Charakterologie

86 Mediziniche Typologien

an. Die Piychoanalyje jieht in der Schizophrenie eine tiefgehende „Regrejion” = Zurüdwendung) auf frühejte infantile bzw. ardijche Phajen des Lebens. Die Sunftionen „ziehen ji zurüd” auf immer frühere „Bahnungen“ der Sunftionsweijen. — Jung!) nimmt im Anjchluß an Sreuds Lehre von den „Kompleren“ als Urjache eine Art „Gerinnung” unbewußter Komplere an; ujw.?)

Alle dieje Auffaljungen freijen mit verjchiedenen Bildern diejer inneren Dorgänge, um eine gemeinjam erfannte, aber jehr jhwer im Kern zu benennende Grundveränderung, für welche die Ausdrüde „Spaltung“, „innere Atarie”, „Abjperrung”, „Autismus“ ujw. nur Begreifungsverjuhe aus verjchiedener Perjpektive darjtellen. Gemeinjam ijt auf jeden Sall die Dielfhichtigfeit im Innern, was den Kranken das Merimal einer oft jehr unheimlihen Hintergründigfeit gibt. Und eben dies gemeinjame Merkmal werden wir dann beim gejunden Charakter des Ichizothymen Typs wiederfinden. Die Kranken zeigen deutlich eine „Sajjade“ und da= hinter eine oder mehrere Schichten gänzlich anderer Art. (Zuweilen find jie übrigens nur Sajjade, und dahinter ift das reine Nichts, eine völlige Leere.)

Don äußeren Symptomen in hodhgradigem Stadium nennen wir die jogenannte „Katatonie” — das ijt eine völlige förperliche Derjteifung: die Kranfen jtehen in einer grotesten und oft hödhjit unbequemen Stellung itundenlang ftill — und den „Stupor“: das ijt völlige Teilnahmslojigkeit und Eindrudsunfähigteit; die Patienten fißen monatelang in einer Zimmerede und reagieren auf gar nichts.

Der Kranfheitsverlauf ijt jehr verjchiedenartig, die Beteiligung von Deprefjionen und Wahnbildungen aller Art jehr ungleichmähig. Charafteriftijch ift, daß die Krankheit progrejjiv weitergeht, in jogenannten „Schüben”. Meijt unvorausfehbar nimmt die Spaltung plößlic) in einem jolchen „Schube“ zu, bildet fich nie völlig zurüd, bleibt oft auf dem vollen erreichten Grad. So führt die Krankheit, zuweilen in wenigen Jahren, oft aber auch fich auf Jahrzehnte ausdehnend, zu immer größerem Zerfall. Sie fommt entweder in irgendeiner Gradjtufe zum Stehen oder führt zu immer größerer Ablöjung von der Umwelt, zu immer jtärferen Graden innerer Zujammenhangslojigteit. Der Kontatt mit dem Kranfen hört ihlielich ganz auf. (Obwohl man entgegen früheren Anjichten heute

1) Dementia praecox. Zürid) 1908.

2) Siehe zu diefen Theorien, die nur einen einen Teilausjcnitt aus der Theorie der Schizophrenie geben, die Arbeit von Wiersma: Dementia praecox und pfychifche Energie. Zeitjchr. f. d. gej. Neur. u. Pjych. Bd. 95, 1925. — Die grundfegende Arbeit von Bleuler: Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien, fiehe in Afjchaffenburgs Handb. d. Piychiatrie. Spez. Teil, 4. Abt., 1. Hlft. 1911.