Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
38 Erſte Ordnung: Stachelfloſſer; evſte Familie: Barſche.
des Barſches wird auh zuweilen beſtraft indem er bei dem zu haſtigen Verſchlingen der Beute das Unglü> hat, den erhaſchten Fiſh von dem weit geöffneten Rachen aus in eine der ſeitlihen Kiemenſpalten hineinzudrängen, in welcher ex ſte>en bleibt und mit dem Räuber zugleich ſtirbt.“ Ebenſo geſchieht es, laut Blo<, daß er, unvorſichtig genug, einen Stichling überfällt, und daß dieſer ihn durch ſeine auſgerichteten Rückenſtacheln tödlich verwundet. Jn derſelben Weiſe, dur Aufrichtung ſeiner Stacheln nämlich, ſoll er ſelbſt ſfi< gegen die Angriffe des Hechtes zu ſhüßen ſuchen und dieſen gefräßigſten aller unſerer Süßwaſſerfiſhe dadurch ebenfalls entweder vom Angriffe abbringen, oder an Leib und Leben gefährden. Außer von kleineren Fiſchen nährt ſih der Barſch von allen anderen Waſſertieren, die er bezwingen fann, in der Jugend von Würmern und Kerbtierlarven, ſpäter von Krebſen und Lurchen, zuleßt ſogar von kleinen Säugetieren, z. B. Waſſerratten. Seine Raubluſt und Freßgier iſ ſo groß, daß ſie ihm den Namen „Anbeiß“ verſchafft hat, weil er nah jedem Köder ſhnappt auh nicht dur den vor ſeinen Augen geſchehenden Fang ſeiner Kameraden gewißigt wird. Gefangene und in ein Waſſerbe>Œen gebrachte Barſche nehmen ſchon wenige Tage ſpäter Würmer aus der Hand ihres Pflegers und werden bald bis zu einem gewiſſen Grade zahm.
Im dritten Jahre ſeines Alters wird der Barſch fortpflanzungsfähig. Er hat dann ungefähr 15 cm Länge erreiht. Seine Laichzeit, die je nach der Lage des Wohngewäſſers, deſſen Wärmehaltigkeit und ebenſo nach der herrſchenden Witterung einigermaßen {wanken kann, fällt in der Regel in die Monate März, April und Mai; einzelne laichen vielleicht auh ſhon im Februar, andere no< im Zuni oder Zuli. Die Rogener ſuchen ſi< zum Laichen harte Gegenſtände, Steine, Holzſtü>e oder auh Rohr aus, um an ihnen den Laich auszupreſſen und die Eier an gedachten Gegenſtänden anzuhängen. Der Laich geht in Schnüren ab, die netzartig untereinander verklebt und oft 1—2 m lang ſind. Die Eier haben die Größe von Mohnſamen; trozdem wiegt der Rogen größerer Weibchen von 1 kg Gewicht 200. g und darüber, und die Anzahl der Eier beträgt dann gegen 800 000. Harmers will ſchon von einem halbpfündigen Fiſche 200,000 Stü gezählt oder berechnet haben. Waſſervögel und Fiſche freſſen viele davon; auch ſind übereinſtimmenden Angaben aufmerkſamer Beobachter zufolge in manchen Gegenden die Milchner in auffallender Minderzahl vorhanden; es kann alſo nur ein verhältnismäßig geringer Teil der Eier befruchtet werden. Hierin ſind die Gründe zu ſuchen, daß der Barſch ſih niht in größerer Menge vermehrt, als es wirkli< der Fall iſt.
Außer dem Hechte hat der Barſch noh im Fiſchotter, dem Fiſchadler, in Reihern und Störchen, auch wohl in Lachſen und anderen Raubfiſchen gefährliche Feinde. Kaum weniger verderblih wird ihm ein kleines Kruſtentier, eine ſogenannte Fiſchlaus, die ſih in den garten Gewebe ſeiner Kiemen einniſtet und dieſe ſhließli< zerſtört. Außerdem hat man ſieben verſchiedene Arten von Eingeweidewürmern in ihm gefunden.
Alle angehenden Angler haben an dem Barſche ihre wahre Freude, weil er es iſt, der auh ihre Ungeſchi>lichkeit oft mit Erfolg krönt. Da, wo er häufig vorkommt, kann man mit der Angel guten Fang thun; in beträchtlicherer Anzahl erbeutet man ihn mit einem nah ihm benannten Nege oder größeren Garne. Weil er außerhalb des Waſſers längere Zeit ausdauert, läßt er ſih weit verſenden, falls er nur unterwegs von Zeit zu Zeit einmal eingetaucht wird; auch hält er ſi< Tage und Wochen im engen Fiſchkaſten, gehört alſo zu den für die Fiſcher handlichſten Arten ſeiner Klaſſe. Die jüngeren Fiſche, die zum Eſſen nicht geſhäßt werden, laſſen ſich anderweitig verwenden, da man aus der Haut einen der Hauſenblaſe ähnlichen, ſehr haltbaren Leim bereiten und die Schuppen zur Verzierung von allerlei Handarbeiten verwenden kann; die älteren Fiſche dagegen gelten auh in unſerer Zeit als ſehr wohlſ<hme>end, obgleih wir Auſonius wohl kaum beiſtimmen, wenn er ſingt: