Charakterologie

84 Medizinijche Typologien

von Bleuler geprägt und jeitdem in die gejamte Piychopathologie eingeführt).!)

In geringerem Stadium wirft ji der Autismus zunädjt als eine bejonders ausgeprägte Dijtanz, eine Abgejchlojjenheit des Innern aus als eine überjtarfe Unbeirrbarfeit und Unempfänglichteit gegen forrigierende Einflüjje. Ideen „jeten jic) feit”, Dorjtellungen von der eigenen Derjon und ihrer Rolle in der Welt bleiben unforrigiert. Logijche Einwände haben geringe Kraft; eine weit jtärfere „eigene” Logik, die mit der allgemeinen nicht mehr zujammenzubringen ijt, jteht dagegen. Die Betreffenden find — oft mit deutlicher Überlegenheit — innerlidy überzeugt, dak man fie überhaupt nicht verjteht. Was jie fühlen, paßt nicht mehr in die Argumentationsweije, mit der man jicy normalerweije überzeugt, es paßt jogar nicht mehr in die Ausörudsmittel unjerer Sprache: Unterhaltungen werden zunehmend nußlos. Gefühlsmähkig wiljen fie genau, wiejo jie recht haben, aber wie die Argumente der Umgebung nicht mehr Macht haben über ihre Gedanfengänge, jo haben jie jelbit fein Mittel mehr, jic) auszudrüden. Sie fühlen das und verjtummen — „jperren jich ab“.

Dieje Kontaftzerlöjung gegenüber der Umwelt berubt augenjheinlic) auf einer inneren Spaltung, einer inneren Löjung von Kontakten zwijchen den einzelnen jeelijchen Sunftionen. Es erwedt den Anjchein, als ob Sunttionen, die jonjt einheitlich (und miteinander in engitem Kontakt) von dem einen Ichzentrtum her gejteuert werden, fich verjelbjtändigen und joweit

1) Bleuler, der die Seele in materialijtiihern Modell denft, jabt auch den Autismus nahezu quantitativeatomijtifh. Er meint, dab in diejer Haltung die größere Zahl pjychiicher Elemente autiftijcher Art ijt. Ein jolhes numerijches Überwiegen bejtimmter „Elemente“ pabt heute nicht mehr in unjere Doritellung vom jeelijchen Gejchehen. So forrigiert $. P. Muller („Denken, streven en werkelykheid‘“‘, £eyden 1919; bejprochen bei J.5.0.8.hoop, „Über Autismus, Diffoziation u. affeftive Demenz“, 3.f.d. gej. Neur. u. Pjych. Bd. 97, 1925) das Bild der autijtifchen Haltung folgendermaßen: Zuerjt ijt jtets eine autijtijche, gleichfam mit vorgefaßtem Bilde an die Welt herangehende Haltung da. „Wir er= fahren nicht allein eine Welt, jondern phantajieren fie zugleich” (S. 39). Und dann, im Zufammentreffen mit der Welt des Realen, forrigiert ji erjt im normalen Salle das Bild, bis es pafjend wird. (Wobei es — wie wir hinzufügen — für den Lebenserfolg noch fraglich ijt, ob die wahrheitstreuejte Erkenntnis zugleich die praftijch fördernöfte it und ob nicht die Tebensoptimale Weltaufnahme immer einen gewiljen Überjchuß des autijtifhen Denfens erfordert.) „Autismus“ ilt alfo danadı das Ausbleiben der forrigierenden Empfängnis von der Welt — oder pofitiver ausgedrüdt: das zu jtarfe Überwiegen des „Dor-Bildes“ von der Welt, das über die nachträglichen Eindrüde fiegt.