Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5, стр. 698

622 Siebente Ordnung: Schnabelkerfe; zweite Familie: Schildläuſe.

Eine im ſüdlichen Europa häufig an Feigenbäumen, Myrten und dem Ruscus aculeatus vortommende Schildlaus, welche für die betreffenden Pflanzen ſ{hädlih wird, erhielt von Linné den Namen Coccus rusci, wurde aber von Signoret in die neugeſchaffene Gattung Ceroplastes verſeßt. Die Art bietet neben ihrer Schädlichkeit ein weiteres Jntereſſe deswegen, weil ſih das beſruchtete Weibchen mit einem weißen Wachsüberzug bede>t, welcher, dur<h Ather oder ko<hendes Waſſer ausgezogen, 60—65 Proz. des Körpergewichts beträgt. Dieſes Wachs iſt weit gehaltvoller als das der Bienen, indem es über 54 Proz. Cereoline enthält, gegen nur 5 des Bienenwachſes. Außerdem kennt man no< drei weitere Wachs erzeugende Schildläuſe, den Ceroplastes ceriferus, welder in Oſt indien am Celastrus ceriferus Lebt, den Coccus ceriferus des Fabricius, wel<hen Signoret Ericerus Pe-La genannt hat, aus China. Dieſe Schildlaus, deren Männchen ſi dur beſondere Größe auszeihnet, lebt an den verſchiedenſten Pflanzen und liefert ein vorzügliches Wachs, mit welchem die Chineſen einen einträglihen Handel treiben. Die lezte Art, Coccus axin, lebt in Yukatan und Mexiko.

Die Manna-Schildlaus (Coccus [Gossy paria] manniparus) hauſt in der Umgebung des Berges Sinai auf der Manna-Tamariske und erzeugt dur<h ihren Stich den Ausfluß des Zu>erſaftes, welcher eintro>net und abfällt, oder, dur<h den Regen gelöſt, in größeren Tropfen herunterträufelt und als die eine Art von Manna in den Handel gelangt. Die wachsgelbe Hautfarbe des Weibchens wird von weißem Flaum überzogen; das andere Geſchlecht kennt. man noh niht.

Die La>kſchildlaus (Coccus [Carteria] lacca) liefert dur< ihren Körper den roten La> und als Ausſhwißungen aus ihrer Haut die in verſchiedenen Formen unter dem Namen Sto>- und Schella> oder Gummila> in den Handel kommenden Produkte. Die wenigen Nachrichten, welche über die Lebensweiſe dieſer oſtindiſhen Schildlaus bekannt geworden ſind, ſtimmen nicht in allen Punkten überein und laſſen überdies manche Lüde. Nach Kerr und Roxburgh ſ<hmaroßt ſie auf einigen Feigenarten (Ficus religiosa und indica), auf der Ploſſo (Butea frondosa) und drei verſchiedenen Mimoſen, nah Carter (1860) bei Bombay auf dem ſ{huppigen Flaſhenbaume (Anona squamosa). Die jungen Tiere zeihnen ſih durch lanzettförmigen Körperumriß, zwei lange Shwanzborſten, ſe<s Beine und mit drei aſtartigen Borſten verſehene, fünfgliederige Fühler aus. Sobald ſi die Weibchen angeſogen haben, ſchwellen ſie an und bekommen unter Verluſt der Füße und Fühler eine birn- oder faſt kugelförmige Geſtalt, in leßterem Falle jedo<h am vorderen Ende eine bemerkbare Verengerung. Dieſe Anſchwellung hängt mit der ſofort nah dem Anſaugen beginnenden Labildung zuſammen, denn dieſer überzieht das Tier vollkommen, jedoch porös, ſo daß eine Verbindung des Körpers mit der äußeren Luftſchicht behufs des Atmens ermögliht wird. Nach Carters Beobachtungen ſ{hlüpfen die Larven zweimal im Jahre aus den Eiern, das entwi>elte Männchen erſcheint ſpäter als das Weibchen und je nah der Jahreszeit in zwei verſchiedenen Geſtalten, im September ungeflügelt, im März geflügelt und dem Männchen der Kohenille ſehr ähnlich. Gleih nah der Paarung ſoll es in der raſh vom Weibchen ausgeſchwißten flo>igen Maſſe umkommen. Die Lackfarbe wäre im weiblichen Eierſto> enthalten, das Gummi, wie bereits erwähnt, die Ausſchwißungen der Körperhaut, infolge des Feſtſaugens an der Nährpflanze. Aus den Lackgehäuſen ſind verſchiedene Schmaroßer erzogen worden.

Schon lange vor Einführung der amerikaniſchen Kochenille kannte man in Europa die polniſhe Kochenille, das Johannisblut (Porphyrophora polonica) ebenfalls eine Schildlaus, welche um Johannis geſammelt wurde, darum eben und wegen ihrer roten Körperfarbe leßteren Namen bekam. Sie lebt an der Wurzel einiger allgemein verbreiteter, Sandboden liebender Pflänzchen, beſonders des Knäuels (Seleranthus