Charakterologie

128 Mediziniihe Typologien

Die weiteren Unterjuchungen zeigten zunädjit, daß es verjchiedene Grade der Intenjität und der Dauer der Anjchauungsbilder gibt. Es zeigte fich außerdem — und dies war ein bejonders jtarfer Beweis für die „leibhaftige Sinnlichfeit" der Anjchauungsbilder —, daß jie denjelben optijchen Täu= ihungen unterlagen wie die realen wahrgenommenen Gegenjtände der Wirklichkeit.t)

Dor allem aber zeigte jih — was für die Charafterologie von großer Bedeutung wurde —, daß es zwei verjchiedene Sormen der eidetijchen Deranlagung gibt. Bei der erjten liegen die Anjchauungsbilder völlig in dem Willen des betreffenden Individuums. Eidetifer diejer Art fönnen die Anjchauungsbilder gleihjam aus der Phantajieanjtrengung heraus erzeugen und ebenjo wieder willentlid; verjhwinden lajjen. Die Bilder jteben ihnen als ihre eigenen Produfte gegenüber. (Immer aber in jinnlicher Un= mittelbarfeit!) — Der andere Typ Eidetifer fann die Bilder weder willentlic) hervorrufen nody willfürlidh verjhwinden lajjen. Sie fommen als etwas Stemdes — oft beläjtigend, bei Kindern des Nachts ängjtigend —, als etwas nicht Wegzuwijchendes über ihn. Die erjte Art der Anjchauungsbilder wählt fontinuierlid) aus der ganzen Einjtellung des Betreffenden heraus, — die zweite Art jteht wie ein Sremdförper unverbunden mit der jonjtigen geijtigen bzw. phantajiemäßigen Tätigfeit vor jeinem Blid.

Es zeigte jich weiter, daß die Eidetifer ihre Anjchauungsbilder aud) verihieden an=jehen. Der Ausdrud der Augen hat bei den beherrjhbaren Bildern (die fontinuierlich aus dem übrigen Pjychijchen herauswacen) etwas Stijches, Offenes. Die Augen haben Glanz, fie jehen aktiv hinaus in die Welt. Der Blid greift von fich aus nad} den Bildern, die innerlich bejaht werden. Bei der zweiten aufgezwungenen Art des Bilderjehens bliden die Augen glanzlos, angejtrengt, mit zujammengefniffenen Lidern, eher abwehrend als bejahend auf die Bilder, eher miktrauijc gedämpft, angejtrengt im pajjiven Sinne auf das „Sremde”, das ohne Zujammenhang mit dem übrigen pjydijchen Sein vor ihnen jteht.

Auch fonjt zeigte die Mimit und Körpergeftit deutliche Unterjchiede. Die Individuen mit zufammenhängend aus allem übrigen herauswadjjenden Anjchauungsbildern hatten Iebhafte Mimit und lebhafte Bewegungen (die Reflexe zeigten eine gejteigerte Erregbarkeit), waren im ganzen gelodert, jo als ob alles Einzelne jtets im Strome des Ganzen itehe und fich funttional leicht auswechjeln ließ. Die Perjonen mit den jtarren zufammen-

1) Im einzelnen näher bejchrieben und belegt bei W. Jaenjd, Grundzüge einer Phufiologie und Klinit der pjychopbyfiihen Perjönlichteit. Springer, Berlin 1926.