Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

Panzergeißler. Leuchttierhen. Pyrocystis. — Eiförmige Gromie. 688

Die größten dieſer Körperchen waren rund und hatten beinahe 1 mm im Durchmeſſer. Sie beſtanden aus einer zarten, äußerlichen Haut, zu dünn, als daß ſelbſt mit dem Mikroop ihre Natur ſicher hätte beſtimmt werden können, die aber wohl kieſelig geweſen ſein dürfte, denn wenn man eine ſolche kleine Kugel zwiſhen Daumen und Zeigefinger mit größter Vorſicht zerquetſchte, ſo zerſprang ſie wie äußerſt dünnes Glas. Wenn eine ſolche Kugel dur das Schwebnet angeſtoßen iſt, enthält ſie in der Regel eine waſſerhelle Flüſſigfeit mit einer kleinen, unregelmäßig geſtalteten Menge gelbbrauner Sarkode, die an einer Stelle der Junenſeite der Hülle haftet. Wenn das Weſen einige Zeit ungeſtört in See: waſſer geweſen iſt, fängt dieſe Sarkode an Fortſäße auszuſenden, die ſich nach und nach zu einem Neßwerk anaſtomoſierender Ströme auf der ganzen Fnnenſeite der Hülle geſtalten, und in dieſen Strömen bemerkt man die eigentümliche und ſo hoh <arakteriſtiſhe Bewegung des lebenden Protoplasmas, in dem entlang jedes Stromes Fetttröpfchen und winzige Körnen gleiten. Bei ſtarker Vergrößerung zeigt es ſi, daß das Protoplasma aus einer hellen, fiebrigen Subſtanz beſteht, die ſi<h von dem übrigen flüſſigen Fnhalt der Zelle deutlich fondert und mit gelben Körnern, Élumpigen Maſſen, Öltröpfchen und lihtbre<henden Körperhen beſetzt iſt. Nach der Mitte zu befindet ſih immer ein großer, deutlicher Kern, der aus etwas _feſterem Material beſteht, von grauer Farbe iſt und durch Karminlöſung leicht gefärbt wird.

Die Geißeltierhen find entweder Einzelindividuen, oder fie bilden Kolonien, die nicht immer feſtſißend zu ſein brauchen, ſondern manchmal ſi ſ{<wimmend ziemlih raſch bewegen.

Zweite Klaſſe, Die Wurzelfüßer (Rhizopoda).

Wir halten uns zur Beobachtung niederer Seetiere an irgend einem Punkte der Geſtade des Mittelmeeres auf und haben von einem mit Algen bewachſenen Felſen eine fleine Portion Pflanzen mit dem ihnen anhaftenden Sande und Schlamme in einem größeren Glasgefäße mit reihlihem Waſſer ſeit einigen Tagen auf dem Zimmer ſtehen. Alles gröbere Getier, was ohne weiteres dem unbewaffneten Auge ſichtbar und mit einer feinen Pincette gefaßt werden kann, zierliche Riſſoenſ<hne>en, Krebshen, Würmer, ſind möglichſt entfernt worden, da unſere Abſichten auf andere Erſcheinungen gerichtet ſind. Fndem wir nun die Wand des Gefäßes mit der Lupe abmuſtern, ſehen wir hier und da ein bräunlihes Körnchen haften und bemerken ſogar an den größeren Exemplaren, daß ſie von einem zarteſten Ney und Strahlenkranz leiter Fäden umgeben ſind. Vorſichtig wird einer der Körper unter das Mikroſkop gebra<ht. Das Fadennes iſt zwar zunächſt verſhwunden, es iſt zurü>gezogen in die eiförmige, ziemlich elaſtiſhe Schale, bei einiger Geduld ſehen wir es aber wieder zum Vorſchein kommen. Die Abbildung, welche ih nach einer lebenden, zur Ordnung der Foraminiferen gehörigen eiförmigen Gromie (&romia oviformis, \. Abbildung S. 684) entworfen, füge ih die Beſchreibung eines der ausgezeihnetſten Kenner der Wurzelfüßer bei, Max Schulte, aus welcher das Weſen dieſer ſonderbaren Geſchöpfe flar hervorſpringen wird.

„Nach einiger Zeit vollſtändiger Ruhe werden aus der einfa<h vorhandenen großen Öffnung der Schale feine Fäden einer farbloſen, dur(hſihtigen, äußerſt feinkörnigen Maſſe hervorgeſhoben. Die zuerſt hervorkommenden ſuchen taſtend umher, bis ſie einen feſten