Zwiſchenräume durch viele kleinere ausgefüllt werden, drängen ſi, wenn ſie dünner und feiner ſind, aber au<h mehr zuſammen und bilden einen förmlichen Wald, erhalten ſogar eine Beweglichkeit, wie ſie ſonſt nur denen der Giftſchlangen eigen iſt, indem ſie bei Shließung des Maules in den Rachen zurücgelegt werden können. Je nach ihrer Lage und Stärke unterſcheidet man ſie: die langen und ſtarken als Kammzähne, die kürzeren und ſtarken als Raſpelzähne, die feineren und langen als Bürſtenzähne, die ſehr feinen als Samtzähne. Jm Vergleiche zu ihnen erſcheinen die Mahlzähne flahſceibig oder ho<hfronig, zuweilen ſtumpfkegelig; aber auch ſie ſind höchſt verſchiedenartig gebaut und geſtellt, manchmal groß und vereinzelt, ein andermal klein und wie Pflaſterſteine zuſammengedrängt, oft ſo gebildet, daß ſie, ähnlih dem Schnabel eines Vogels und einer Schildkröte, vorn einen ſchneidenden Rand herſtellen und weiter nah hinten eine wagerehte Oberfläche bilden, die zum Zermalmen dient. Bei einzelnen Fiſchen beſtehen die Zähne aus einer hornigen, bei anderen aus einer falfigen, dur<ſihtigen, gewöhnlich mit glasartigem, ſprödem Schmelze überzogenen Maſſe, zwiſchen welchen beiden Hauptbeſtandteilen ſich oft no< ein weicherer Bindeſtoff einſchiebt. Der Zahn bildet einen Hohl: fegel, deſſen innere Achſenhöhle von der kegelförmigen Zahnpulpe eingenommen wird. Zuſammengeſeßter erſcheinen die gefalteten Zähne, bei welchen ſi<h die Zahnmaſſe um eine einfache Markhöhle herum in zierliche Falten gelegt hat. Außerdem haben einzelne Fiſche no< Zähne mit nebförmigen Markröhren, worin man keine Markhöhle mehr findet, wohl aber Gefäße und Nerven, die von der Zahnpulpe aus die Maſſen nah allen Richtungen durcſeßen. Endlich kommen noh zuſammengeſeßte Zähne vor, einzelne Hohlwalzen, die bald vereinzelt, bald von einem gemeinſamen Gefäßneße aus in die Höhe ſteigen und unter ſi< durch Bindeſtoff zu einer gemeinſamen Maſſe verbunden werden. Eine eigentliche Wurzel fehlt den Zähnen immer. Häufig ſißen ſie nur auf der Schleimhaut des Mundes auf; in der Regel aber ſind ſie in die verdi>ten Schleimhäute eingeſenkt und durch vielfahe Sehnenfäden befeſtigt. Die Entwickelung der Zähne dauert, wie es ſcheint, bei allen Fiſhen während der ganzen Lebenszeit fort.
Der Verdauungs\<lauch beſteht aus drei Abteilungen, dem aus Schlundkopfe, Speiſeröhre und Magen zuſammengeſeßten Munddarme, dem Mittel- oder Dünndarme und dem Affter- oder dem Dicf- und Maſtdarme. Der zuweilen trichterförmig erweiterte Shlund iſt gewöhnlih wie der Magen mit Längsfalten beſezt und geht ſo unmerklich in leßteren über, daß man feine beſtimmte Trennung nachweiſen kann, während dieſer ſih in der Regel ziemlich ſcharf in einen Schlund- und Pförtnerteil ſcheidet. An der durch ſeine hakenförmige Umbiegung angedeuteten Stelle findet ſich oft ein mehr oder minder bedeutender Blindſa>k, am Ende des Pförtners eine häutige Klappe und ein kräftiger, zur Schließung