Charakterologie

Die Kretihmerjhe Typenlehre 85

voneinander abjpalten, daß man meinen fan, es wohnten in dem Kranfen mehrere „Iche“ (Perjonenjpaltung). Aud) der Kranfe jelbjt fühlt jo: eine häufige Klage ijt 3. B. die, daß ihnen „Gedanken entzogen würden". Die Stemöbeitsjpannung, die gewöhnlid nur zwijchen unjerem ganzen jee= liichen Sein und der Umwelt jpielt, jheint in fie jelbjt hineinverlegt. Es fanın jo weit gehen, dah der Eindrud entiteht, jie jeien ein „Gemengjel aus verichiedenen Perjönlichkeiten“. Während bei der anderen Kranfheitsgruppe, dem zirfulären Irrejein, der Kranfe immer nod) derjelbe Menjch bleibt, diejelbe Perjon, findet hier eine richtige Perjonzerjpaltung jtatt, die uns den Kranten [chlieglich gänzlich unverjtehbar madıt, während der Zirfuläre immer nod in Kontakt mit jeiner Umwelt bleibt. Der Brud,, der Zerfall in ijolierte Regionen, geht beim Schizophrenen bis in den „Perjonenfern“ jelbit.

Es gibt die verjhiedenjten Theorien, wie man jid} dieje Zerjpaltung näher zu denfen bat. Stranstyt) fiebt das Wejentlichite diejer inneren Spaltung darin, dab ji Wahrnehmen und Denfen auf der einen Seite, das Emotionale auf der anderen Seite jo verjelbjtändigen und voneinander abtrennen, dab beide zu tontaftlos abgejchlojjfenen Zentren werden. So erklärt ji Stransfty aud) die merfwürdigen Ausdrudserjheinungen: die Kranken haben etwa ein eigentüm-= lich leeres Mienenfpiel; man bat den Eindrud, als ob jidh ihre Gefühle nicht mehr entjprehend, jondern in einer unangemejjenen Weije ausdrüden. Ihr Gejicht nimmt einen Ausörud an, der zu ihrem Innern durchaus nicht paht, weswegen das Mlienenfpiel eigentümlich theatralijch wirkt, hohl und pojiert. So erklärt ih Stransty dann aud) die Gegenfäßlichkeit zwijchen gelegentlichen heftigen Gefühlsausbrühen und langen Streden affeftiver Stumpfbeit, „Affeftlahmheit”, in denen nichts eine Gefühlsbewegung in den Kranfen auszulöjfen vermag. („Affettive Derblödung“ ijt der Ausdrud für die jtärferen Sormen diejer Erfchei= nung; das Gemüt der Kranfen verliert den Bezug zu ihrem Denfen und Wahr=nehmen und verfommt.) — Gruhle?) jieht das Wichtigjte in einer Deränderung der Motiv-Beziehung zwiihen pjychiichen Inhalten. Während im Normalen deut= liche Entjprehung von Sühlen und daraus entjpringendem Wollen und Tun bejteht, jcheint diefer „Motivbezug“ zu zerreißen oder doch fi) anders zu verlagern. Die Kranfen wollen nicht mehr, was ihrem Sühlen eigentlich entjprechen müßte, und feinen ebenjo zwijhen Wollen und Tun Umijtellungen vorzunehmen, die für uns nicht verjtehbar find. — Berze®) fieht als die Grundurfaden diefer Zerfallserjheinungen ein allgemeines Hadlaljen der pjychijchen Aktivität

1) Dementia praecox. Wiesbaden 1909.

2) Die Piychologie der Dementia praecox. Zeitjchr. f.d. gej. Neur. u. Piyd. Bd.81, 1922.

3) Die primäre Infuffizenz der pfydiichen Aktivität. Leipzig u. Wien 1914.