Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

438 Achte Ordnung: Knorpelfloſſer; erſte Familie: Menſchenhaie.

Säen gebildet, die innen eine ſpaltförmige Öffnung in die Rachenhöhle und meiſt auch eine eigne Spalte na<h außen hat, ſo daß man auf beiden Seiten des Halſes oder auf der Bauchfläche vor der Bruſtfloſſe gewöhnlih 6—7 Kiemenſpalten ſieht; nur bei den Seetaßen findet ſih eine einzige Kiemenſpalte.“

Hinſichtlih ihrer Fortpflanzung unterſcheiden ſih die Knorpelfloſſer von allen übrigen Fiſchen. Es findet eine förmliche Begattung ſtatt, und nur die wenigſten legen Eier: eigentümliche, meiſtens platte, vierzipfelige Kapſeln, die mit harten Hornſchalen umgeben und an den Zipfeln mit langſchraubig gewundenen Fäden verſehen ſind; die meiſten hingegen gebären lebendige Junge, die ſi< in einer beſonderen Erweiterung des Eileiters ausbilden. „Faſt immer liegen dieſe Keimlinge ganz frei und entwi>eln ſich teils auf Koſten des Dotters, teils der eiweißartigen Sulze, die ſie umgibt; man hat indes gefunden, daß merkwürdigerweiſe bei einer Art von Haifiſchen der Dotterſa> Zotten bildet, die in entgegenkommende Zotten des Eileiters eingreifen und ſo einen Erſatz des Mutterkuchens bilden. Die Fruchtkeime zeigen außer manchen anderen Eigentümlichkeiten beſonders noch die, daß ſie an den Kiemenſpalten wie au<h meiſt an den Sprißlöchern federartige äußere Kiemen beſißen, ähnlich denen, die ſih bei den Larven der Waſſermolche zeigen. Die äußeren Fäden verſhwinden ſpurlos {hon lange vor der Geburt.“

Eine bis auf wenige Arten ausgeſtorbene Familie, die ſih von den übrigen dur die Bildung des Maules weſentli<h unterſcheidet, hat Veranlaſſung gegeben, die Ordnung in _ zwei Unterordnungen zu zerfällen. Die erſte, die der Quermäuler (Plagiostomata), umfaßt bei weitem die große Mehrzahl der gegenwärtig noh lebenden Familien, Gattungen und Arten und kennzeichnet ſi<h dur< das breit geſpaltene, bogig quergeſtellte, weit nah hinten unter der Schnauze liegende Maul, durh Spriblöcher, die ſih auf der Oberfläche des Kopfes meiſt hinter den Augen öffnen und in die Rachenhöhle ausmünden, vollſtändig ausgewachſene Kiemen mit voneinander getrennten Kiemenfächern, wovon jedes einzelne ſih nah außen öffnet, und ſelten na>te, meiſt mit den beſchriebenen Bildungen bede>te Haut. An der Wirbelſäule läßt ſih die Wirbelteilung deutlih erkennen; die knorpelige Schädelkapſel verbindet ſi< mit jener dur< ein Gelenk, das eine kugelförmige Höhle darſtellt. Die Unterordnung zerfällt in die beiden Sippſchaften der Haie und Rochen.

Die Haie (Selachoidei) find Quermäuler mit ſpindelförmigem, di>ſhwänzigenm Leibe, Kiemenſpalten an den Seiten des Halſes und vom Hinterkopfe geſchiedenen Bruſtfloſſen, die im Meere leben, ſi< über alle Gürtel der Erde verbreiten, ſih ausſ<ließli<h von anderen Tieren ernähren und größtenteils lebendige Funge zur Welt bringen. Einige Arten ſ{heuen das Süßwaſſer niht und gehen gelegentlih in großen Strömen, z. BV. im Ganges und Tigris, weit landeinwärts. Jn unſeren Augen gelten ſie mit Recht als ebenſo ſchädliche wie fur<htbare Tiere. Neben den wenigen Kopffüßern, die ihrer Größe halber die Sage vom Kraken hervorgerufen zu haben ſcheinen, ſind ſie die einzigen Raubtiere des Meeres, die wirklih den Menſchen angreifen, in der Abſicht, ihn zur Beute zu gewinnen. Solche räuberiſche Weſen haben allerorts unſere Rachſucht heraufbe]<woren und uns zu unerbittlichen Feinden gema<ht. Andere Fiſche fängt man des Nuzens halber, den ſie gewähren: beim Fange der größeren Haifiſche kommt nicht ſelten weniger der Nußen als die Abſicht in Betracht, möglichſt viele von ihnen zu vertilgen.

Manche Völker wiſſen ſie jedoh auh nüßlih zu verwenden, und daher wird in manchen Gegenden auf Haie ganz regelre<ht gefiſht. So im hohen Norden, wo man dem Eishaie