Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

JFnnever Bau. Kopf. Augen. 5

durchziehenden Nege luftführender Röhren, der ſcgenannten Tracheen, welche in der Regel dur Luftlöcher (Stigmen), die in paariger Anordnung an den Seiten gelegen ſind, mit der Außenwelt in Verbindung ſtehen. Man kann nach dieſen Verſchiedenheiten innerhalb der Gliederfüßer zwei Hauptgruppen auſſtellen: Kiemenatmer (Branchiata) und Tracheenatmer (Tracheata). Wir haben es hier von nun an nur noch mit den leßteren zu thun, da die zu erſteren gehörigen Krebſe dem folgenden Bande vorbehalten bleiben.

Dieſe wenigen Vorbemerkungen werden ausreihen, um den Formeukreis der Gliederfüßer im allgemeinen zu charakteriſieren und die Gegenſäße zu den Rückgrattieren hervor: zuheben; nur auf einen ſolchen ſei noh aufmerkſam gemacht. Derſelbe bezieht ſih auf die Entwicelung im Eie und beſteht darin, daß bei den Gliederfüßern zuerſt die Bauch: ſeite als ein gegliederter „Keimſtreifen“ mit dem Nervenſyſteme und den paarigen Gliedmaßen angelegt und die Rüenſeite zuleßt ausgebildet wird, während bei den Wirbeltieren das umgekehrte Verhältnis ſtattfindet. Die wenigſten Gliederfüßer verlaſſen das Ei in der für die Erwathſenen maßgebenden Form, ſie müſſen vielmehr während des freien Lebens eine Reihe von Veränderungen dur<hmachen, deren Geſamtheit man als Verwandlung oder Metamorphoſe zu bezeichnen pflegt. Die Jugendzuſtände heißen Larven; als äußeres Zeichen ihrer Verwandlungen ſtreifen ſie mehrere Male den chitinigen Teil ihrer Haut ab; ſie „häuten“ ſi<

Man unterſcheidet drei Klaſſen von Tracheaten: die Fnſekten, Tauſendfüßer und Spinnentiere, denen wir nur im einzelnen näher treten wollen. |

Die Fnſekten, Kerbtiere, Kerfſe (Hexapoda) erfennt man äußerlich daran, daß ihr Körper in drei Hauptabſchnitte zerfällt, von denen der Kopf zwei Fühlhörner und der Mittelleib ſe<s Beine, meiſt auh vier oder zwei Flügel trägt, während der aus 9—10 Ringen zuſammengeſeßte Hinterleib im allgemeinen der Gliedmaßen entbehrt. Die Entwielung iſ mit einer Verwandlung verbunden.

Der Kopf, für den Beſchauer des vollkommenen Fnſektes aus einem einzigen, nach der Entwicelung aber aus vier Stücken (Segmenten) beſtehend und dur weiche Haut mit dem Mittelleibe verbunden, fann für ſi allein bewegt werden, na allen Seiten hin, wenn er frei vor jenem ſißt, mehr beſchränkt, wenn er in die Höhlung vor deſſen Vorderteile wie der Zapfen in ſeine Pfanne eingelaſſen iſt, oder wohl gar von oben her daron überragt wird. Er trägt die Augen, ein Fühlerpaar und drei Paare von Kiefern, ſämtlich Werkzeuge, welche für den Kerf von größter Bedeutung und darum auh von uns einer näheren Betrachtung zu unterziehen ſind; zuvor ſei no< bemerkt, daß die Gegend zwiſchen den oberen Augenrändern die Stirn, der Raum hinter den hinteren Augenrändern bis na< der Mundöffnung hin die Wangen, die vordere Partie von der Stirn abwärts das Geſicht und der vorderſte Teil desſelben vor der Mundöffnung das Kopfſchild (clypeus) genannt wird.

Die Augen der Jnſekten ſind an beiden Seiten des Kopfes unbeweglih angebracht. Deſſenungeachtet dürfte der Kerf ein größeres Geſichtsfeld beherrſchen als die Wirbeltiere mit ihren zwei beweglichen Augen. Ohne den Körper zu rühren, ſchaut er zugleich nah oben und unten, nah vorn und hinten, wie der flüchtige Schmetterling lehrt, der ſich niht beſhleichen läßt, von welcher Seite man au< nahen mag. Der Grund von dieſer Umſichtigkeit liegt in dem Baue eines ſolchen Fnſektenauges. Dasſelbe beſteht nämlich aus einer überraſchenden Menge kleiner Äugelchen, deren jedes ſi< auf der gemeinſamen Oberfläche, der Hornhaut, in Form eines fleinen, meiſt ſe<se>igen Feldes oder einer „Facette“ fenntlih macht. Die Anzahl der legteren liegt zwiſchen ſehr weiten Grenzen: hier finden ſi< nux 20, wie bei gewiſſen kleinen Käferhen (Pselaphus), dort 25,000, was bei einem anderen Vertreter (Mordella) derſelben Ordnung der Fall iſt; die Ameiſe