Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
8 Krebſe. Allgemeines.
der Länge nah ſpalteten. Nachdem jedo< dieſe ſhwierige und gewiß ſ<hmerzhafte Arbeit vollendet, entledigt er ſi ſeiner Kleidung geſ<hwind. Er zieht den Kopf unter dem Rücfenſchilde hervor, und der Schwanz begibt ſi< nun leiht aus ſeinem Futterale heraus. Die abgeſtreiſte Hülle iſt bis auf jenen Riß am S<hwanze vollkommen unverſehrt. Der eben aus feiner Hülle gekvrohene Krebs (Butterkrebs) hat eine weiche Hautbede>ung, welche jedoh ſhon nach einigen Tagen dur reihlihe Ablagerung von Chitin und Kalk die Feſtigkeit des alten Hautſfelettes erlangt. Die Periode der Neubildung und Erhärtung dauert bei den kurzſhwänzigen Krebſen oder Krabben bedeutend länger; ſie ziehen ſi<h während der Zeit zurü>, indem ſie ſih in Felsrißen oder unter Steinen oder auh in Erdlöchern verbergen. Nicht alle Kruſtentiere werfen indeſſen ihre Haut im ganzen ab, manche, wie beſonders die Aſſeln, häuten ſih oft, aber meiſt fällt die alte Haut in einzelnen Feten ab, ſo daß der Vorderteil des Tieres noh in der alten Schale ſte>en kann, während das Hinterende ſhon davon befreit iſt. Das Häuten der Zehnfüßer ſoll nah Vißou dadurch weſentli erleihtert werden, daß weit mehr Waſſer als ſonſt dem Blute beigemiſcht iſt, das dann auh weniger leiht koaguliert, und Giesbre<ht beobachtete an einem Hüpferling (Notopterophorus), daß er vor der Häutung ſih das ganze Darmrohr mit Waſſer füllte und hierdurch die Sprengung der alten und Glättung der neuen Hülle weſentlich erleichterte.
Die Zahl der Häutungen, welche ein Kruſtentier in ſeinem Leben zu erledigen hat, iſt nah den Arten ſehr verſchieden und ſcheint ſih im allgemeinen nah der Größe derſelben zu richten, ſo daß ſi< kleinere viel öfter als größere häuten. Furine beobachtete, daß Waſſerflöhe innerhalb 17 Tagen ſih 8mal dieſem Geſchäft unterzogen. Unſer Flußkrebs häutet ſih im erſten Jahre 8—10mal, im zweiten 6mal, im dritten 4mal, im fünften, in dem er fortpflanzungsfähig wird, 2mal, vom 6.—15. einmal und dann niht mehr. Die Weibchen, welche au< im Wachstum zurü>bleiben, häuten ſi< weniger oft (Micha). Der ganze Prozeß kann bei Krabben dur<h die Gegenwart gewiſſer paraſitiſher Rankenſüßer (Sacculina) für mehrere Jahre unterbrochen werden, und ähnliches dürfte auch ſonſt noh vorkommen; wenigſtens behalten Larven von Hüpferlingen, welche mit den Larven von Eingeweidewürmern (Distomum) beſeßt ſind, zeitlebens einen embryonalen Charakter.
Bei manchen, vielleicht bei allen Krabben ſcheinen ſih die beiden Geſchlechter niht zugleich zu häuten, aber nah der Häutung des Weibchens findet die Begattung ſtatt. Die Männchen der Strandkrabbe (Carcinus maenas) bemächtigen ſi< nach einer intereſſanten Beobachtung von Coſte der Weibchen zur Zeit, wenn die Häutung derſelben bevorſteht und ſchleppen ſie mehrere Tage mit ſi< herum, um dieſe abzuwarten. Gleich läßt ſich das ſriſhgehäutete Weibchen indeſſen niht begatten, ſondern erſt nah einigen Tagen, wenn der Panzer ſchon eine gewiſſe Härte erreiht hat. Die Eier, welche die Krabbenweibchen wie viele weibliche Krebſe an ihrem Leibe befeſtigt mit ſih herumtragen, haben ſo zwiſchen den Häutungen, bei denen ſie ſonſt mit abgeworfen und verloren gehen würden, die nötige Zeit, ſih zu entwi>eln.
Die Größenzunahme nach der Häutung iſt niht unbeträhtlih. Hyatt beobachtete, daß ein Hummer nach derſelben um mehr als den fünften Teil ſeiner früheren Länge zugenommen hatte.
Der Körper der Krebſe zerfällt wie der aller Gliedertiere in eine Reihe hintereinander gelegener Ringe, Segmente oder Metameren. Aber der Grad der Segmentierung kann ein ſehr verſchiedener ſein. Nur in ſehr ſeltenen Fällen iſt das Kopfſegment oder ſind richtiger die fünf Kopfſegmente deutlih von dem darauf folgenden erſten Bruſtſegment getrennt, meiſt vielmehr ſind ſie mit ihm verwachſen, und dieſes ſeinerſeits wieder mit einer kleineren oder größeren Anzahl der folgenden Bruſtſegmente zu dem