Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Fangweiſen. Betäubungs8mittel. 25
und dem nie fehlenden Hibiscus überwölbten Wege wieder heimwärts. Der zufriedene Ausdru> der Geſichter und das muntere, weitſchallende Lachen waren ein genügender Beweis, daß ſie alle außerordentlih befriedigt waren. Außer vielen anderen Fiſchen waren ungefähr 2000 Stü> graue Seebarben an jenem Morgen gefangen worden. Als ih nach Hauſe kam, wog ih eine Barbe von meinem Beuteanteile; ſie hatte 2 kg; gelegentlich follen noh ſhwerere Stü>ke gefangen werden. Ein anderer Fiſh, der ebenfalls in großen Mengen erbeutet wird, iſt der „Nanue“, der ein vortrefflihes Fleiſch hat. Bisweilen trifft man auh eine gelbe Abart des Nanues an. Die Eingeborenen verſichern, daß wenn einer davon ins Negt gehe, die übrigen von der gewöhnlichen Sorte ſicher hinterdrein hwömmen. Daher rührt auh der Spigname, den die Eingeborenen dieſem Fiſche gegeben haben: „Der König der Nanues‘. Wenn zwei gelbe Nanues zu gleicher Zeit gefangen werden, ſo pflegt man den einen wieder in die See zu werfen. Einer dieſer „Könige“ wurde mir an dem vorerwähnten Tage auh mit verehrt.
„Obgleich der in den Nüſſen der Baxrringtonia speciosa enthaltene Saft für Menſchen ein tödliches Gift iſt, ma<ht er dennoch das Fleiſch der damit betäubten Fiſche niht im geringſten ungenießbar. Eine kleine, weißblühende Pflanze, eine Tephrosia, die an den Bergabhängen wächſt, wird auch, aber ſeltener, als Fiſchbetäubungsmittel gebraucht. Blätter, Stengel, Wurzeln, Blüten und Samenkörner, die ſämtlich Gift enthalten, werden zerſtoßen und ins Waſſer geworfen. Das tödlichſte vegetabiliſhe Giſt indes, das man in der HerveyGruppe ftennt, iſt eine Cerbera, ein ſtattliher Baum mit matt gelblihen Blüten. Jeder Teil dieſes Baumes liefert ein im höchſten Grade tödliches Giſt, das deswegen beim Fiſchfang niht gebraucht wird, weil dann das Fleiſh des Fiſches giftig werden würde. Jn alten Zeiten bedienten ſih die Zauberer dieſes gefürchteten Mittels, um ihre Opfer zu beſeitigen. Solche Fiſchzüge, wie ih ſie eben geſchildert habe, finden im Verlaufe des Fahres etwa drei- oder viermal ſtatt, aber natürlih an verſchiedenen Stellen des Jnſelſtrandes. Indes iſt es nihts Ungewöhnliches, die ganze Schar der Ausgezogenen einmal ohne einen einzigen Fiſh heimkehren zu ſehen, wenn widriger Wind geweſen iſt.“
Die Tephrosiía wird au< in Afrika zum Betäuben der Fiſche benuzt. Am Kongo ſah Pechuel-Loeſche die jungen Triebe dieſer Pflanzen ſamt den Blüten zwiſchen Steinen zerquetſchen und in Waſſerlöcher oder auh in längere, raſh fließende Kanäle im klippenreihen Überflutungsbette des Stromes werfen. „Binnen wenigen Minuten bereits kommen zunächſt die kleineren Fiſche an die Oberfläche und werden mit Handnezen herausgeholt. Jn ſchnellfließendem Waſſer ſeßt man weiter ſtromab an einer engen Stelle ein Gitter vor, woran die betäubten Fiſche hängen bleiben.“ Fn den Landgewäſſern Surinams werden, laut A. Kappler, auh no< mehrere andere giftige Pflanzenarten mit dem gleichen Erfolge angewendet. y
Leider wird in Deutſchland der Wert der Fiſche als Nahrungsmittel, ihre Wichtigkeit im Haushalte des Volkes noh heutigestags in einer Weiſe unterſhäßt, die geradezu unbegreiflih erſcheinen muß. Der Brite, der Holländer, der Skandinavier, der Amerikaner, der Franzoſe, Ftaliener und Spanier, dex Grieche und Ruſſe, der Lappländer, Eskimo, der braune oder ſ<warze Bewohner der Südſee-Jnſeln, der Afrikaner weiß ſie zu würdigen der Deutſche aber noh immer nicht ſo, wie ſie es verdienen. Es läßt ſich erklären, daß dieſer den Nuten, den das unabläſſig geſchäftige Heer der Vögel uns bringt, verkennt, mindeſtens im Vergleiche zu der Nüßlichkeit der Säugetiere kaum veranſchlagt, obgleich jedes Huhn auf dem Hofe, jede Taube auf dem Dache dem roheſten Verſtändniſſe genügen müßte und die einfa<ſte Beobachtung des Treibens irgend eines Sängers im Walde des beſſeren be= lehren würde; es läßt ſih ſol<hes erklären, weil nur die wenigſten Menſchen ſih die Mühe geben, zu beobachten oder zu re<nen: daß man aber die Bedeutung der Fiſche in unſerem