Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4

460 Achte Ordnung: Knorpelfloſſer; ahte Familie: Engelhaie.

Finmarken und wird daſelbſt ſowohl mit Schnüren als mit Leinen verfolgt. Dieſe Leinen haben gewöhnli<h 30 Angeln, die 6—7 Faden voneinander angebracht ſind und dur gläſerne Flöße über dem Meeresgrunde gehalten werden.

„Der jährliche Ertrag des Eishaifanges kann auf 8—10/000 Tonnen Leber im Werte “von 150—200,000 Mark veranſhlagt werden (1880). Dur Dampf geſ<hmolzen, liefert dieſe Leber ein feines Brennöl; die Nückſtände werden zu braunem Gerberthran gekocht.“

Merkwürdig iſt, daß dieſes große Tier ſih vor dem Pottwale überaus fürchten ſoll, dem Strande zuſhwimmt, ja ſogar wirkli ſtrandet und zu Grunde geht, daß er es nicht einmal wagen ſoll, ſi< einem toten Pottwale zu nähern, während er doh deſſen Verwandte gierig verſchlingt. So unbegründet wäre übrigens die Furht vor dem Pottwale nicht, da dieſer, wie wir wiſſen, ein gewaltiges und ſehr gewandtes Tier iſt, das wohl auc den größten Eishai dur<h einen Biß zerquetſchen oder zerſchneiden und töten könnte. Doch dürfte ſih ein Pottwal nur ſehr ſelten in die Gebiete verirren, wo der Eishai hauſt.

Grönländer und Fsländer erklären ſein Fleiſch als das eßbarſte aller Haie und genießen es friſh oder gedörrt, au<h wohl nachdem ſie es eine Zeitlang faulen ließen. Aus der Leber bereitet man einen Thran, den man hauptſächlih zum Schmieren, ſeltener zum Beleuchten benußt. Mit der rauhen Haut poliert man allerlei Geräte oder fertigt aus ihr Schuhe und Pferdegeſ cirr.

„Der Meer-engel““ ſagt Gesner, „bekommet den Nahmen von ſeiner Geſtalt: dann er mit ſeinen breiten vorderen Floßfedern ſich etliher maſſen einem Engel vergleichet.“ Sein Kopf iſt rund, der Leib von oben nah unten abgeplattet und dur<h die nah vorn gerihteten fehr großen Bruſt- und Bauchfloſſen no< mehr verbreitert; die Kiemenſpalten öffnen ſi<h auf der Oberſeite zwiſhen Rücken- und Bruſtfloſſen, das mit kegelförmigen, in mehrere Reihen geordneten Zähnen bewehrte Maul vorn an der Schnauze, die Naſenlöher unter dem Winkel der breiten Oberlippe; Spriblöcher ſind vorhanden; eine rauhe Haut, in welcher kegelförmig zugeſpißte Schuppen zerſtreut ſind, bede>t den Leib.

Der Meerengel oder Engelfiſ<h (Rhina squatina, aculeata, californica und dumerilii, Squalus squatina, Squatina angelus, vulgaris, laevis, aculeata, fimbriata, oculata, japonica und dumerilii), einziger Vertreter der Gattung (Rhina) und Familie der Engelhaie (Rhinidae), erreicht eine Länge von etwa 2m und iſt auf der rauhen Oberſeite ſhofkfoladenbraun und mit ſ{hwärzlihen, verwaſchenen Fle>en gezeihnet, auf der glatten Unterſeite gelblihweiß.

Das Verbreitungsgebiet ſcheint ſih auf alle Gewäſſer innerhalb des gemäßigten Gürtels der nördlichen und ſüdlichen Halbkugel zu erſtreken. Fm Mittelländiſhen Meere iſt der Engelhai gemein, ebenſo an vielen Teilen der Weſtküſten Europas, der Oſt- und Weſtkfüſten Nordamerikas, auch findet er ſi< kaum minder häufig in den japaniſchen und auſtraliſhen Gewäſſern. Aber auch in der Nordſee tritt er hier und da, ſo längs der oſtfrieſiſchen und der ſüdlichen Küſten Großbritanniens, in namhafter Anzahl auf, gehört überhaupt da, wo er vorkommt, zu den gewöhnlichſten Haifiſhen. Seiner Leibesgeſtalt entſprechend, hält er ſfi< unmittelbar über dem Grunde oder auf dem Boden ſelbſt auf und jagt hier nach den verſchiedenſten Nochen und Schollen 2c., die ſeine hauptſählihſte Nahrung ausmachen. Wie dieſe liegt er gern halb im Sande verborgen, die lebhaften Augen nah oben gerichtet, um beim Erſpähen einer Beute plößlih hervorzuſchießen.

Die Zeit der Fortpflanzung wird verſchieden angegeben: einige nennen den Herbſt, andere das Frühjahr als die Zeit, wo der Meerengel ſeine 10—20 ausgetragenen Fungen