Charakterologie

164 Aus der medizinijchen Pfjychologie

B. Die Aufbaufyfteme der Charakterologie.

I. Aus der medizinifhen Pfychologie.

Zwijchen den Typenjchilderungen, die das ganze Bild des Charakters beichreiben und den Derjuchen, den Charafter in einzelne Grundfomponenten zu zerlegen, jtehen die Schilderungen einzelner auffallender Charaftererjcheinungen. Aud) hier hat die Piychopathologie weitaus die bedeutenditen Leiitungen hervorgebracht. Zum Teil begnügt fie jic) mit der einfachen Bejchrei= bung und Einteilung, zum Teilverjuctt fie Erklärungen, indem jie Grundfunftionen aufitelft, aus deren proportionaler oder unproportionaler Miihung fie die Erjcheinungen der auffallenden Charaftere abzuleiten verjudt.

Wir folgen auch hierbei Kretjchmer!). — Ein großer Teil der im folgenden berührten Sragen ijt von Sonderrichtungen der Piychopathologie, bejonders von der Pijyhoanalyje und von der Individualpjychologie, ausführlich bearbeitet und von Kretjcmer nur zujammengefaßt und in jeine allgemeine Betrachtung eingegliedert. Anderes, wie vor allem das Syjtem des Durchgangs der Erlebnijje durd; das Innere, ift Kretihmers eigenes jyjtematijches Derf.

Nicht eingegangen werden foll hier auf die Gliederung ganzheitlicher Piychopathentypen, wie jievon Gruhle, K. Schneideru. a. vorgenommen worden ilt, — Unterfuhungen, die an jich wohl in diejen Abjchnitt gehörten, die aber für den gefunden Charakter weit weniger Bedeutung haben als die Schilderungen einzelner auffallender Charaktereriheinungen, die fajt ausnahmslos aud) im Grenzbereid) des Normalen eine wichtige Rolle jpielen.

1. Einzelne auffallende Charaftereriheinungen ohne Syftem. a) Komplere und überwertige Ideen.

Ich zitiere die Definition von Kretihmer: „Affektitarfe Erlebnijje, bejonders unangenehmer Art, haben bei bejtimmt veranlagten Menjchen mandmal die Tendenz, zu jeelijhen Stemöförpern zu werden, jich jo jtarf von dem weiteren Sluffe pjuchiichen Geichehens abzujpalten und zu ijolieren, daß fie mit dem Willen, von ihnen loszufommen, nicht mehr weggebracdht werden können. Sie lajjen fi) nicht aufjaugen, fie fönnen weder einfad) vergejjen, no} für das aftuelle piychiiche Gejchehen nutbar gemadt werden.

1) Sein Wert „Medizinijche Pjychologie“, 4. Aufl. Leipzig 1930, jei gerade auch dem Nichtmediziner jehr empfohlen.