Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 5

742, Dritte Ordnung: Milben; ſe<ſte Familie: Lausmilben.

und Verdorbenheit des Mehles abgibt. Übrigens leben noh einige andere Arten an den beiden eben genannten Nahrungsmitteln. Zahlreiche Milbenarten, welche an den verſchiedenſten Jnſekten, wie Fliegen, Bienen, Hummeln, Totengräbern u. a., gefunden worden ſind und ſich dur< nur ſe<s Beine und zahlreiche Saugnäpfe an der Bauchſeite auszeichnen, wurden von Dugès unter dem Gattungsnamen Hypopus zuſammengefaßt. Nun haben aber ſpätere Beobachtungen ergeben, daß dieſelben Larvenformen von TyroglyphusArten und Milben ſind, wel<he niht auf den betreffenden Gliederfüßern ſhmaroßen, ſondern ſih von ihnen nur an Ortlihkeiten tragen laſſen, die für ihr künftiges Leben nach erlangter Geſchlechtsreife geeignet ſind.

Der weiße Beſchlag auf getro>neten ſüßen Früchten, wie Pflaumen, Kirſchen, Roſinen, Feigen u. a, entſteht niht immer dur<h Ausſhwißung des Zu>erſtoffes, ſondern nicht ſelten dur Tauſende von Milben, welche verſchiedenen Arten der Gattung Glycyphagus (Süßmäuler) angehören, ausgezeihnet dur< niht einfache, ſondern gefiederte Behaarung. Die näher bezeichnete Art heißt G1. prunorum Her., domesticus Deg. Die beiden genannten Gattungen hat man neuerdings als Familie der Tyroglyphiden von den Sarkoptiden abgeſchieden, ebenſo die Dermaleichiden oder Vogelmilben, winzige Milben von meiſt längliher Form mit fein querfaltiger Haut, ſcherenförmigen Kieferfühlern, meiſt dreigliederigen Taſtern und unter ſih meiſt ungleichen Beinen. Namentlich tritt bei den Männchen das dritte Paar nicht ſelten ſtark verdi>t und verlängert auf und verleiht den Tierchen ein wunderbares Ausſehen. Man kennt zur Zeit etwa 12 Gattungen mit ungefähr 80 Arten, welche faſt alle auf Vögeln ſhmaroßzen, hier aber

Käſemilbe (Tyrosly- ni<ht weiter berü>ſihtigt werden können. Pphus siro). Starf ver= größert.

Jahrhundertelang waren die Gelehrten und unter ihnen beſonders die Ärzte geteilter Anſicht über das Weſen jener läſtigen und zum Teil ekelhaften Hautkrankheit, deren Name „Kräße“ überall einen unangenehmen Klang hat. Seitdem die mancherlei Hautkrankheiten richtiger unterſchieden und ihre Urſachen gründlicher erforſcht worden ſind, hat ſi< unzweifelhaft herausgeſtellt, daß die Kräße dur<h das Wühlen von Milben in der Oberhaut entſteht und daher niemals von ſelbſt, ſondern dur< unmittelbare Anſtekung von außen oder dur von Kleidungsſtücken, Betten 2c. vermittelte Übertragung von Kräßmilben oder deren Eiern zum Ausbru< kommen kann. Das Tier nun, welches beim Menſchen die genannte Krankheit verurſacht, heißt die Kräßmilbe des Menſchen (Sarcoptes hominis, Abbild. S. 743), wenigſtens verdient dieſer von Raspail eingeführte wiſſenſchaftlihe, neuere Name den Vorzug vor dem älteren: Acarus scabiei des Fabricius, weil die unzureichende Beſchreibung dieſes leßzteren Entomologen zweifelhaft läßt, ob er wirkli< das in Rede ſtehende Tier vor ſih gehabt habe oder ein anderes, ſehr ähnliches, deren es no< mehrere gibt.

Die Krätße zeigt ſih als zerſtreute, doh meiſt auf einzelne Körperteile mit dünner Oberhaut, wie Handgelenk Ellbogen, Knie 2c., beſchränkte, linienförmige Erhöhungen (Gänge), deren jede für ſi<h von einem gereizten Punkte ausgeht, und die ſih in ihrer Geſamtheit je nah der verſchiedenen Empfänglichkeit des Behafteten und der Hautgegend als Punkt, Wärzchen, Bläschen oder Puſtel zeigen. Wenn nämlich die Kräßmilben auf die Haut gebracht werden, ſo bohren ſie ſi< mehr oder weniger ſhräg dur< eine Hautfurche oder neben einem Haáre ein und geben dabei eine ſharfe Flüſſigkeit von ſih, welche durch ihren Neiz die erwähnten Punkte, Bläschen 2c. erzeugt. Jn dieſen Anfängen der Kräße findet man keine Milben, weil ſie ſi< entweder ſhon tiefer gegraben oder bereits ſchon