Charakterologie

146 Medizinifhe Typologien

lihen anderer Typ herausjpringt, deutliher als beim Dergleich diejer beiden einander fongenialen Typologien. Die Abentuierung des Gemüthaften, Warmherzigen beim Kretijchmerjchen Zyflothymifer genügt, daß jich einerjeits viele Charaktere in diejfer Perjpektive als flare Typen daritellen, die Kretijchmer „im Kern“ trifft, und daß andererjeits für andere Charaftere, auf die alle Merfmale des Zyflothbymifers „aud) pajjen“, die aber außerhalb gerade diejes Afzentes liegen, die Jaenjchjiche Typologie überzeugender ilt.

Eine zweite Sorm des „Konfurrenzfampfes“ zwijchen den beiden Typo= logien läge darin, daß einer der beiden Sorjcher die überzeugendere biologijche Grundlegung liefern könnte. Kretjhmer und feine Schule find bemüht, Beziehungen zwijhen ihren Typen und dem Drüjenapparat aufzufinden. Jaenjch und feine Schule haben durch die Beziehung zum Morbus Bajedow und zur Tetanie (und durd) andere medizinijche Unterfuchungen: über Rotlichtigfeit, pharmafologijche Beeinflujjung der eidetijhen Erjhheinungen ujw.) gleichfalls eine tlare Richtung ihres biologijhen Sorjchens eingejchlagen. Auch da beiteht fein Gegenjak, jondern wiederum weitgehende Ähnlichkeit, denn die Sormgeitaltung des geiltigen wie des förperlichen Habitus hängt jicher entjcheidend vom glandulären Apparat (Drüjenapparat) ab. Da aber die Drüjenforjchung bei aller verblüffenden Einzelleijtung noch völlig im Dunfeln tappt, wo es fich um die eindeutige Zurüdführung bzw. vorjichtiger ausgedrüdt: um die Paralleljegung einzelner, bejtimmter Sunftionsweijen der Körpervorgänge zu beitimmten einzelnen Sormen des Habitus handelt, jo fannı heute aud) von diejer Art „Erjeßung“ der beiden Typologien durd) ein= ander nicht gejprochen werden, weil in abjehbarer Zeit ein jolcher entjcheiden= der Dorjprung in der biologijhen Zurüdführung jehr unwahrjcheinlich it.

Unferer Anjicht nad) jtellen die beiden Richtungen im Derhältnis zuein= ander nicht mehr Gegenjäßliches und damit Unbefriedigendes dar, als überhaupt verjchiedene Perjpeftiven jtets dadurch etwas Unbeftiedigendes haben, daß unjer Wunjd, von einem Gejichtspunft her „endgültig” das Werden der verjchiedenen Charatterformen zu erfajjen, nicht erfüllt wird. Diefen Wunjch aber wird feiner hegen, der auch nur in die erite ProblemIchicht des Charakters eingedrungen ijt. Und da aljo dieje Hoffnung aus= icheidet, wird man es nur begrüßen, da% gerade durch die Ähnlichkeit einerjeits die eine Typologie von der andern mandıe Stüße erhält, andererjeits genug Derjchiedenes bleibt, um eine lebendige fruchtbare Auseinanderjegung auf lange Zeit einzuleiten, von der beide Schulen nur gewinnen fönnen. Aus ihr wird über furz oder lang wahrjcheinlic) eine weitgehende Zufammenlegung der beiden Typologien erwacdjen, wobei aber zu wünjchen ilt, daß jede der beiden Richtungen ihre Eigenart recht lange feithält.