Charakterologie

124 Mediziniiche Typologien

geitellt hat, würde von unferer Anjicht her, mit einem Ja beantwortet, nicht gegen Kretjchmer jprechen. Denn — wie immer wieder betont werden muß — die Kehrjeite diejes „Mangels“ der Typenerfenntnis ift die, dab wir den Charakter überhaupt nur an feinen Ausprägungen gliedern und fajjen fönnen — daß er uns nur greifbar wird, wo er fich „berrannt“ hat. Es ijt das Tragijche aller Sormgewinnung (in der Natur, in der Kunit, in wiljenihaftlihen Stagerichtungen und überall), daß die zu Ende geprägte Sorm das Ende der Entwidlung anzeigt. Nur die Krujten, die das Leben ausbildet, Iajjen jich begreifen, das Leben jelbit wohnt im Slüjligen, das nod zu aller Geitaltung fähig ilt. Goethe läßt den Antipoden des ins Unendliche jtrebenden Saujt, den „typijchen“ Gelehrten Wagner vom weijen Mephijto zu Thales führen, damit er den Urjprung allen Lebens im ewig Slüfjigen des Wajjers als des Urprinzips der Welt erfennen lernt. Sauft aber wandelt zwijchen Schizothymie und Zyflothymie und zwilchen allen anderen faßbaren Typen mitten hindurch in den Himmel hinein.

Aus dertiteraturzumThema: Konftitution und Charalter. (Mit Ausnahme der jhon innerhalb diefes Abjchnittes angegebenen.)

Ein umfajjendes Literaturverzeihnis zum allgemeinen Problem (etwa 400 Arbeiten) findet der Leer bei Mar Schmidt, Körperbau und Geijtesfranfheiten. Berlin 1929. — Bis 1927 jtellt die Literatur gut zufammen Georgi, Körperbau und jeelijhe Anlagen (im Handbuch der Geijtestrantheiten, herausgegeben von Oswald Bumte, 3. Teil, Berlin 1928). Noch jpezieller auf Kretichmer bezogen ijt die Literaturzufammenftellung von Laura Polen, Körperbau und Charakter. Archiv f. d. gej. Piychologie, Bd. 66, 1928 (bis März 1928).

Über den Konftitutionsbegriff unterrichtet am Türzeften der Artitel „Kon= ftitution“ von €. Kahn in Birnbaums Mediziniijhem Handwörterbud, Leipzig 1950. (Aus der dort angeführten Literatur heben wir hervor: Jul. Bauer, Die Tonftitutionelle Dispojition zu inneren Krankheiten. 2. Aufl. Berlin 1921. Mar Pfaundler, Was nennen wir Konftitution, Konftitutionsanomalie und Konftitutionstrantheit? Kliniihe Wocenjchrift 1922, Ar. 17. — €. Toenijjen, Konftitution und Körperzujtand. Münchener med. Wocenjchrift 1921, Ur. 42.)

Der Konftitutionsbegriff gehört übrigens (wie der Dispojitionsbegriff und alle verwandten) zu denjenigen, die an jich jelbjt nicht präzilierbar find. Durch die Körperbejchaffenheit hindurch bezielen wir mit ihm jenes jtrufturelle Etwas, das die allein jihhtbare äußere Gejtalt jchafft (bzw. die äußere Reaftionsweije). Alles, was wir faljen, find fhon Rejultate der Konftitution. Die „individuelle Art der Reizbeantwortung“ ijt nicht die Konftitution, fondern tommt aus ihr.