Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

690 Urvtiere. Zweite Klaſſe: Wuvzelſüßer; dritte Ordnung: Kammerltnge.

Dieſes iſt außerdem eine mit einem aus verhärtetem Plasma, wie es ſcheint, beſtehenden Stiel feſtgewachſene Form, während die meiſten freilebend ſind, wie das bekannteſte und am mweiteſten verbreitete Strahlenkugeltierhen (Actinosphaerium Eichhorni). anche Arten bilden gelegentli<h Kolonien. So trägt das Gittertierchen einen oder mehrere Artgenoſſen auf ſeiner Schale angeſiedelt, und vom Sonnentierchen (A ctinophrys s01) fönnen eine anſehnlihe Zahl von Fndividuen (10—20) ſi< vereinigen und gewiſſermaßen zu einer Maſſe verſhmelzen. Zur Fortpflanzung dürfte eine derartige Vereinigung in keiner Beziehung ſtehen, denn in der Regel trennen ſich die vereinigt geweſenen Sonnentierchen wieder, ohne, weder an ihrem Kerne, noch ſonſt an ihrem Leibe, die geringſte Veränderung zu zeigen. Vereinigung zweier Jndividuen, namentlich eines größeren kernhaltigen mit einem kleineren kernloſen, ſind ſehr häufig. Das größere frißt gewiſſermaßen das kleinere, das aber bei dieſem Akte nicht zu Grunde geht, denn ſein Protoplasma, das in allen Stücken dem des größeren gleicht, wird dieſem lebendig einverleibt und bleibt

mit ihm lebendig. Die Heliozoen pflanzen ſi<h dur< Teilung fort. Dabei zerfällt ein Fndividuum ent-

weder, nah vorhergegangener Teilung des Kerns, in zwei Teile (Teilung im eigentlichen ® “

Sinne des Wortes), oder es löſen ſi<h kleinere Stückchen ab (Knoſpung). Von Clathrulina kennt man eine zweifache Art der Fortpflanzung. Jm erſten Falle teilt ſi< der Weichkörper innerhalb der Gitterkugel in zwei Hälften. Die eine bleibt im Beſiß des Gehäuſes, die andere drängt ſich dur eine der Maſchen heraus und verwandelt ſi<h nach Verlauf etwa einer Stunde dur<h Ausſcheidung von Schale und Stiel aus dem na>ten Zuſtande in den der vollkommenen Clathrulina. Gerade bei dieſer Art der Vermehrung mag es häufig vorkommen, daß die auswandernde Hälfte ſih auf der Mutterhälfte feſtſetzt.

Jm anderen Falle gibt der Weichkörper das Material zu einer größeren Anzahl, 8—10, von Teilſprößlingen, die ſi<h innerhalb der Gitterkugel je mit einer harten Hülle umgeben, dann aus dieſer ausſ{<lüpfen und die Gitterkugel verlaſſen. Sie find nun mit Wimperorganen verſehen, doh dauert das Schwärmſtadium nicht lange.

Jm Herbſt ziehen die Heliozoen ihre Pſeudopodien ein, umgeben ſi<h mit einer Gallertfapſel, und ihr Jnhalt zerfällt dann in eine Anzahl Teilſtücke, welche je einen Kern enthalten und auch eine zarte Hülle beſigen. Fm Frühjahr wird die Kapſel geſprengt und die junge Brut ſ{hwärmt aus. :

Die Sonnentierhen bewohnen ſüßes oder bra>iges Waſſer und ziehen klares dem trüben und unreinen vor. Am ſicherſten findet man ſie in Tümpeln der Laubwaldungen, deren Boden mit alten Blättern bede>t iſt, oder in Lachen der Torfgruben. Auf Kalk: boden ſind ſie ſelten. Sie freſſen, was ihnen Genießbares vorkommt und was ſie bewältigen können, von den Diatomeen bis zum Rädertiere.

Dritte Drdnung. Die Kammerlinge (Foraminifera).

An die weiter oben beſchriebenen Gromien als die einkammerigen, d. h. mit einem einfahen Gehäuſe verſehenen Wurzelfüßer Monothalamia, reihen ſih die äußerſt zahlreichen vielfammerigen, die Polythalamia. Jhr Gehäuſe, meiſtens aus Kalk, bei einigen Sippen auch aus Kieſel beſtehend, ſezt ſi< aus mehreren oder zahlreihen Kammern zuſammen, die meiſt au< äußerlich angedeutet ſind. Aus der verſchiedenen Art der Anordnung und Verbindung geht die äußerſt verſchiedene Form der Schale hervor. Bei