Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

4 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

fönnen jedem Segmente zukommen, werden aber meiſt an einem Teile derſelben vermißt. Urſprünglih ganz gleichartig angelegt, nehmen ſie im Laufe der weiteren Entwi>elung ſehr mannigfahe Formen an und dienen im ausgebildeten Zuſtande den verſchiedenartigſten Auſgaben: die einen taſten umher, die anderen ſtehen im Dienſte der Aufnahme und Zexrlleinerung von Nahrung, noh andere ſpielen eine Rolle bei der Fortpflanzung, die meiſten übernehmen als Beine die Fortbewegung auf feſter Grundlage oder im Waſſer. Durch ihre Anordnung an der Bauchſeite des Tieres bedingen ſie eine ſharfe Sonderung dieſer von der Nückenhälfte. Die gegliederten Körperanhänge bilden ein ſo hervorragendes Kennzeihen unſeres Formenkreiſes, daß man denſelben (ſeit 1848) mit C. Th. von Siebold als den der Gliederfüßer (Arthropoda) bezeihnet. Doch ſchon lange Zeit vorher war von einzelnen Forſchern die Zuſammengehörigkeit derſelben exfannt; denn was Ariſtoteles Entoma, was Linné Tnsecta nennt (Begriffe, die in unſerem Ausdru> „Kerf“ oder „Kerbtiere“ wörtlih wiedergegeben werden), de>t ſi< faſt vollſtändig mit dem heutigen Typus der Gliederfüßer, welcher als ein natürlicherer angeſehen werden muß als die Vereinigung mit den Gliederwürmern zu den Articulata Cuviers.

Die Gliederfüßer unterſcheiden ſi<h von den Wirbeltieren aber niht nur dur< ihre äußere Form, ſondern auh durch ihren inneren Bau, und beſonders dur< das Lagerungsverhältnis der Organe zu einander. Dort zieht der in Gehirn und Rü>enmark gegliederte Stamm des Nervenſyſtemes oberhalb der Skelettachſe, alſo rü>enſtändig, entlang, hier finden wir an entſprechender Körperſtelle als Mittelpunkt des Blutkreislauſes das Herz oder, wie es wegen ſeiner eigentümlihen Form bei den Fnſeften genannt wird, das Rüc>engefäß. Und an der Bauchſeite, wo bei den Wirbeltieren das Herz ſeine Lage hat, finden ſich bei den Gliederfüßern ſegmentweiſe paarige Nervenknoten (Ganglien), welche durc doppelte Längsſtränge verbunden ſind und in ihrer Geſamtheit, einer Stri>leiter niht unähnli<, eine Ganglienkette oder das Bauchmark vorſtellen. Das vorderſte, unter dem Shlunde gelegene Ganglion („unteres S<hlundganglion“) ſteht durh zwei re<hts und links vom Schlunde verlaufende Nervenſtränge mit dem oberhalb des letzteren gelegenen Gehirne in Verbindung, wodurch der vorderſte Abſchnitt dieſes Nervenzentrums die Form eines Schlundringes erhält. Somit haben die Zentralteile für das Nervenſyſtem und den Blutfreislauf bei Wirbeltieren und Gliederfüßern eine gerade entgegengeſeßte Lage. Das Nahrungsrohr dagegen liegt bei beiden zwiſchen jenen Organen, beginnt bei den Arthropoden am Vorderende des Körpers mit dem Munde, endigt nah geradem oder gewundenem Verlaufe im lezten Segmente dur<h die Afſteröffnung aus und gliedert ſih in ähnlicher Weiſe, wie bei den höheren Tieren in mehrere nah Bau und Leiſtung verſchiedene Abſchnitte. Neben drüſigen Gebilden von verſchiedener Beſchaffenheit und Bedeutung, welche zu den CErnährungswerßzeugen in beſtimmter Beziehung ſtehen, ſind es ferner die Geſ<hlehtsteile, welhe von der Leibeshöhle umſchloſſen werden. Es ſind paarige, vor dem After ausmündende Organe, welche, wie bei den höheren Tieren, faſt immer auf zweierlei Einzelweſen verteilt ſind. Die Werkzeuge für die Sinne finden ſih bei den Gliederfüßern niht in der Vollſtändigkeit wie bei den Rügrattieren; denn nur ſolche für das Gefühl und für das Geſicht haben allgemeinere Verbreitung, während Geruhs- und Gehörwerktzeuge nur bei verhältnismäßig wenigen Formen nachgewieſen ſind; lebtere haben ihren Sib niht immer am Kopfe. Der Atmung der Gliederfüßer dient in einigen Fällen die geſamte Körperoberfläche, meiſt aber ſind auch hierfür beſondere Werkzeuge vorhanden, die bei den Krebſen weſentlih anders gebaut ſind als bei den übrigen Vertretern. Vei jenen ſind cs nah außen hervorragende Anhänge des Körpers oder der Gliedmaßen, welche man Kiemen nennt, bei dieſen beſtehen ſie aus einem reich verzweigten, den ganzen Leib